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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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er ihn noch einmal kurz abstellen wollte, stieß Kluftinger einen Schrei aus.
    »Nicht! Das Zeichen!«
    Der Arzt blieb wie vom Donner gerührt stehen und bewegte sich nicht mehr. Kluftinger eilte zu ihm und schob ihn sanft aus dem rot gefärbten Schnee. Dann zeigte er mit ausgestreckter Hand auf das Schriftzeichen, das er vorher entdeckt hatte.
    Willi Renn nickte anerkennend: »Respekt. Aus dir wird noch mal ein richtiger Erkennungsdienstler.«
    Obwohl in dem Lob ein ironischer Unterton mitschwang, fühlte sich Kluftinger geschmeichelt.
    »Also, wir fliegen, meine Herren«, sagte der Arzt hastig im Gehen.
    »Der Verletzte kommt ins Kemptener Krankenhaus. Er ist völlig unterkühlt, die Überlebenschancen sind nicht die besten, zumal er nur schlecht erstversorgt war. Ich nehme an, der alte Mantel gehört Ihnen. Wir haben ihn mit eingepackt.«
    »Ja natürlich, das ist mein Wintermantel! Ich hol mir den im Krankenhaus ab.«
    Erst jetzt konnte Renn einen unverstellten Blick auf den Platz werfen, auf dem der Mann bisher gelegen hatte. Er sah ihn sich eine Weile an, dann verengten sich die Augen hinter den dicken Gläsern der viel zu großen Hornbrille zu Schlitzen und seine Mundwinkel senkten sich. Für einen Augenblick hatte Kluftinger den Eindruck, sein Kollege würde gleich anfangen zu weinen, dann öffnete der den Mund und fluchte lautstark, bevor er zu jammern begann: »Schau dir das mal an! Schau’s dir an. Alles zerstört. Alles hin. Wie soll ich da noch was Vernünftiges finden?«
    Kluftinger folgte seinem Blick und er musste zugeben, dass es wüst aussah: Der Kreis aus rotem … was auch immer … war kein Kreis mehr. Alles war übersät mit Fußabdrücken.
    Ein Geräusch hinter ihnen ließ Kluftinger herumfahren. Es waren Erika und Yumiko, die sich ihnen langsam näherten. Erika war bleich und auch Yumiko stand der Schrecken noch ins Gesicht geschrieben. Kluftinger hatte die beiden fast vergessen. Auch Renn drehte sich um. Erst jetzt schien er auch Markus zu bemerken, der still hinter ihnen gestanden hatte.
    »Da habt ihr euch ja den richtigen Ort für einen Familienausflug ausgesucht!«, sagte der Erkennungsdienstler. Und als er sah, dass Erika noch immer leicht zitterte, fuhr er fort: »Erika, geh doch ins Café und trink was.«
    »Da komm ich doch gerade her. Ich wollte nur …«
    »Es wäre jetzt wirklich besser für dich, wieder reinzugehen. Dein Sohn bringt dich bestimmt hin«, unterbrach sie Renn und nickte Markus zu. Dass er eigentlich meinte, es wäre besser für ihn und seine Arbeit, behielt er für sich.
    Dann wandte er sich an Yumiko: »Nicht bleiben hier«, sagte er betont langsam und laut. »Gehen Neuschwanstein, da mehr sehen.«
    Er blickte Kluftinger an, verdrehte die Augen und seufzte: »Touristen!«
    Im Kommissar regte sich plötzlich ein Beschützerinstinkt gegenüber Yumiko und er platzte heraus: »He, benimm dich mal. Das ist … meine … Schwiegertochter.«
    Im selben Moment erstarrte er über den Satz. Auch Markus schien geschockt, blickte dann aber amüsiert drein. »Na, so schnell geht’s jetzt auch wieder nicht«, sagte er zu seinem Vater.
    »Ich mein, na ja … du weißt schon.«
    Willi Renn lief rot an: »Ach so, das wusste ich ja nicht. Dann bitt ich vielmals um Entschuldigung. Und meinen Glückwunsch natürlich. Da bist du ja sozusagen ein echter Glückskeks, Markus, oder?«
    »Schon gut«, winkte Kluftinger ab. Ausgerechnet vor Renn musste ihm dieser Fauxpas unterlaufen. Es würde in der Direktion innerhalb weniger Tage auch beim Hausmeister angekommen sein, dafür würde Willi schon sorgen.
    »Können wir uns jetzt mal wieder um die Sache hier kümmern?«, lenkte Kluftinger die Aufmerksamkeit nun etwas gereizt wieder auf den Fall. »Was kannst du denn zu dem Zeichen sagen?«
    Renns Stirn legte sich in Falten. »Also, sieht irgendwie germanisch aus, oder so«, vermutete er. »Vielleicht wissen ja die Kollegen was«, sagte er und deutete auf den Weg, auf dem nun in einiger Entfernung mehrere Polizeiwagen und auch einige Zivilfahrzeuge heranfuhren.
    »Friedel Marx natürlich wieder vorne weg«, fügte Renn kopfschüttelnd hinzu.
    Kluftinger kannte Friedel Marx von einigen Telefonaten. Er war seit ein paar Jahren in der Dienststelle Füssen tätig, die wiederum der Kemptener Direktion unterstellt war. Vor allem seine heisere Stimme, die auf einen starken Raucher schließen ließ, war in seiner Erinnerung haften geblieben. Getroffen hatte er ihn allerdings noch nie.
    Es war ihm
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