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Schwein gehabt

Schwein gehabt

Titel: Schwein gehabt
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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verabschiedete mich wortlos mit einem kurzen Nicken und zog die Tür von außen zu.
    Auf dem Weg zu den Rudolphs machte ich an der Tankstelle Halt, wo Julius bis vor kurzem noch Autos gewaschen hatte. Ich tankte voll und nahm eine Stange Camel mit. Hier auf dem Land gab es wenigstens noch ein Gratisfeuerzeug dazu.
    Als ich in Brücken eintraf, saß Familie Rudolph am Mittagstisch und vertilgte Sauerbraten mit Klößen und Rotkohl. Dieses Gericht gab es bei uns früher nur zu Ostern und Weihnachten.
    »Darf ich Ihnen etwas anbieten ?« , fragte Frau Rudolph. Ich hatte keine Chance zu antworten, denn ruckzuck stand ein voll gepackter Teller vor mir. Bevor ich mich schlagen ließ...
    »Und, hat Zollner-Knittel gestanden ?«
    Ich blickte ihn fragend an.
    »War nicht schwer, draufzukommen. Zuerst finden Sie heraus, dass Zollner ein Verhältnis mit unserer Barbara hatte, dann schicken Sie seine Frau vorbei, der ich eine abenteuerliche Diagnose stellen soll .«
    Stimmte wohl, allzu schwierig dürfte es nicht gewesen sein, eins und eins zusammenzuzählen. »Sie haben Recht: Inge Zollner-Knittel hat Wind von der Affäre ihres Mannes bekommen. An dem besagten Abend hat sie Barbara zur Rede gestellt und dabei im Affekt getötet. Ich habe zwar den Beweis, dass Ihre Tochter in Inges Auto gewesen ist, aber das reicht nicht, um sie verhaften zu lassen .« Das Video verschwieg ich lieber.
    »Hat sie vorhin gestanden ?«
    »Ja, aber wie gesagt fehlen mir die Beweise. Trotz des beträchtlichen Drucks, den wir durch Ihre Diagnose aufgebaut haben, wird Inge sich nicht der Polizei stellen. Darf ich fragen, wie Inge die Nachricht aufgenommen hat, dass sie unheilbar an Leukämie erkrankt ist ?«
    »Sie ist zusammengebrochen, beinahe hätte ich sogar Mitleid mit ihr gehabt. Aber dann fiel mir wieder ein, warum ich ihr diese Lügengeschichte überhaupt aufgetischt habe .« Grimmig spießte Gernot einen Kartoffelkloß auf die Gabel und biss hinein, als wäre es Inges Kopf.
    »Es muss schwer für Sie gewesen sein, der Mörderin Ihrer Tochter gegenüberzutreten ?« , sagte ich in gebotenem Ernst zwischen einem Stück Pferd und einem Happen Rotkohl.
    »Mein Mann war fix und fertig, nicht wahr ?« , schaltete Irene sich ein.
    »Ja, mein Liebling, das war ich. Bin ich noch immer .« Er ergriff ihre Hände und beide schauten sich lange und tief in die Augen. Eine dramatische Szene, die mir an die Substanz ging.
    »Ich verspreche Ihnen«, stieß ich nur leicht übertrieben hervor, »ich bleibe so lange dran, bis sie verurteilt ist und im Gefängnis sitzt .«
    »Ach, wissen Sie: Gott wird es schon richten. Am Ende aller Tage erhält jeder seine gerechte Strafe .«
    Ich verstand die Welt nicht mehr. Anstatt mich zusammenzustauchen, weil ich auf ganzer Linie versagt hatte, wurde auf einmal Gott bemüht. Nun, der Allmächtige war sicherlich ein besserer Detektiv als ich, allein schon aufgrund seiner Übersicht, trotzdem kam mir das Verhalten spanisch vor. Andererseits: Was wusste ich denn schon? Vielleicht war dies die einzige Chance, mit der Trauer fertig zu werden.
    Ich hatte aufgegessen, die Rudolphs hatten ohnehin schon die Mahlzeit beendet.
    »Noch Nachtisch ?« , fragte Irene lächelnd.
    »Nein danke. Ich muss los .«
    Mit diesen Worten erhob ich mich. Gernot wischte mit einer Serviette seinen Mund ab und stand ebenfalls auf. »Kommen Sie bitte morgen vorbei. Dann regeln wir das Finanzielle. Und vielen Dank noch mal für die gute Arbeit und den großen Einsatz. Ich werde Sie weiterempfehlen .« Dabei klopfte mir der Arzt väterlich auf den Rücken.
    Nachdem wir weitere Nettigkeiten ausgetauscht hatten, verabschiedete ich mich. Trotz Rudolphs lobender Worte fühlte ich mich als Versager. Niedergeschlagen erreichte ich mein Anwesen. Vor dem Haus parkte Dreggers Lieferwagen. Sein Besitzer trat gerade aus dem Stall.
    »Hannes, alter Schwede. Alles fit im Schritt ?« , gab ich den Munteren.
    »Mann, Dieter. Du bist ja tatsächlich unter die Großgrundbesitzer gegangen. Respekt, Alter.« Hannes schaute mich an, als ob er mich wirklich beneiden würde.
    »Für dich wär das aber nichts. Es gibt hier nämlich keinen Strom .«
    »Wo soll ich loslegen ?« , fragte der Elektronikexperte mit nun leicht angewidertem Ausdruck in den Augen.
    »Nicht hier, wir müssen ein Stück fahren .«
    »Ach so, bevor ich es vergesse: Ich soll dich ganz lieb von Bettina grüßen. Zufällig hattest du mich genau an unserem Kegelabend angerufen, da habe ich gleich erzählt,
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