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Schwein gehabt

Schwein gehabt

Titel: Schwein gehabt
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Anstrich. Die halblangen Haare waren nach hinten gegelt und am Ringfinger der rechten Hand steckte ein fetter Goldring mit eingefassten Brillies . Ekelhaft.
    »Guten Tag. Nannen ist mein Name. Sind Sie an Mord und Totschlag interessiert ?«
    » Tilke , Gerhard Tilke . Welche Zeitung sollte daran nicht interessiert sein ?« Er zauberte sich ein schmieriges Grinsen ins Gesicht.
    »Sie haben doch ausführlich über die Schülermorde berichtet. Ich biete Ihnen ein Exklusivinterview mit dem Privatdetektiv an, der diese Mordserie aufgeklärt hat .«
    »Ich vermute, Sie sind der Privatdetektiv ?«
    »Richtig vermutet. Und?«
    »Sie kommen zu spät. Der Fall ist längst von der Polizei aufgeklärt .« Zum ersten Mal lächelte er. Vielleicht zuckten aber auch nur die Narben.
    »Die Bullen werden aber sicher nicht alle Details geliefert haben. Die erhalten Sie exklusiv von mir .« Ich merkte, wie sich bei ihm die Rädchen drehten.
    »Dann lassen Sie mal hören .« Tilke lehnte sich zurück und kratzte sich dabei am Ohr.
    »Nur gegen Bares.«
    »Habe ich Sie richtig verstanden ?«
    »Das kann ich nicht beurteilen. Ich bin Privatdetektiv und kein Ohrenarzt. Aber lassen wir für einen Moment Ihre Probleme mit den Lauschern außer Acht. Wenn ich mich nicht täusche, ist für eine Zeitung, deren Berichte hauptsächlich von umgekippten Schubkarren und undichten Kuheutern handeln, die von mir angebotene Story ein Jahrhundertereignis. Die Exemplare werden Ihnen förmlich aus der Hand gerissen werden. Wenn Sie jedoch Ihre provinzielle Kleinkariertheit nicht abstreifen wollen und mit mir jetzt um Münzgeld feilschen, wende ich mich an eine professionelle Zeitung .«
    »Okay, ich gebe Ihnen zehn Euro, wenn ich von der Geschichte überzeugt bin .« Wollte dieser schmierige Drecksack mich verarschen?
    Exakt diese Frage stellte ich ihm.
    »Verehrter Herr Nannen. Wir sind nicht die Welt am Sonntag. Wir haben kein Budget für Exklusivinterviews oder Enthüllungsreportagen. Aber wenn ich Sie richtig verstanden habe, sind Sie Privatdetektiv. Sie sollten sich also überlegen, wem ein Zeitungsbericht mehr nützt — Ihnen oder uns .«
    Der Kerl war nicht schlecht. Augenblicklich fragte ich mich, was er bei einem Kuhblättchen wie diesem verloren hatte.
    »Sie haben mich überzeugt, Tilke .« Gute Publicity war vielleicht wirklich mehr wert als ein paar mickrige Kröten. Also erzählte ich dem Redaktionsleiter, was ich heute schon mehrfach geübt hatte. Inge ließ ich natürlich außen vor.
    Als ich fast durch war, klopfte es und die Tür wurde geöffnet: Karin!
    »Hallo, Karin.«
    »Hallo, Herr Nannen.«
    »Hallo, Karin.«
    »Hallo, Bruderherz.«
    »Bruderherz?«
    »Was ist, Gerdi, wollte Herr Nannen ein paar Pornokassetten an dich verticken ?«
    Nach diesen Verwirrungen musste ich erst einmal Luft holen. Schumann und Tilke waren Geschwister?
    »Warum hast du mir nicht erzählt, dass du einen Bruder hast ?« , wandte ich mich an die Biobäuerin. Kleidungsmäßig konnten sie nicht verwandt sein, denn die Kleine hatte sich bei der Klamottenwahl wieder selbst übertroffen: Orangenes Batik-Shirt, dazu eine hellgraue Jeans mit ausgefransten Hosenbeinen und an den Füßen gelbe Sandalen, was angesichts der heutigen Außentemperaturen auf eine gute Durchblutung schließen ließ.
    »Ihr kennt euch ?« , schaltete Tilke sich ein.
    »Ja.«
    »Nein.«
    »Dann ist das zumindest geklärt. Herr Nannen, wenn Sie wieder einen interessanten Fall gelöst haben, kommen Sie vorbei. Meine Tür steht Ihnen jederzeit offen .« Das hörte sich nach Rauswurf an.
    Ich ließ die Familienbande allein und machte es mir im Flur auf einem wackligen Stuhl bequem. Anschließend war erst mal Warten angesagt, denn Karin trat erst nach einer halben Stunde aus dem Redaktionsleiterbüro.
    »Darf ich Sie auf einen Kaffee einladen, Frau Schumann, um gewisse Missverständnisse aus der Welt zu schaffen ?«
    Mir war bewusst, dass ich bei Karin wieder ganz von vorne anfangen musste, was hieß: beim Siezen.
    »Wenn es sich nicht vermeiden lässt .«
    Ließ sich doch gut an, immerhin hatte ich mit einer erbosten Absage gerechnet. Karin führte mich in ein italienisches Restaurant um die Ecke, das angeblich für seinen traumhaften Latte Macchiato bekannt war. Untergebracht war es im Keller eines zweigeschossigen Hauses und hieß folgerichtig La Grotta . Schumann wurde überschwänglich vom Kellner begrüßt und auch mir wurde der nötige Respekt erwiesen. Giuseppe wusste offenbar, was sich
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