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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg
Autoren: Judith Lennox
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Kingfisher aus der Anspannung, die ihn seit dem Auftauchen der Berber-Schiffe erfaßt hatte. Es war, als werde er gewaltsam aus einem Alptraum geweckt. Der Donner ließ seine Muskeln, seine Knochen und seine Zähne vibrieren.
    Die Korsaren hatten die englischen Galeonen überrascht. Sie waren wie aus dem Nichts aufgetaucht und hatten den Konvoi in kürzester Zeit getrennt, indem zwei sich zwischen die Garland und die Saviour of Bristol schoben. Die anderen blockierten den Weg in den Atlantik und den Rückweg ins Mittelmeer. John Keane hatte sich stets vor einem solchen Überfall gefürchtet – und um so mehr, seit die englischen Schiffe durch das Scharmützel vor Zypern leicht angeschlagen waren. Die Aufbauten der Legacy waren in Alexandria repariert worden, aber die angejahrte Garland hinkte seit der Auseinandersetzung mit dem rachedurstigen Franzosen ein wenig. Schwer beladen, wie sie waren, hatten sie von vornherein keine großen Chancen gegen die Korsaren gehabt, aber nachdem die Saviour of Bristol getroffen worden war, sah es noch düsterer aus. Alles, was wir jetzt bräuchten, dachte John grimmig, wäre eine Horde Spanier.
    Er stand auf der Brücke und ließ den Blick suchend über die See wandern, um den Ursprung des Kanonendonners zu finden, der ihn aufgeschreckt hatte. Unter ihm machten die Männer die Kanonen wieder feuerbereit. Johns Gesicht war rauchgeschwärzt, und seine Kleider stanken nach Schießpulver. Die Saviour of Bristol hielt sich nur noch mit Mühe aufrecht. Der Steuermann packte ihn am Arm: »Schauen Sie, Sir!«
    Keane drehte sich um und versuchte angestrengt, in der angegebenen Richtung etwas zu erkennen, doch abgesehen von seiner Kurzsichtigkeit behinderte ihn auch noch die aufgehende Sonne. Er sah nur eine große dunkle Silhouette. »Wie lautet der Name?« fragte er voller Ungeduld. Nicht einmal die Farbe der Wimpel konnte er erkennen.
    » Kingfisher «, antwortete der Steuermann.
    Keane starrte fassungslos zu dem Schatten hinüber. Umspielt von orangeroten, violett- und rosafarbenen Sonnenstrahlen kam die Galeone näher, und dann sah er die Galionsfigur: einen großen Vogel, der drauf und dran zu sein schien, über das Meer davonzufliegen: »Tatsächlich«, sagte John Keane verblüfft. »Thomas Marlowe! Was macht der denn hier?« Es blieb ihm keine Zeit, sich zu freuen, daß Thomas sein Angebot offensichtlich annehmen wollte und sich auf dem Weg nach England befand. John löste seinen Blick von der Kingfisher , als die Legacy wieder in Feuerposition ging. Auf den Kanonendonner der Legacy folgte ein zweiter von der Kingfisher – wie ein Echo. Es schien Keane, als sei die ganze Welt ein Inferno aus schwarzem Rauch und roten Blitzen.
    Wenn Ned Whitlock die Kingfisher erkannt hatte, was sehr wahrscheinlich war, mußte auch er ihr Erscheinen begrüßen, denn er war im Grunde ein vernünftiger Mensch. John konnte nicht sagen, wessen Kugel den ersten Treffer bei den Gegnern landete, zu diesem Zeitpunkt feuerten die vier englischen Schiffe aus allen Rohren: Kettenschüsse, Stangenkugeln und Brandbomben ebenso wie die schweren eisernen Kanonenkugeln. Das Korsarenschiff, das sich plötzlich von der Legacy , der Garland und der Kingfisher umzingelt sah, wurde zuerst von einer Kanonenkugel und dann von einer Brandbombe getroffen. Der Mast knickte um wie ein Holzspan, und John hörte die entsetzlichen Schreie der Sklaven, die darunter begraben wurden. Es waren Christen – vielleicht sogar Landsleute von ihm. Das Feuer erfaßte zunächst das Sonnensegel am Achterdeck, raste dann am Bootsrand entlang, leckte an den hölzernen Aufbauten hoch und griff auf die Segel und die Takelage über – und auf die angeketteten Ruderer. John Keane schloß die Augen. Als er sie wieder öffnete, sank die Galeere bereits in den Wellen.
    Es gab keine Verschnaufpause – der Kampf ging weiter. Irgendwann an diesem endlos erscheinenden Morgen schickte die Kingfisher , indem sie die Garland als Lockvogel benutzte, ein zweites Korsarenschiff zu den Fischen. Es sank jedoch sehr langsam, was der Mannschaft der Garland die Möglichkeit gab, es zu entern, die Türken zu töten und die christlichen Gefangenen zu befreien. Die Besatzung der Galeere wehrte sich verbissen, und zwei von Ned Whitlocks Männern fanden den Tod. Whitlock nahm die Sklaven an Bord – zwei Dutzend erschöpfte Männer, denen man die beste Mahlzeit seit Monaten vorgesetzt hatte, ehe man sie zwang, ein Schiff ihrer verhaßten Herren gegen ihre eigenen
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