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Schwein gehabt

Schwein gehabt

Titel: Schwein gehabt
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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klar wurde. Bereits am ersten Tag hatte Sandy vorgeschlagen, mir nach Dienstschluss die neuesten Powerpoint -Tricks beizubringen. Allerdings wurde schnell klar, dass sie eine wahre Computerexpertin war und zahlreiche solcher Kurse gab. Sie wechselte ihre Liebhaber so häufig wie die Unterwäsche, sodass ich mir auf ihre nach Schema F abgespulten Bonmots leider nichts einbilden konnte.
    »Hab ich dich nicht im Tornado gesehen, als dort die American Dream Boys aufgetreten sind ?« , flötete sie mir zu.
    »Ich bin der German Dream Boy, habe es aber nicht nötig, in Diskotheken aufzutreten. Ich gebe nur noch Privatvorstellungen bei wohlhabenden älteren Damen .« Zum Glück hatte auch ich ein Schema F.
    »So wie Bettina?«
    »Bettina ist nur zwei Jahre älter als du. Außerdem macht Geld eine Frau jünger .«
    »Manche Frauen sind aber von Natur aus schön«, gurrte Sandy und beugte sich zur Betonung des Gesagten über den Schreibtisch, sodass ich einen schönen Ausblick auf Silicon Valley hatte.
    »Was hast du am Wochenende vor ?«
    Ich winkte ab. Schließlich saß Bettina nebenan.
    Dies war mein nächster Anlaufpunkt. Ich ließ mir von Sandy die Kaffeetasse auffüllen und latschte in die Buchhaltung. Bettina war ein reizendes Mädchen. Ihre lockigen braunen Haare umrahmten ihre zarten Gesichtszüge wie bei einem dieser Gemäldeengel von ganz früher. Leider hätte sie mit ihrer Nase jemanden erstechen können, aber wer war schon perfekt.
    »Hallo, Liebling. Wie war dein Vormittag ?« , strahlte ich sie an.
    »Bescheiden. Die aus Mannheim haben noch immer nicht gezahlt. Wenn in einer Woche das Geld nicht eintrifft, können wir die Löhne nicht auszahlen. Kümmerst du dich darum ?«
    Bettina war stets der ernsthafte Typ. Während ich mich auf die leichten Seiten des Lebens fokussierte, sah sie immer nur Probleme, Schwierigkeiten und Ärgernisse.
    »Natürlich. Willst du nicht wissen, wie es in Münster gelaufen ist ?«
    »Stimmt, du warst ja in Münster .« Sie blickte nicht mal von ihren Kontoauszügen auf. »Und?«
    »Ich habe einen Bauernhof geerbt und soll mich um Schweine und Kaninchen kümmern. Lass uns aufs Land ziehen«, grinste ich.
    »Du willst dich um Tiere kümmern? Als ich mit dem Sportverein im Kanuurlaub war, ist Lotte dank deiner Fürsorge verhungert .« Zu ihrem ohnehin schon bissigen Kommentar rieb sie sich auch noch verärgert die lebensgefährliche Nase.
    »Komm, die Geschichte mit dem Wellensittich ist drei Jahre her«, setzte ich zu meiner Verteidigung an. »Du weißt doch, dass ich Grippe hatte und sozusagen brachlag .« Noch nachträglich bekam ich Mitleid mit mir und hoffte, das würde sich positiv auf meinen flehentlichen Blick auswirken. Als sie trotzdem kein Mitgefühl zeigte, entschloss ich mich, die Taktik zu ändern.
    »War doch nur Spaß. Glaubst du ernsthaft, ich würde in ein Kaff ziehen, in dem die Bürgersteige auch tagsüber hochgeklappt sind, falls es überhaupt welche gibt ?« , lachte ich.
    »Aber wenn wir Kinder hätten, wäre eine ruhige Umgebung gar nicht schlecht. Sie könnten auf der Straße spielen, ohne dass ich mir Sorgen machen müsste .« Wie immer beim leidigen Nachwuchsthema blickte Tine verträumt in eine Richtung, in der sie unsere Zukunft sah. Das machte mir Angst, denn ich erblickte da nichts.
    »Lass uns ein andermal darüber sprechen. Ich muss Weiterarbeiten«, zog ich mich aus der Affäre.
    »Vergiss nicht in Mannheim anzurufen. Das ist wirklich wichtig. Außerdem sind wir heute Abend bei meinen Eltern zum Essen eingeladen. Um acht. Sei pünktlich. Simone und Gisbert kommen auch .«
    »Ja ja , steht in meinem Palm. Jetzt muss ich aber los, zu einem potenziellen Kunden nach Köln. Hab dich lieb .«
    Manchmal zeigte sich das Leben von seiner unbarmherzigsten Seite. Bettinas Schwester Simone, eine Juristin, war verheiratet mit Dr. Gisbert Homberg , dem Country Manager der Chemical Reaction Inc. mit Sitz in Leipzig. Zusammen gaben sie in fünf Minuten mehr Weisheiten zum Besten als der Dalai-Lama in seinem ganzen Leben. Unser Verhältnis beruhte auf gegenseitiger Abneigung auf den ersten Blick. Doch während ich sie höflich ignorierte, machte Simone aus ihren Gefühlen mir gegenüber keinen Hehl. Schmarotzer, Nassauer und Erbschleicher waren nur ihre Kosenamen, ihre für mich reservierten Schimpfwörter hätten jeden Justizvollzugsbeamten zum Erröten gebracht. Gott sei Dank hatten meine Schwiegereltern durch Bettina ein solch gutes Bild von mir, dass Simones
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