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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Schwamm wurde ihm vor das abwehrende, zuckende Gesicht gehalten.
    »Noch ein Glas, Watson?« fragte Mr. Sherlock Holmes, der ihm die Flasche kaiserlichen Tokayers hinhielt.
    Der dicke Chauffeur, der sich an dem Tisch niedergelassen hatte, schob ihm sein Glas eifrig entgegen.
    »Das ist ein guter Wein, Holmes.«
    »Ein bemerkenswerter Wein, Watson. Unser Freund auf dem Sofa hat mir versichert, daß er aus Franz Josephs speziellem Keller im Schönbrunner Palast stammt. Darf ich Sie bitten, das Fenster zu öffnen, denn Chloroformgeruch verbessert den Geschmack nicht gerade.«
    Die Tür des Safes stand angelehnt, und Holmes entnahm ihm Ordner um Ordner, untersuchte jeden schnell und packte ihn ordentlich in von Borks Reisetasche. Der Deutsche lag auf dem Sofa und schnarchte laut, mit einem Riemen an Armen und Beinen gebunden.
    »Wir brauchen uns nicht sonderlich beeilen, Watson. Hier stört uns keiner. Wollen Sie mal auf die Klingel drücken? Außer Martha ist niemand im Haus, und die hat unser Spiel phantastisch mitgespielt. Ich habe ihr die Stellung hier verschafft, nachdem ich diesen Auftrag angenommen hatte. Ah, Martha, Sie werden sich freuen, zu hö ren, daß alles gut gegangen ist.«
    Die freundliche alte Frau erschien in der Tür. Sie knickste mit einem Lächeln vor Mr. Ho lmes, starrte aber mit einiger Besorgnis auf die Gestalt auf dem Sofa.
    »Auch der ist in Ordnung, Martha, er ist nicht einmal verletzt.«
    »Da bin ich aber herzlich froh, Mr. Holmes. In seiner Art war er nämlich ein netter Diens t-herr. Er wollte, daß ich gestern mit seiner Frau nach Deutschland ginge. Das hätte aber kaum in unsere Pläne gepaßt, nicht wahr?«
    »Nein, gewiß nicht, Martha. So lange ich wußte, daß Sie hier sind, war ich ganz beruhigt. Wir mußten heute eine ganze Weile auf Ihr Signal warten. «
    »Das lag an dem Botschaftssekretär, Sir.«
    »Ich weiß, sein Wagen ist an uns vorbeigefahren. «
    »Ich dachte schon, er würde niemals gehen. Aber ich wußte, daß das nicht in Ihre Pläne passen würde, wenn Sie ihn hier anträfen. «
    »Nein, gewiß nicht. Macht ja auch nichts. Es bedeutete nur, daß wir eine halbe Stunde oder so warten mußten, bis wir sahn, daß Ihre Lampe ausging. Da wußten wir ja dann, daß die Luft rein war. Sie können sich morgen bei mir in London melden, Martha, im Hotel Claridge.«
    »Sehr gern, Sir.«
    »Wie ich annehme, haben Sie alles zur Abreise gepackt?«
    »Ja, Sir. Er hat heute sieben Briefe aufgegeben. Ich habe die Adressen wie üblich.«
    »Sehr gut, Martha. Ich werde sie mir morgen ansehen. Gute Nacht. Diese Papiere«, fuhr er fort, als die alte Frau gegangen war, »haben keinen sonderlich großen Wert, denn natürlich sind die Informationen, die sie beinhalten, längst an die deutsche Regierung geschickt wo rden. Dies sind die Originale, die man aus dem Land nicht sicher herausbringen konnte.«
    »Sind sie denn zu nichts mehr nütze?«
    »Ich würde nicht so weit gehen, das zu behaupten, Watson. Sie werden wenigstens unseren Leuten zeigen, was bekannt ist und was nicht. Ich kann noch hinzufügen, daß ein guter Teil dieser Papiere durch mich hierher gelangt ist, und ich brauche wohl nicht extra zu sagen, daß sie völlig wertlos sind. Es würde meine alten Tage erheitern, wenn ich sehen könnte, wie ein deutscher Kreuzer um die Minenfelder herumnavigiert, die ich für ihn eingezeichnet habe.
    Aber Sie, Watson« - er hörte mit der Arbeit auf und packte seinen alten Freund bei der Schulter-, ich habe Sie noch kaum bei Licht so recht betrachtet. Was haben die Jahre Ihnen angetan? Sie sind derselbe fröhliche Junge wie immer. «
    »Ich fühle mich zwanzig Jahre jünger, Holmes. Ich war selten so glücklich wie in dem Augenblick, als ich Ihr Telegramm erhielt, mit dem Sie mich baten, Sie in Harwich mit dem Wagen abzuholen. Aber auch Sie, Holmes, haben sich sehr wenig verändert - mit Ausnahme dieses scheußlichen Ziegenbartes. «
    »Für sein Vaterland muß man schon Opfer bringen, Watson«, sagte Holmes und zog ein biß-
    chen an seinem kleinen Bärtchen. »Morgen wird er nur noch eine gräßliche Erinnerung sein.
    Ich werde mir die Haare schneiden lassen und das Äußere ein bißchen herrichten, damit ich morgen im Claridge wieder auftreten kann, wie ich war, bevor diese amerikanische Scha u-nummer - ich bitte um Verzeihung, Watson, mein Englisch scheint ein bißchen verdorben zu sein-, bevor dieser amerikanische Job mir in den Weg kam. «
    »Aber Sie hatten sich doch von der Arbeit
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