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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg
Autoren: Judith Lennox
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Ersatz für jene eingestellt hatte, die in Italien bleiben wollten. Manche stammten aus Griechenland, andere aus Frankreich, und es waren auch einige Engländer dabei. Im Laufe der Wochen, die sie sich schon auf See befanden, hatte er die Neuen zurechtgebogen, bis sie ein Teil des Ganzen waren, das den Namen Kingfisher trug. Thomas selbst empfand keine Angst, aber er wägte dennoch ab. Sie könnten, wie der Bootsmann vorgeschlagen hatte, umkehren und sich in Sicherheit bringen. Dieser Kampf ging ihn nichts an, er war eine Sache zwischen der Levant Company und den Korsaren. Nein – das stimmte nicht: Er ging ihn sehr wohl etwas an. Sein Schiff, seine Mannschaft, die Kleider, die er trug, alles, was er besaß, war ihm, wenn er es genau nahm, mit Geld der Levant Company ermöglicht worden – mit dem Goldschatz aus dem Wrack der Toby. Das hatte er sogar Serafina gegenüber beim Abschied in Pisa zugegeben, als er ihr sagte, er schulde der Gesellschaft eine Menge. Er durfte sich nicht davonstehlen. Und außerdem hatte er sich schon vor Wochen entschieden. Er sah Serafinas Ausdruck noch deutlich vor sich, mit dem sie ihn ansah, als er erklärte: »Ich gehe zurück nach England:« Als er es ausgesprochen hatte, erkannte er, daß es ihm ernst damit war: Er würde den Weg gehen, den John Keane ihm in Aleppo angeboten hatte. Er erinnerte sich noch an alle Einzelheiten jenes schicksalhaften letzten Morgens in Pisa: An Serafinas seidige dunkle Haare, die ihr der warme Wind ins Gesicht wehte, an das Flehen in ihren Augen und die Liebe, die er so brutal zurückgewiesen hatte, an den Mund, der sich zu lächeln bemühte. Jedesmal, wenn er sich vorstellte, wie Angelo Guardi diesen Mund geküßt und diesen Körper liebkost hatte, kochte Mordlust in ihm hoch.
    Doch jetzt richtete sich seine Wut auf ein anderes Ziel. Dreieckige Wimpel mit roten Mondsicheln darauf flatterten im Wind, rote Kreuze leuchteten auf den Segeln der englischen Schiffe. Sechs schwerbewaffnete Korsarengaleeren hatten die drei Galeonen in gut überlegter Formation eingekreist, und während Thomas hinüberschaute, feuerte eines der Berber-Schiffe eine Kanone ab. Die Kugel schlug in den Bug der Saviour of Bristol ein. Er konnte die Schreie der Verletzten nicht hören, aber er erkannte das schwarzumrandete Loch und die verzweifelten Bemühungen der Besatzung, es zu schließen. Als er die Galeere erkannte, die die Saviour of Bristol beschossen hatte, gab er Befehl, alles zum Angriff vorzubereiten. An ihrem Bug prangte ein Kranz aus gemalten blauen Blüten, der nach dem Glauben der Moslems vor dem bösen Blick schützte. Thomas hatte sie vor weniger als sechs Monaten in Scanderoon gesehen: Sie gehörte Angelo Guardis Freund, einem gewissen Hamid.
    Meine Warnung war also berechtigt, dachte Thomas. Nur war Hamids Verbündeter diesmal nicht Angelo, der Rache an der Garland nehmen wollte, sondern ein Korsarenhaufen, der nach reicher Beute an Seide, Gewürzen und Sklaven trachtete.
    An Bord der Kingfisher beeilten sich die Männer, die Anordnung ihres Kapitäns auszuführen. Kanonenkugeln wurden aufgeschichtet, Pulverfässer herangerollt, Eimer mit Wasser gefüllt, das gebraucht wurde, um die überhitzten Feuerrohre zu kühlen, und Salz und Sand gestreut, um die Deckplanken weniger rutschig zu machen. Thomas Marlowes Galeone war ein wehrhaftes Schiff. Die größeren Kanonen befanden sich auf einer tieferen Ebene, die leichteren darüber. Auf Vor- und Halbdeck wurden Falkonette auf die Berber-Galeeren ausgerichtet. Thomas hörte Knarzen und Quietschen, als die hölzernen Schießscharten geöffnet und dann dumpfes Rumpeln, als die Kanonen in Stellung gerollt wurden. Hoch über ihm kletterten Matrosen in die Takelage, um die Rahen zu sichern.
    Die Saviour of Bristol hielt sich noch über Wasser. Das Leck war notdürftig ausgebessert worden – aber ein zweiter derartiger Treffer wäre ihr Ende. Doch das, dachte Thomas, konnte nicht in Hamids Absicht liegen: Er und seine Spießgesellen wollten die Ladung und die Mannschaft übernehmen und nicht auf den Meeresgrund schicken. Die Kingfisher war bisher ganz offensichtlich noch nicht bemerkt worden. Beide Parteien waren zu sehr in ihren erbitterten Kampf vertieft, um ein anderes Schiff wahrzunehmen. Thomas lächelte, als er die Hand zum Signal für den Oberkanonier hob. Und dann verkündete ein Donnerschlag, daß sich ein neuer Teilnehmer zu dem Spiel gesellt hatte.
    John Keane, den Kapitän der Legacy , riß der Kanonenschuß der
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