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Schwein gehabt

Schwein gehabt

Titel: Schwein gehabt
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Telefonnummer. Der einzige Ort in der Umgebung, der vierstellige Nummern hat, ist Dülmen. Bei meinem Anruf meldete sich der Veterinär .«
    »Das kann ich erklären: Nach unserem Zusammentreffen musste ich mich erkundigen, ob Tollwut auch auf Menschen übertragbar ist«, machte Inge einen auf schlagfertig.
    »Die Zeit der Witze ist vorbei, Knittel. Nach kurzem Überlegen kam mir der Gedanke, dass es sich gar nicht um eine Telefonnummer handelt. Und siehe da: Es ist die Nummer eines Schließfachs, genauer gesagt, eines Schließfachs im Bulderner Bahnhof .«
    Inge hielt den Atem an. Lange konnte es nicht mehr dauern, bis sie zusammenbrechen und alles gestehen würde. Dass die Nummer zu einem Bahnhofsschließfach gehörte, hatte ich durch die gestrigen Telefonate herausgefunden. Ebenfalls hatte ich erfahren, dass eine B. Rudolph als Mieterin eingetragen war.
    »Zuerst wollte der Beamte das Fach nicht aufschließen. Hat was von Privateigentum und Datenschutz gefaselt. Aber der arme Schlucker brauchte dringend Geld, und ich hatte zufällig etwas zur Hand, und da Barbara sowieso tot war, wurde sein Gewissen nicht allzu sehr belastet .« Gut gelaunt schaute ich Inge in die roten Augen. »Nettes Video. Ich muss sagen, Ihr Mann hat Talent. Einer Karriere in Hollywood steht nichts mehr im Wege. Er muss sich nur eine neue Partnerin suchen .«
    Während der letzten Sätze war sie immer mehr zusammengesunken. Ich wollte die Gunst der Stunde nutzen.
    »Nur wegen dieses lächerlichen Streifens musste Barbara sterben ?«
    »Ich habe sie gehasst !« , zischte sie. »Nicht nur, dass sie meinen Mann verführt hat, nein, sie hat auch noch alles gefilmt und uns damit erpresst. Um diese Schlampe tut es mir wirklich nicht Leid .«
    Inge zog ein Taschentuch hervor und schnäuzte sich die Nase.
    »An dem Abend, an dem Sie mich haben wegfahren sehen, habe ich mich mit Barbara auf einem Feldweg getroffen. Als sie sich zu mir ins Auto gesetzt hatte, zog sie sofort über Martin und mich her .«
    »Und dann haben Sie sie kaltblütig ermordet .«
    »Kaltblütig ermordet? Dass ich nicht lache. Ich hab ihr das Geld gegeben und sie aufgefordert, uns in Ruhe zu lassen. Höhnisch gelacht hat sie. Immer, wenn sie Geld bräuchte, würde sie anrufen. Da bin ich ausgerastet. Auf der Rückbank lagen ein paar Küchenmesser, die ich nachmittags gekauft hatte. Ich habe mir das nächstbeste geschnappt, es an ihre Kehle gehalten und sie aus dem Wagen gezogen. Da hat die Schlampe aber um ihr verkommenes Leben gefleht. Doch ich war nicht mehr Herr meiner Sinne. Ich hab auf sie eingestochen, ich weiß nicht wie oft. Dann hab ich sie auf das Feld geschleppt und dort liegen lassen .«
    »Und die Schließfachnummer und die Kassette?«
    »Die Nummer habe ich mir natürlich geben lassen. Das mit der Kassette hatte ich gar nicht bemerkt .«
    »Okay, das reicht. Wollen Sie mich zur Polizei begleiten ?«
    »Nannen, es gibt zwei Gründe, warum ich Ihnen das erzählt habe und trotzdem nicht zur Polizei gehen werde: Zum einen können Sie nichts beweisen« — damit hatte sie Recht — , »zum anderen habe ich heute Morgen erfahren, dass ich nur noch wenige Wochen zu leben habe« — damit hatte sie nicht Recht — , »und das pikanterweise von Dr. Rudolph. Ich bin unheilbar an Blutkrebs erkrankt .« Eine Träne kullerte ihre Wange herunter.
    »Das tut mir Leid«, heuchelte ich Anteilnahme.
    »Ich habe diese Nachricht noch gar nicht verarbeitet, möchte Sie aber bitten, mich die wenigen Tage, die mir noch bleiben, in Frieden zu lassen .«
    Da hatte mein Plan ja fantastisch funktioniert. Aber Inge hatte Recht: Der Grund für die Lüge mit der unheilbaren Krankheit war ja, dass mir die Beweise fehlten. Ich konnte sie zwar bis ans Ende ihrer Tage nerven — und das war länger, als sie dachte —, aber unterm Strich hatte ich nur eine Musikkassette und ein Video, worüber sich jeder Richter kaputtlachen würde.
    »Ich möchte nicht taktlos erscheinen, aber wenn ich erfahre, dass Sie mich angelogen haben, werde ich mich wie eine Zecke in Ihnen festbeißen .« Das war natürlich nicht wörtlich gemeint, denn auch meine Leidensfähigkeit hatte ihre Grenzen.
    »Sie haben kein Herz, Sie Scheißkerl .«
    »Dann wäre ich Sozialarbeiter geworden«, zischte ich humorlos, immer noch verärgert, dass mein Plan so gründlich in die Hose gegangen war. Ich musste an die Worte meines Großvaters mütterlicherseits denken: »Junge, das Schlimmste ist, wenn die Dummen fleißig werden .«
    Ich
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