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Bring mich heim

Bring mich heim

Titel: Bring mich heim
Autoren: Elisabeth Wagner
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Prolog
    Mia – Sponsion
    Graz, Juni 2010
    Ich hatte es geschafft. Das jahrelange Lernen war nun endlich vorbei. Nie wieder stundenlanges Sitzen an meinem Schreibtisch mit der Nase in Fachliteratur. Die gesamten Bücher, welche ich mir gekauft hatte, wanderten alle in einen überdimensionalen Karton und landeten auf dem Dachboden meiner Eltern. Dort durften sie bis an ihr Lebensende verstauben.
    Ich wurde in einem halben Jahr 23 und hatte mein Studium fertig. Drei Jahre hatte ich auf diesen einen Tag hingearbeitet. Er kam tatsächlich. Ein letztes Mal war ich nun hier. Ich genoss die Zeit auf der Fachhochschule. Viele gute, jedoch auch schlechte Erinnerungen hatte ich an meine Studienzeit. Es verlief nicht alles nach Plan. Kein einziges Erlebnis wollte ich je hergeben, sie ließen mich wachsen, sie ließen mich zu der Person werden, die ich war und sein wollte. Ich war zufrieden, ich war glücklich, und stolz auf mich, dass ich mit Anfang zwanzig bereits das erreicht hatte. Das nahm mir niemand mehr.
    Das Leben lief beinahe zu perfekt. Ich hatte während des Studiums einen Praktikumsplatz in einem Verlag. Es war die Arbeit für mich. Ich liebte es, eine Ewigkeit auf einen Monitor zu starren, Artikel zu schreiben, Texte zu korrigieren, das Recherchieren. Genau das war meine Welt. Mein gesamtes Leben wollte ich nichts anderes ausüben ... okay ... vielleicht nicht mein ganzes Leben lang. Jedoch seitdem ich schreiben gelernt hatte, wollte ich etwas mit Wörtern tun. Wörter faszinierten mich.
    Ein einziges Wort kann viel mehr als nur das tatsächliche Wort bedeuten. Wörter bilden Sätze. Sätze bilden Gedichte. Gedichte bilden Emotionen. Positive und negative. Man kann seine Emotionen in Wörter verarbeiten. Wörter verbinden die Menschen.
    Somit strahlte ich nur so vor Glück, als ich erfuhr, dass meine Praktikumsstelle im Verlag als Fixstelle umgeschrieben wurde. In diesem Verlagshaus arbeitete ich während des letzten Studienjahres ein Mal die Woche. Nicht viel, trotzdem bekam ich einen ersten Eindruck, wie alles ablief und was meine spätere Arbeit war.
    Am Tag meiner Sponsion hatte ich ein immerwährendes Lächeln im Gesicht. Ich war einfach nur glücklich.
    »Mia ... kannst du das fassen? Wir haben es endlich geschafft. Nie wieder lernen. Wirklich nie wieder. Ich habe definitiv mehr als genug davon. Ich dachte, es wird nie ein Ende haben.« Julia kreischte. Sie hüpfte vor Freude auf und ab und hin und her. Ja ... ich war wohl nicht die Einzige an diesem Tag, welche dieses Grinsen hatte.
    Ich lächelte ihr nur zu. Es brauchte nicht viele Worte, wir verstanden uns auch ohne. Mein Gesicht verriet im Moment womöglich mehr, als ich je ausdrücken konnte. Es fühlte sich noch alles ziemlich unrealistisch an. Wir würden nun nie wieder in dieses Gebäude gehen. Ich hatte es tatsächlich geschafft. Die langen Nächte des Lernens machten sich doch bezahlt.
    »Komm schon, lass uns endlich diese rauen Roben ausziehen. Es wird Zeit, dass wir nach vorne gehen. Die anderen werden bereits auf uns warten.«
    »Das brauchst du mir kein zweites Mal sagen«, lächelte ich meine beste Freundin an.
    Julia und ich halfen uns gegenseitig aus diesen Zelten. Wobei auch wenn sie riesengroß und kratzig waren, man fühlte sich an diesem Tag mit Talar und passendem Sponsionshut ziemlich wichtig.
    Wir wollten, so schnell es nur ging, aus diesem Gebäude heraus. Sie zog mich an der Hand durch die Menschenmengen, bis wir draußen waren. Dort wartete unsere Überraschung.
    »Hey, Hübsche! Bereit für die Überraschung?« Chris umarmte mich von hinten mit seinen trainierten Armen. Er küsste zärtlich meinen Nacken und flüsterte in mein Ohr: »Dieses Businessoutfit steht dir nur allzu gut. So etwas könntest du öfter tragen.« Ich streckte meinen Hals, damit er einen besseren Zugriff hatte.
    »Oh, ich bin verdammt stolz auf dich. Dafür wirst du noch belohnt werden.« Ich drehte mich langsam in seinen Armen um und lächelte meinen langjährigen Freund an. Um näher an sein Ohr heranzukommen, stellte ich mich auf meine Zehenspitzen, hielt mich an seinem Nacken fest. Christoph zeigte mir sein Lachen. Ich gab ihm einen sanften Kuss auf seine vollen Lippen. Von diesen Lippen konnte ich auch nach all den Jahren nicht genug bekommen. Sachte küsste ich seine Wange herauf, bis ich bei seinem linken Ohr ankam.
    »Diese Überraschung kann ich mir nur allzu gut vorstellen«, flüsterte ich und biss zärtlich an seinem Ohrläppchen. Chris‘ Lächeln
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