Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwein gehabt

Schwein gehabt

Titel: Schwein gehabt
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
Vom Netzwerk:
dass ich dich heute besuchen würde .«
    Stimmt, ich hatte ganz vergessen, dass Hannes und Tine einmal im Monat mit dem Kegelclub Jagd auf alle neune machten. Ich war nur ab und zu mitgegangen, Tine zuliebe. Kegeln war mir einfach zu spießig.
    »Und, was macht sie so ?«
    »Man munkelt, dass sie was mit einem Kerl aus der Firma laufen hat. Lamy oder Mailey .«
    »Doch nicht etwa Lacey ?« , unterbrach ich ihn.
    »Kann sein .«
    Dave Lacey, unser Quotenbrite. Da wir auch Geschäfte mit internationalen Firmen machten und der alte August sich nicht auf das Schulenglisch seiner Mitarbeiter verlassen wollte, hatte er einen waschechten Engländer eingestellt. Der war zwar stocksteif und sein IQ blieb zweistellig, selbst wenn man ihn mit fünf multiplizierte, aber sein fließendes Englisch war Qualifikation genug. Ich hatte schon länger geargwöhnt, dass Dave eines seiner schielenden Augen auf Bettina geworfen hatte.
    »Das ist aber ein ganz steiler Abstieg«, beendete ich dieses Thema. »Sollen wir los oder möchtest du vorher noch was trinken ?«
    »Abfahrt. Ich bin schon ganz aufgeregt .«
    Wir schwangen unser Hinterteil in den Golf respektive Lieferwagen. Ich fuhr vor, Hannes folgte.
    Unterwegs klingelte mein Handy. Hannes: »Wann sind wir endlich da ?«
    »An der übernächsten Milchkanne links, nach vierzehn Kuhfladen wieder links und dann nur noch geradeaus.« Ich klickte das Gespräch weg.
    Fünf Minuten später hatten wir unser Ziel erreicht. Die nächsten zwei Stunden war Dregger vollauf beschäftigt, während ich die Gegend inspizierte und meinen Wagen so gut es ging versteckte.
    Als Hannes fertig war und ich alles begutachtet hatte, verabschiedete er sich.

    Seit sechs Stunden saß ich mittlerweile herum; die Armbanduhr zeigte dreiundzwanzig Uhr fünfzehn. Es wurde immer kälter und ich langweilte mich, und das seit bereits fünf Stunden und fünfundvierzig Minuten. Ich hatte noch eine Weile über Bettina nachgedacht, was mir aber nicht mehr als einen schalen Nachgeschmack eingebracht hatte. Das alte Leben war passé, nun galt es, das neue zu genießen. Wenn ich Tine mit Karin verglich, hatte die Biobäuerin eindeutig die Nase vorn. Sie kleidete sich zwar fürchterlich, aber die inneren Werte, beziehungsweise die mittleren, um genau zu sein, sprachen eindeutig für Karin.
    Ich wollte gerade meine leere Camelschachtel zusammendrücken und in die Ecke werfen, als ich ein Geräusch vernahm. Leise legte ich das Päckchen zur Seite und holte den Apparat hervor, den ich von Dregger erhalten hatte.
    Ich hatte mich nicht getäuscht: Die Tür wurde geöffnet und jemand betrat die Scheune. Ab und zu erkannte ich einen Lichtstrahl, der von den Wänden zurückgeworfen wurde. Viel interessanter war jedoch, was ich auf dem Display in meiner Hand erkannte. Die Überraschungen nahmen kein Ende.
    Als ich hörte, wie eine Luke geöffnet wurde, trat ich hinter den Strohballen hervor. Den Hightech-Kasten ließ ich zurück.
    »Von der Klassenfahrt zurück?«
    Sofort schwenkte der Strahl der Taschenlampe in meine Richtung und blendete mich für einen kurzen Moment. Zollner kniete über einem Loch in der Scheunenmitte.
    »Nannen?«
    »In voller Pracht«, antwortete der Privatdetektiv, der nie um eine Antwort verlegen war.
    »Was wollen Sie hier ?« , fragte er mich das Offensichtliche.
    »Einen Mörder überführen .«
    Blitzschnell griff der Jahrgangsstufenleiter in den Hohlraum und hatte plötzlich eine hässliche Waffe in der Hand. Ich zuckte zusammen.
    »Dann plauder mal, Schnüffler .« Ich bewegte mich einige Schritte rückwärts, gefolgt vom Schein der Lampe.
    »Stehen bleiben, und zieh dein Sakko aus .« Ich folgte seiner Anweisung und ließ das Jackett auf den Boden fallen.
    »Ich muss gestehen«, begann ich zu erzählen, »dass die Idee mit der Satanssekte genial war. Sie haben Ihren gelangweilten Schülern echte Action geboten, und die haben nicht mal gemerkt, dass sie drogenabhängig wurden, von dem Schweinegeld für das Ecstasy mal ganz abgesehen. Das gehörte einfach dazu .« Ich wartete auf eine Antwort, aber Zollner schwieg.
    »Da Sie zudem den meisten tagtäglich in der Schule begegneten, konnten Sie immer den Daumen draufhalten, wenn etwas aus dem Ruder zu laufen drohte. Der Clou war jedoch, dass Sie noch nicht mal selbst in Erscheinung treten mussten. Sie schalteten einfach Koppe als Sektenfürsten dazwischen, was für Julius eine Ehre war. Er war ja schon früher durch seinen Hang zum Okkultismus aufgefallen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher