Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
gewartet.«
    »Das ist auch gut so.« Ich ging rüber zu ihr, bückte mich und küsste sie auf die Stirn. »Welche Ehre! Wie geht es dir denn?«
    Sie wirkte irgendwie edel, sie war nicht geschminkt. Jeans, halbhohe Schuhe, eine einfache, weiße Bluse. »Nicht so gut«, antwortete sie mit flacher Stimme.
    »Hat Aldi dich entlassen?«
    »Nein, haben sie nicht. Im Gegenteil, ich bin jetzt zuständig für drei weitere Märkte.«
    »Ich hoffe, sie bezahlen das.«
    »Ja, tun sie. Aber das ist es nicht, Baumeister.«
    »Was ist es dann?«
    »Hol dir einen Stuhl, dann sag ich es dir.«
    »Willst du was zu trinken? Wasser, Kaffee, ein Bier?«
    »Nichts. Ich will nur reden.«
    Ich holte einen Plastikstuhl und setzte mich so, dass ich sie anschauen konnte. Ich ahnte Böses, hatte aber keine Ahnung, was sie wollte. »Du wirst versetzt nach Trier oder Koblenz oder Köln oder Aachen«, bemerkte ich etwas lahm und geschwätzig.
    »Das ist es nicht«, sagte sie. »Es hat etwas mit dir zu tun.« Ihre Stimme leierte merkwürdig in einer gleichbleibenden Tonhöhe. Es war so, als habe sie Angst, etwas Deutliches zu sagen. Ich hatte sie noch nie so erlebt, ich kannte sie nur als einen Menschen, dem Angst fremd ist. »Hör auf, zu diskutieren, Baumeister.« Jetzt wurde sie energisch.
    »Also schön: Du bist zum letzten Mal hier, du hast die Nase voll, du willst das zwischen uns nicht mehr, du willst deine Ruhe bei Aldi.«
    »Richtig«, sagte sie. Dann stand sie unvermittelt auf und tat ein paar Schritte.
    »Ja«, sagte ich und weiß heute, dass das dümmlich war.
    »Ich will es dir erklären«, sagte sie und starrte in das Wasser.
    »Das musst du gar nicht«, sagte ich.
    »Oh, doch, das muss ich wohl«, widersprach sie. »Ich muss die Dinge klarstellen.« Sie machte drei Schritte zurück zu ihrem Stuhl und setzte sich. »Wir hatten eine schöne Zeit.«
    »Ja, hatten wir.«
    »Aber ich kann das so nicht. Ich brauche Sicherheiten.«
    »Und ich bin nicht sicher.«
    »Nein, bist du wirklich nicht. Es war aufregend mit dir, jedenfalls zu Anfang. Aber dann hast du hier gehockt, und ich hockte in Prüm. Wir hatten beide zu arbeiten, und das war ja auch gut so. Die Treffen mit dir wurden immer seltener, und ich war meistens die, die zu dir kam, nicht umgekehrt. Nein, nein, lass mich ausreden, unterbrich mich nicht.« Sie starrte auf ihre Hände in ihrem Schoß. »Ich habe den Eindruck, als hättest du aufgehört, wirklich mit mir leben zu wollen, so als sei das egal, ob wir uns heute sehen oder in einer Woche. Irgendwie scheint dir das vollkommen egal zu sein. In Wirklichkeit hast du doch keine Zeit für mich. Du setzt dich doch nicht mehr in dein Auto und stehst überraschend bei mir an der Kasse. Anfangs hast du das gemacht, jetzt nicht mehr, seit Monaten nicht mehr. Weißt du, so kann ich nicht leben.«
    Mein dicker Goldfisch Zarathustra schwamm dicht an der Oberfläche und machte sein Maul rhythmisch auf und zu, als kriege er keine Luft. Dann schlug er heftig mit dem Schwanz auf die Oberfläche und verschwand.
    »Also, ich kümmere mich nicht um dich.«
    »Korrekt! Ich erinnere mich, dass du gesagt hast, wir könnten ja samstags ins Bett gehen und montags morgens um sechs aufstehen. Das haben wir zweimal gemacht. Dann kamst du gar nicht mehr, dann hattest du immer eine andere Erklärung. Von Zärtlichkeit keine Spur mehr. Ich habe sogar gedacht, du hättest eine andere Frau. Aber wahrscheinlich ist das gar nicht so, wahrscheinlich hast du nur Angst davor, dich festzulegen.« Dann weinte sie unvermittelt und sagte schluchzend: »Verdammt noch mal, du weißt doch genau, was ich meine.«
    »Ja«, sagte ich.
    Die beiden Elstern, die in der Nähe genistet hatten, schossen über den Teich und setzten auf der Terrasse auf, weil sie schon seit Wochen regelmäßig vom Industriefraß meines Katers Satchmo klauten. Dann war die Libelle in der Luft, die so unglaublich blaue Flügel hatte, und von der ich nicht einmal wusste, wie sie hieß. Ich nahm mir fest vor, meine Bestimmungsbücher hervorzukramen und nach dem Namen zu fahnden, ich wollte das plötzlich verbissen wissen.
    »Also, es ist so«, sagte sie nun langsamer, »dass ich hier bin, um dir das zu sagen. Dann habe ich noch ein paar Klamotten hier, die ich irgendwann abholen komme. Das ist ja nicht wichtig. Und ich habe noch einen Hausschlüssel, den wollte ich dir geben.« Sie legte den Schlüssel einfach in meinen Schoß. Dann stand sie auf. »Da ist noch was. Es wäre vielleicht gut, wenn wir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher