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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel
Autoren: Jacques Berndorf
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hat, und ob ich da eine Idee habe und so.«
    »Hattest du eine Idee?«
    »Nein, hatte ich nicht.«
    »Ich frage zwei Sachen: Ist es jemals vorgekommen, dass Jamie-Lee über Nacht irgendwo geblieben ist, ohne zu Hause Bescheid zu sagen? Und als du jetzt davon gehört hast, an welchen Menschen hast du da zuerst gedacht?«
    »Dass sie weggeblieben ist, ist selten vorgekommen. Und ich habe an keinen Menschen gedacht, an wirklich keinen. - Und kann ich sie noch einmal sehen, wenn sie beerdigt wird?«
    »Das denke ich schon, das musst du mit ihren Eltern besprechen und mit deinen Eltern. Das muss eigentlich gehen. Du hast ja wahrscheinlich gehört, dass Jakob Stern zum Verhör zu der Mordkommission gebracht wurde. Glaubst du, dass das was bringt?«
    »Also, bestimmt nicht. Weil, Jakob ist ein klasse Typ, und er mag Kinder, und er sagt immer, sie wären die besten Erwachsenen. Er hat einen Bruder, der heißt Franz, der ist noch cooler, aber meistens ist er nicht da. Über den reden die Leute nicht gut. Aber wenn er da ist, zeigt er uns Fährten im Wald und Tiere am Wasser. Mein Vater sagt, sie haben Jakob mitgenommen, um zu zeigen, dass sie schnell … also schnell aufklären, was da gelaufen ist. Mein Vater hat ja schon protestiert, und er hat gesagt, dass er Jakob da rausholt, da bei der Polizei, weil die ihn doch mitgenommen hat nach Aachen.«
    »Das ist verdammt gut«, sagte ich. »Pass auf, ich gebe dir meine Visitenkarte, und du rufst mich an, wenn dir irgendetwas einfällt, was du vergessen hast. Oder wenn irgendetwas passiert, was komisch ist, oder so. Aber du musst deinem Vater dann Bescheid geben, ich will, dass er das weiß.«
    »Ja, klar«, nickte er.
    »Und wenn du unsicher bist, oder Angst hast, ruf mich an. Ich verspreche dir, ich komme sofort.«
    »Ja«, sagte er.
    Dann weinte er plötzlich und übergangslos, es schüttelte ihn, und er verbarg sein Gesicht in den Händen.
    Ich fasste ihn behutsam an den Schultern und zog ihn nahe zu mir heran. Es dauerte eine ganze Weile, genauer gesagt: Ewigkeiten. Dann drückte er mich behutsam von sich fort und wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht, was zur Folge hatte, dass er den ganzen Rotz im Gesicht verteilte. Ich gab ihm ein Papiertaschentuch.
    »Ich gehe jetzt, und ich bin ständig erreichbar. Festnetz und Handy, nicht vergessen.«
    »Ja«, sagte er und drehte die Visitenkarte zwischen seinen Fingern.
    Der Vater saß in einem Ledersessel und hatte ein Glas mit Wasser vor sich stehen.
    »Er ist okay, er spricht wieder. Ich habe ihn gebeten, mich anzurufen, wenn er mit irgendetwas nicht klarkommt.«
    »Ja, danke.«
    »Er sagte, Sie vertreten diesen Jakob Stern.«
    »Ja, ich habe mich eingemischt. Ich habe den Stern nicht einmal vorher fragen können. Der Staatsanwalt hat ihm dann Bescheid gesagt. Der wollte auch nicht, dass der Mann zum Verhör gebracht wird …«
    »Hat der Kommissionschef ihn tatsächlich einen Verdächtigen genannt?«
    »Ja, hat er. Er hat eine kurze Pressekonferenz im Dorfgemeinschaftshaus gegeben und dabei erklärt, der Stern sei verdächtig. Der Richter vom Jourdienst sagte mir eben, er gibt ihn gegen siebzehn Uhr frei. Ich hole ihn in Aachen ab. Es gibt überhaupt keinen ersichtlichen Grund, ihn zu verdächtigen. Und das wird ein ungutes Nachspiel haben. Geben Sie mir bitte auch eine Visitenkarte, ich melde mich. Und Danke. Hat mein Sohn irgendetwas gesagt, das ich wissen sollte?«
    »Nein, hat er nicht. Lassen Sie, ich finde selbst hinaus. Ich wäre Ihnen aber dankbar, wenn Sie mir einen Termin bei diesem Jakob Stern vermitteln. Sie können selbstverständlich dabei sein.«
    »Das wird sich machen lassen.«
    Ich ging hinaus, den Flur entlang und durch die Haustür. Rodenstocks Wagen stand ein paar hundert Meter entfernt, und ich ging langsam dorthin und dachte dabei an diesen Jungen, der etwas für ihn ganz Wertvolles so brutal und blitzschnell verloren hatte.
    Emma und Rodenstock saßen an einem Tischchen auf dem Gehsteig. Emma hatte ein Whiskyglas vor sich stehen, und Rodenstock hatte sich zu einem Weißbier durchgerungen. Beide wirkten entspannt.
    »Das ist typisch. Während andere Leute hart arbeiten, dröhnt Ihr euch mit Alkohol voll.«
    »Du machst einen zufriedenen Eindruck«, sagte Emma. »Erzähl mal.«
     
    Das Sauerbachtal verlief von Ost nach West, immer parallel zur B266, und wenn man nicht wusste, was man suchte, würde man es nicht so schnell finden. Ein Bach, der Sauerbach, entsprang im oberen Bereich eines mit
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