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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg
Autoren: Judith Lennox
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fassungslos an. »Nein!« flüsterte er. »Nein! Serafina ist … Serafina ist …«
    »Tot?« Sie lächelte. »Nein, Angelo – Serafina ist nicht tot. Ich bin kein Geist. Du hast einen kleinen Fehler gemacht.« Dieser Fehler war gewesen, daß er bei seinem Plan die Liebe nicht bedacht hatte. Sie verdankte es der Liebe Kara Alis, der sie geliebt hatte, wie er alle Menschen liebte, daß der türkische Soldat sie nicht hatte mitnehmen können. Es gab die Liebe – aber nicht in Angelos Welt.
    Er saß wie erstarrt da, einen Fuß mit einem halb hochgezogenen Strumpf bewegungslos in der Luft. Er sah lächerlich aus. »Franco …«, sagte er heiser.
    Franco Guardi mit den freundlichen Augen, dem herzlichen Lächeln und dem großzügigen Wesen. Wieder wallte Haß in Serafina auf. »Mein Vater starb im Bagno von Algier, wie du es angeordnet hattest«, sagte sie. »Aber ich wurde von ihm getrennt und kam als Sklavin zu einem Arzt in der Nähe von Oran.«
    Angelos Stimme war kaum mehr als ein Krächzen. »Hamid hat deine Spur bis dorthin verfolgt. Er schickte einen Soldaten hin, der mit der Nachricht zurückkam, daß du gestorben seist.« Er konnte den Blick nicht von ihr wenden. Er sah sie an, als sei sie wirklich ein Geist.
    »Mein Herr zeigte ihm das Grab seiner Tochter und gab es als meines aus«, klärte sie ihn auf. »Ich blieb sechs Jahre bei ihm, und dann sorgte er dafür, daß ich nach Frankreich zurückkehren konnte. Als ich nach Marseille kam, erfuhr ich, daß du den Besitz meines Vaters geerbt hättest. Aber es gehörte alles mir, Angelo. Alles. Und jetzt gehört es mir wieder.«
    Sein Mund verzerrte sich zu einem schiefen Lächeln. »Werde glücklich damit. Es ist nichts mehr da. Die Firma ist ruiniert.«
    »Oh, das weiß ich.« Sie setzte sich an den kleinen Tisch und legte den Unterarm auf die Platte. »Ich habe Jahre darauf hingearbeitet, dir das Handwerk zu legen, und schließlich kam mir das Schicksal zu Hilfe.«
    Wieder dieses schreckliche lächeln. »Nicht das Schicksal, die English Levant Company.«
    Sie sah ihn verständnislos an.
    »Ich habe einmal versucht, eines ihrer Schiffe zu plündern, als es in Zakynthos lag«, erklärte er. »Es hatte Zinn geladen, das ich gut hätte verkaufen können. Es schien alles ganz einfach …«
    Sie wußte, von welchem Schiff er sprach: von der Garland. Damals war Thomas Marlowe der Steuermann gewesen. »Die Levant Company verübelte mir meinen Besuch.« Angelo stieß ein heiseres Lachen aus. »Und revanchierte sich vor kurzem – mit wahrhaft durchschlagendem Erfolg.«
    »Du hast die Fiametta verloren?«
    »Sie liegt auf dem Grund des Mittelmeers.«
    Serafina wußte nicht, weshalb, aber sie war sicher, daß Thomas Marlowe für den Untergang der Fiametta verantwortlich war. Das große goldene Schiff, das mit der Kingfisher um die Wette nach Marseille gesegelt war, hatte ein unrühmliches Ende gefunden. Thomas hatte Angelo umbringen wollen. Daß er es nicht tat, lag vielleicht daran, daß er sich an den Schwur gebunden fühlte, den sie ihm abgenötigt hatte, aber seine Art der Rache war ebenso süß und wirkungsvoll.
    »Fünfzigtausend Goldflorin«, sagte Angelo verträumt. »Lorenzo Nadis Geld. Jetzt spielen die Fische damit.«
    »Warum?« fragte Serafina mit kalter Stimme. »Warum hast du es getan?«
    Er begriff sofort. Schon in ihrer Kindheit brauchte sie ihm nie zu erklären, was sie meinte, so groß der Gedankensprung auch sein mochte. Er zog sein Wams an und meinte: »Franco beabsichtigte, seine Firma einem florentinischen Schwachkopf und einer Frau zu hinterlassen. In Michele Corsinis Händen hätte der Guardi-Tuchhandel niemals überleben können, Serafina. Die Corsinis besitzen zwar seidenverarbeitende Werkstätten, aber sie verstehen nicht das geringste vom Handel. Sie haben Vermögen und einen alten Namen. Dein Vater hatte eine Schwäche für alte Namen – deshalb stellte er auch Jehan ein.«
    Ich hätte es gekonnt, dachte sie. Plötzlich brannten Tränen in ihren Augen. Unter ihrer Leitung hätte die Firma Guardi nicht nur überlebt, sondern sie wäre neu erblüht. Aber als Angelo ihren Vater und sie aus dem Weg räumen ließ, war sie zehn Jahre alt gewesen – wer hätte damals ahnen können, welche Fähigkeiten in ihr schlummerten. »Ich weiß, was du Vater angetan hast«, sagte sie. »Und Jehan. Und daß Marthe gestorben ist – aus Kummer über meinen vermeintlichen Tod. Auch das werde ich dir niemals verzeihen. Aber was ist aus Monsieur Jacques
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