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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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sie haben ihn gekriegt, das ist alles. Sie machten gestern abend eine Razzia und durchsuchten sein Geschäft, und er und seine Papiere - das ist nun alles im Gefängnis von Portsmouth. Sie hauen ab, und er, der arme Teufel, hat die Folgen zu tragen und muß die Ze-che bezahlen. Wenn er Glück hat, kommt er mit dem Leben davon. Darum möchte ich übers Wasser ebenso schnell wie Sie. «
    Von Bork war ein starker, selbstbeherrschter Mann, aber man konnte ihm ansehen, daß die Nachricht ihn erschüttert hatte. »Wie konnten sie bloß Steiner kriegen? « murmelte er. »Das ist der schlimmste Schlag, der mich treffen konnte.«
    »Nun, beinahe hätte Sie noch ein schlimmerer getroffen, denn fast hätten sie mich auch gekriegt.«
    »Das darf nicht wahr sein!«
    »Gewiß ist das wahr. Meine Wirtin unten am Fratton-Weg hatte ein paar Herren zu Besuch, die allerhand Fragen stellten. Als ich davon hörte, dachte ich, es sei wohl an der Zeit, mich aus dem Staube zu machen. Aber was ich wissen möchte, Mister, ist: Woher wissen die Bullen diese Sachen? Steiner ist der fünfte Mann, den Sie verloren haben, seit ich für Sie arbeite, und ich kann Ihnen den sechsten nennen, wenn ich nicht mache, daß ich wegkomme. Wie er-klären Sie das, und schämen Sie sich gar nicht, einfach so zuzusehen, wie Ihre Männer auf der Strecke bleiben? «
    Von Bork wurde glühend rot.
    »Wie können Sie es wagen, so mit mir zu reden? «
    »Wenn ich nicht etwas wagen würde, Mister, wäre ich nicht von Ihnen angestellt worden. Aber ich sage Ihnen geradeheraus, was meine Meinung ist. Ich habe gehört, mit euch Deutschen ist das so, daß ihr gar nicht böse seid, wenn ihr einen Agenten loswerden könnt, der seine Arbeit getan hat. «
    Von Bork sprang auf.
    »Sie wollen wohl andeuten, daß ich meine eigenen Agenten verraten haben?«
    »Ich behaupte gar nichts, Mister, aber irgendwo befindet sich ein Lockvogel oder eine undichte Stelle, und es wäre ihre Sache, herauszufinden, wo die steckt. Ich jedenfalls werde nichts mehr riskieren. Ich will nach Holland, und je früher, desto besser.« Von Bork hatte mit Mühe seinen Ärger gemeistert.
    »Wir sind zu lange Verbündete gewesen, um uns gerade jetzt zur Stunde des Sieges zu streiten«, sagte er. »Sie haben ausgezeichnete Arbeit geleistet und viel riskiert. Ich werde das nicht vergessen. Gehen Sie auf jeden Fall nach Holland. Dann können Sie ein Schiff von Ro tterdam nach New York nehmen. Es gibt keine andere Linie, die in der nächsten Woche sicherer wäre.
    Geben Sie mir das Buch, ich packe es mit dem Rest ein.«
    Der Amerikaner hielt das kleine Päckchen in der Hand, aber machte keine Anstalten, es he rzugeben.
    »Und was ist mit dem Zaster?«
    »Dem was?«
    »Den Kröten. Der Belohnung. Den 500 Pfund. Der Wächter wurde im letzten Augenblick ziemlich ekelhaft, und ich mußte ihm noch extra 100 Dollar herüberreichen, sonst wäre es nichts mit uns geworden. >Läuft nichts! sagte er und das meinte er auch, aber der letzte Hunderter hat es dann gebracht. 's hat mich im ganzen zweihundert Pfund gekostet. 's ist also wohl klar, daß ich's nicht hergebe, bevor ich nicht meinen Lohn bekomme.«
    Von Bork lächelte bitter. »Sie scheinen keine sehr hohe Meinung von meiner Ehre zu haben«, sagte er. »Sie wollen das Geld, ehe Sie das Buch hergeben.«
    »Nun, Mister, wir müssen uns auf eine geschäftliche Prozedur einigen. «
    »Schön. Sie sollen Ihren Willen haben.« Er setzte sich am Tisch nieder und schrieb einen Scheck aus, den er aus dem Scheckbuch herausriß, aber er zögerte noch, ihn seinem Gefährten zu übergeben. »Wenn wir solche Abmachungen haben, Mr. Altamont«, sagte er, »dann sehe ich nicht ein, warum ich Ihnen mehr trauen sollte, als Sie mir trauen. Das verstehen Sie doch, oder?« fügte er hinzu und sah über seine Schulter auf den Amerikaner. »Hier liegt der Scheck auf dem Tisch. Ich behalte mir das Recht vor, das Päckchen erst einmal anzusehen, bevor Sie das Geld an sich nehmen. «
    Ohne ein Wort reichte der Amerikaner es über den Tisch. Von Bork knotete das Band auf und entfernte zwei Lagen braunen Papieres. Dann saß er einen Augenblick schweigend da und starrte in der größten Verwunderung auf das kleine blaue Buch, das vor ihm lag. Auf dem Deckel stand in Goldbuchstaben gedruckt »Praktisches Handbuch der Bienenzucht«. Nur einen Augenblick starrte der Meisterspion auf diesen merkwürdigen Titel. Als nächstes wurde er mit eiserner Faust beim Kragen gepackt, und ein chloroformierter
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