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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg
Autoren: Judith Lennox
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vor dem Haus lag, schrieb Serafina ein zweites Mal an Constanza und erklärte ihr, daß sie sich nicht länger für Marias Sicherheit verbürgen könne. Nachts stellte sie die Wiege mit Francesco neben ihr Bett. Verzweiflung ergriff Besitz von ihr. Sie hatte keine Möglichkeit, sich gegen die Verfolgungen zu wehren. Ihr Leben war von dem Wunsch nach Vergeltung bestimmt gewesen, und nun bekam sie die Strafe dafür.
    Doch Serafina war nicht bereit, sich auf dem Altar der verlogenen Wohlanständigkeit eines Galeazzo Merli denn der steckte mit Sicherheit hinter diesem Vernichtungsfeldzug – opfern zu lassen. Sie holte ihr Geld von den Banken und versuchte die Waren zu verkaufen, die Thomas aus der Levante mitgebracht hatte, doch mit wenig Erfolg. Inzwischen hatte die Zerstörung ihres Rufes schon so weite Kreise gezogen, daß kaum noch ein Kaufmann bereit war, mit ihr Geschäfte zu machen. Bedienstete, die schon zu Jacopos Zeiten im Haus gewesen waren, kündigten, wobei sie es sorgfältig vermieden, Serafina ins Gesicht zu sehen. Schließlich packte sie für Francesco und sich eine Reisetasche, um jederzeit fliehen zu können, hielt die Fensterläden geschlossen und blieb im Haus eingekerkert wie im Bagno von Algier.
    Eines Nachts wachte sie, kurz nachdem sie endlich eingeschlafen war, wieder auf. Zuerst glaubte sie, das erste Sonnenlicht fiele durch die Ritzen der Läden, doch dann erkannte sie, daß der orangefarbene Schein einen anderen Ursprung hatte. Sie lief zum Fenster, öffnete den Laden einen Spalt und spähte hinaus. Vor ihrem Haus war ein Scheiterhaufen errichtet worden, auf dem eine schwarzgekleidete Puppe lag. Die Flammen züngelten an ihr hoch, und das Wachsgesicht begann zu schmelzen, wodurch sich die weiblichen Züge zu einer grotesken Grimasse verzerrten. Auf der Straße wimmelte es von Menschen. Der zuckende Feuerschein verwandelte ihre Gesichter in dämonische Fratzen. Der Kopf der Puppe zerfloß.
    In Windeseile zog Serafina sich und Francesco an, weckte Maria und ließ den Jungen bei ihr. Dann hastete sie ins Kontor hinunter und öffnete die Truhe. Verzweifelt durchwühlte sie den Inhalt, warf Kontobücher, Briefe und Rechnungen auf den Boden. Er mußte hier sein – sie hatte ihn ein Jahr zuvor selbst hineingelegt. Als sie ihn schließlich fand, las sie die Adresse und versteckte den Brief in ihrem Mieder. Fäuste donnerten gegen die Haustür, als sie in den ersten Stock zurückhetzte. Männerstimmen grölten.
    Hure! Bastard! Hexe!
    In den frühen Morgenstunden wurde Thomas durch Kanonendonner geweckt. Er hatte in der Kapitänskajüte der Kingfisher geschlafen. Sie befanden sich nicht weit vom Kap. Der Lärm riß ihn aus wirren, quälenden Träumen. Als er sich aus der Koje hievte, hörte er Schritte auf dem Gang und öffnete die Tür, bevor der Matrose Zeit hatte, anzuklopfen.
    »Sir …«
    »Ich weiß – ich habe es gehört.« Thomas streifte Hemd und Hose über und eilte auf die Brücke.
    Eine steife Brise warf schaumgekrönte Wellen gegen den Schiffsrumpf. Der Horizont glühte im Licht der aufgehenden Sonne. Wieder das drohende Donnergrollen. Ein Schauer überlief Thomas. Mit zusammengekniffenen Augen starrte er zu den Schiffen hinüber, doch sie waren zu weit weg, als daß er sie hätte erkennen können.
    Der Bootsmann trat zu ihm. »Spanier?« fragte er.
    Thomas runzelte die Stirn. »Könnte sein.«
    An Bord der Kingfisher war rege Geschäftigkeit erwacht. Thomas rief dem Rudergänger einen Kurs zu, und der Bootsmann sagte: »Sir – sollten wir nicht …«
    »Wenden und ins Mittelmeer zurücksegeln?« Thomas' Augen leuchteten, und ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Nein – wir werden näher rangehen. Ich bin neugierig – von Natur aus.«
    Aber es war nicht nur Neugier, was ihn dazu veranlaßte, die Kingfisher mit voller Kraft über das Wasser auf die Ursache der morgendlichen Ruhestörung zu jagen, sondern auch die Aussicht, der Eintönigkeit entfliehen zu können. Als sie näher kamen, erkannten sie, daß sie es nicht mit Spaniern zu tun hatten. Ein anderer Feind hatte die drei Schiffe umzingelt, die auf dem Weg um das Kap gewesen waren.
    Bei den eingekesselten Schiffen handelte es sich, wie Thomas bereits vermutet hatte, um die Legacy , die Saviour of Bristol und die Garland – und sie kämpften gegen eine ganze Korsarenflotte.
    Thomas hörte Rufus neben sich fluchen. Er sah die Furcht auf den Gesichtern einiger seiner Männer – hauptsächlich derer, die er in Livorno als
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