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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg
Autoren: Judith Lennox
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fühlen. Das ist nicht zuletzt das Verdienst meiner Freunde, der Whitlocks, der Keanes, der Marlowes und der Stapers. Die drei Kinder der Whitlocks lieben Francesco abgöttisch. Hier nennen ihn alle Francis.
    Über John Keane habe ich mich in die East India Company eingekauft und auch Anteile für Thomas erworben. Das Land braucht Männer wie ihn – und solche Schiffe, die er zu bauen versteht. Sie sind die Lebensgrundlage für diese Insel. Ich bin auch Mitbesitzerin von zwei Schiffen, die im Herbst nach Ostindien aufbrechen werden. Ich bin wieder ins Geschäftsleben eingetreten. Mutter zu sein ist eine wunderschöne Aufgabe, aber sie kann nicht die Erregung ersetzen, die mir der Handel beschert.
    Wenn Thomas nach Hause kommt, werde ich ihn bitten, ein Schiff für mich zu bauen. Ich sehe noch heute vor mir, wie die Kingfisher die Segel ausbreitete wie Schwingen, um über das Wasser zu fliegen, und ich spüre noch den Wind auf meinem Gesicht und in meinen Haaren und das Rollen der See unter meinen Füßen. Vielleicht kann ich Thomas dazu überreden, Francesco und mich auf eine seiner Reisen mitzunehmen.
    Seit Angelo sich im Hafen von Marseille von mir, wie er meinte, für immer verabschiedete, habe ich einen dornenreichen, langen Weg zurückgelegt, aber er hat sich gelohnt. Ich habe den Wert der wahren Liebe erkannt und innere Ruhe und Zufriedenheit gefunden. Ich schlafe tief und traumlos – die Geister der Vergangenheit haben aufgehört, mich zu verfolgen. Ich hoffe, daß Thomas mir vergeben wird – und begreifen, daß ich nicht anders handeln konnte.
    Ich stehe im ersten Stock am Fenster. Die Sonne malt tanzende Lichtpunkte auf die Themse. Es ist Mittag, und auf den Straßen und den Docks herrscht reger Betrieb. Der Himmel ist von einem durchscheinenden Blau, das ich liebengelernt habe, obwohl es so ganz anders ist als das leuchtende Lapislazuli über dem Mittelmeer. Das vom Regen der vergangenen Nacht noch feuchte Kopfsteinpflaster glänzt im Sonnenlicht. Mein Blick wandert zum Hafen – und weiter hinaus. Eine Galeone segelt vom offenen Meer herein – ein herrliches Schiff, von einer Schönheit, die sowohl Schnelligkeit als auch Wendigkeit verrät. Mit gerefften Segeln gleitet sie zwischen den anderen Schiffen auf dem Fluß hindurch. Der Kapitän steuert sie sicher um die Hindernisse. Es ist das Spiegelbild der Galeone, an deren Rahen einmal blaugoldene Wimpel flatterten – ein wiedergeborener Eisvogel.
    Ich öffne das Fenster, um besser sehen zu können, doch es ist nicht das Fenster, das meine Sicht behindert. Ungeduldig wische ich mir die Tränen aus den Augen – und jetzt kann ich den Namen lesen, der in goldenen Lettern am Bug der Galeone steht.
    Serafina.
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