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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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PROLOG
     
     
    Das Jahr des Epitropos, 5426
     
    Der Ruf drang wie das kaum hörbare Flüstern des Windes in sein Bewußtsein.
    Eine Zeitlang versuchte er, ihn zu ignorieren, die Störung beiseite zu schieben und in seinen Traum von laubbedeckten Wiesen hoch oben auf den von der Sonne gefärbten Bergen zurückzukehren. Noch immer spürte er den Hauch der von Tannenduft geschwängerten Brise. Er versuchte, seine Vision zu erhalten, indem er sich auf den Anblick der schimmernden Nebelstreifen konzentrierte, die sich wie ätherische Finger um die Zweige über seinem Kopf schlangen. Ethnarch, sein schönes Weib, saß unter den herabhängenden Ästen und lächelte ihn liebevoll an. Friedlich. So friedlich.
    Doch wieder drang die Stimme in seine Träume – rauh, und erfüllt von unterschwelliger Angst.
    »Großer Meister, vergib mir, doch wir müssen reden.«
    Magistrat Mastema erwachte zögernd und betrachtete blinzelnd den sanft erhellten Raum, in dem er trieb. Verschwommene Bilder umgaben ihn, unscharf und wabernd, wie durch die Augen eines Neugeborenen. Das silbrige Glühen der Lampen warf einen eisigen Schein über seinen grünen Stuhl und den Schreibtisch von gleicher Farbe. Sämtliche Wände wurden von seiner umfangreichen Bibliothek eingenommen. Die Informationsscheiben und die seltenen Bücher schimmerten in der Stasis, in der sie für seinen zeitlosen Schlummer versiegelt waren. Eine gewisse Modrigkeit haftete dieser seit langem ungeöffneten Gruft tief im Herzen seiner Heimatwelt Giclas 7 an.
    Er streckte sich und genoß die Behaglichkeit, die das Kissen aus Schwerelosigkeit bot, auf dem er schwebte. Als er tief einatmete, ertönte der Ruf abermals und trieb wie herrenloses Strandgut durch sein Bewußtsein.
    »Mastema? Bitte? Ich bin verzweifelt.«
    »Ich bin wach«, murmelte er kaum hörbar. Seine lange unbenutzten Stimmbänder schmerzten unter der Anstrengung. »Wie … wie lange?«
    »Du hast für zwei Millennien geschlafen, Großer Meister.«
    »Zwei?« Er hielt inne und dachte an die Veränderungen, die sich während dieser langen Zeitspanne ergeben haben mußten. »Und wer bist du?«
    »Ich bin der derzeit herrschende Magistrat, Gibor Slothen.«
    Mastema nickte. Jeder der Magistraten diente für mindestens ein Jahrtausend, bevor ihm eine Gruft des Friedens gewährt wurde, in der er für ewig träumen durfte. Einen von ihnen zu stören, galt als ernstes Vergehen, es sei denn, äußerst schwerwiegende Umstände machten es erforderlich.
    Mastema stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ich verstehe. Hast du dich auch mit den anderen in Verbindung gesetzt?« Pilpul und Maggid hatten sogar noch länger als er selbst geschlafen, für Tausende und Tausende von Jahren.
    »Nein. Noch nicht. Ich hatte gehofft, wir beide könnten das Problem allein lösen.«
    »Ein kluger Schachzug.« Mastema blinzelte in dem Bemühen, seinen Blick zu klären. Er konnte vier seiner sechs Gliedmaßen wie durch einen blauen Schleier erkennen. Sie fühlten sich taub an, so, als gehörten sie gar nicht zu seinem Körper. »Ich glaube kaum, daß Pilpul Verständnis dafür aufbringen würde, es sei denn, wir stünden wirklich schon am Rand des Abgrunds. Sie war immer anders als wir anderen, eher auf ihr eigenes Vergnügen bedacht als auf das Wohlergehen der galaktischen Völker.«
    »Ich nehme an, wir befinden uns im Krieg?«
    »Ja, seit mehr als einer Dekade. Wenn du deine neuralen Speicher durchsuchst, wirst du gewiß auf Erinnerungen an eine kulturelle Gruppierung namens Gamanten stoßen. Deren mentale Störungen sind schuld an der Katastrophe.«
    »Gamanten?« Er seufzte schwer. »Ja, unglücklicherweise erinnere ich mich an sie.«
    Bei den Gamanten handelte es sich um eine höchst gefährliche Gruppe menschlicher Dissidenten. Zu seiner Regierungszeit waren sie auf dem Planeten Erde wie Hunde an die Kette gelegt worden. Doch trotz seiner Vorsichtsmaßnahmen war es ihnen gelungen, zu entkommen und einen verheerenden Krieg gegen ihn anzuzetteln. »Ist dir klar, Slothen, daß es mir schon vor Jahrhunderten gelungen ist, jeden Gedanken an diese Bestien zu verdrängen? Ich hatte gehofft, ein paar Millennien unter der Knute würden ihnen ihre Hitzköpfigkeit austreiben. Aber offensichtlich war das nicht der Fall. Berichte weiter.«
    »Es ist eine lange Geschichte. Die gamantischen Unruhen nahmen vor ein paar Jahren zu, gleich nachdem Michael Calas, der Führer der Gamanten, verlangt hatte, sein Volk zwangsweise auf den Planeten Horeb
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