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Todesschlaeger - Ein Golferkrimi

Titel: Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
Autoren: Hans Lebek
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    Wenn Alexander Suller geahnt hätte, was auf ihn zukommt, wäre er nie auf den Plan seines Vaters eingegangen.
    So aber stand er mit ihm kurz vor sieben Uhr auf dem Herrenabschlag der zehnten Spielbahn der Golfanlage von Groß Kienitz, seinem Heimatplatz. Die milde Junisonne schickte weiche Strahlen schräg über die leicht geschwungene Landschaft und tauchte diese in ein zartes Grün.
    Mit einer gehörigen Portion Frust im Bauch, jagte er seinen Golfball weit hinaus. Danach steckte er seinen Schläger in sein Tragebag, nahm eine kleine Videokamera aus der Tasche und schaltete sie lustlos ein.
    »Mach erst einige Probeschwünge, damit du locker wirst und dann nehm ich dich auf«, riet er, in leicht gequältem Tonfall, seinem Vater.
    Dieser streifte sich umständlich einen weißen Handschuh über die linke Hand und begann danach wild den Driver hin und her zu schwingen, bevor er sich ebenfalls auf den Abschlag stellte und sorgfältig einen Ball vor sich hinlegte.
    Alexander postierte sich hinter ihm, drückte auf den Auslöser der Kamera und nahm den ersten Abschlag, der mit Müh und Not das Fairway erreichte, auf. Achselzuckend schaltete er die Kamera wieder aus, warf sich seine Tragetasche über die Schulter und marschierte in die Richtung zu dem Ball los, den sein Vater soeben geschlagen hatte. Sein eigener Ball lag fast doppelt so weit vorn, mitten auf dem Fairway.
    »Hast du alles so aufgezeichnet, wie wir es vorhin abgesprochen haben?«, fragte sein Vater mit kraus gezogener Stirn, hinter ihm herlaufend.
    »Jaaa! Habe ich!«, stöhnte Alexander auf.
    »Dann weiter«, ordnete sein Vater etwas ungnädig an.
    Geduldig nahm er auch die folgenden Schläge seines Vaters auf und spielte nebenbei, völlig unkonzentriert, auch noch seinen eigenen Ball.
    Am nächsten Loch, einem 160 Meter langen Par 3, musste er mit ansehen, wie sein Vater mächtig ausholte, den Mund dabei stark verzog, die Zunge etwas herausstehen ließ und mit voller Wucht auf den Ball einschlug, so stark, dass es laut knallte und der Ball wie geprellt nach vorne rechts, flach im tiefen Gras verschwand.
    »Scheibenhonig!«, hörte er ihn lautstark fluchen, »den finden wir nie wieder!«
    Genüsslich nahm Alexander auch diesen Ausruf auf.
    »Dresch’ nicht so drauf, Papa, dann fliegt der Ball kontrollierter«, riet er ihm schmunzelnd, fuhr sich kurz mit seiner schlanken Hand durch die blonden Haare und ließ seine Videokamera weiterlaufen.
    Die kleine, weiße Kugel kam beim nächsten Schlag immerhin kurz vor dem Grün zum Liegen. Dieses Loch hätte sein Vater par, also mit drei Schlägen, gespielt, wenn er nicht zuvor einen Ball verschlagen hätte.
    Auch am nächsten Abschlag wiederholte sich diese Prozedur. Er schlug gekonnt seinen Ball weit auf das Fairway hinaus und filmte danach den Schlag seines Vaters. Dessen Ball flog dieses Mal zwar gut zweihundert Meter weit, aber nach links gekrümmt wie eine Banane. Alexander vermutete, dass er in ein tiefer liegendes, kaum zu erkennendes Sandhindernis gerollt war. Noch etwas weiter links und der Ball wäre im angrenzenden Wald verschwunden.
    »On the beach«, kommentierte er deshalb gequält grinsend diesen mittelmäßigen Schlag seines Vaters und schaltete danach die Kamera wieder aus. Angespannt setzte er sich in Bewegung. Er ahnte was jetzt kommen würde. Zu schlecht waren die Schläge seines Vaters bisher gewesen.
    Den Schläger in das Bag pfeffernd, folgte ihm dieser.
    Der leichte Morgentau lag hier am Rande des Waldes noch gut sichtbar über dem Gras und den flachen Büschen und erzeugte so den Eindruck einer unberührten Natur. Der hellblaue Himmel stand in dezentem, farblichem Kontrast zu diesem Bild und vollendete es perfekt.
    Langsam schlenderte er das Fairway hinunter, mit seinem Vater erneut über das leidige Thema Schule heftig diskutierend. Er wollte die Schule schmeißen, weil er vor kurzem durchs Abitur gerauscht war. Golf interessierte ihn viel mehr und er hatte in diese Sportart wohl in letzter Zeit zu viel investiert.
    »Es ist mir ganz und gar nicht egal, dass du die Schule schmeißt«, fuhr ihn sein Vater stocksauer an.
    Alexander winkte unwirsch ab.
    »Wozu soll die Penne denn gut sein? Ich kann doch erst einmal eine Pro-Lehre machen und dann richtig dick Kohle verdienen«, versuchte er es noch einmal. Er fühlte sich hundeelend. Er ärgerte sich maßlos, dass er sich von seinem Vater zu solch einer Golfrunde hatte überreden lassen. Aber was hätte er dagegen sagen
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