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Schwein gehabt

Schwein gehabt

Titel: Schwein gehabt
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Lautsprecher stellen ließen. Ohne Vorwarnung war man Opfer einer Grand Jury.
    »Die Firma hat heute einen großen Abschluss getätigt. Das wird begossen«, schwindelte ich ebenso munter wie einfallslos weiter.
    »Der lügt wie gedruckt, Bettina«, schaltete sich die Geschworene Simone ein. »Der ist in der Kneipe mit seinen Saufkumpanen .«
    »Dieter, bist du bei einem Kunden oder im ChaCha ?« , fragte die Richterin am anderen Ende der Leitung. Wenn Bettina diesen betont ruhigen Ton aufsetzte, drohte Gefahr.
    »Beim Kunden, ich schwör’s dir .«
    »Der lügt, Süße, der lügt«, wiederholte Simone kreischend. »Lass dir die Festnetznummer geben und kontrollier das.«
    »Gib mir die Nummer. Ich will dich zurückrufen .« Ich saß in der Falle.
    »Du, Schatz, mein Akku ist gleich leer, ich hör dich kaum noch. Ich mach mich jetzt auf den Weg .«
    Ich beendete das Gespräch. Gerade noch hatte ich über Schweinescheiße referiert und jetzt saß ich mittendrin. Zum Glück war ich ein smartes Kerlchen, also würde mir auf dem Weg zu den Klimkes schon noch etwas einfallen.
    Wenige Minuten später signalisierte ein Piepton, dass ich eine Kurzmitteilung erhalten hatte. »Es ist aus. Ich will dich nie mehr sehen .«
    Ich trat aus dem Lokal, schaltete die Rufnummernanzeige aus und wählte Tinas Handynummer.
    »Apparat Bettina Klimke, Simone Homberg «, zwitscherte Simones schriller Sopran.
    »Dieter hier. Gib mir Tine .« Im Hintergrund weinte jemand bitterlich.
    »Sie will nicht mit dir reden. Endlich tut sie das einzig Vernünftige. Sie schießt dich in den Wind«, frohlockte das grimmige Schwesterherz.
    »Ich will mit ihr reden. Gib ihr das Telefon .«
    » Tiiiiine , es ist Didi .«
    »Dieter«, schluchzte es mir entgegen. »Es ist alles gesagt. Deine Sachen geb ich deinem Freund Grabowski. Sind ja eh nicht viele. Ansonsten such dir sofort eine neue Wohnung .«
    »Ich versteh das nicht. Wir sind doch so glücklich«, stammelte ich. Himmel, aus welchem Film hatte ich das denn?
    »Das meinst auch nur du. Ich hab ja schon lange an unserer Beziehung gezweifelt, aber heute hast du das Fass endgültig überlaufen lassen .«
    »Ich bin wirklich beim Kunden .«
    »Hör auf mich anzulügen. Ich hatte dich gebeten, die Mannheimer anzurufen. Das hast du auch nicht getan .«
    »Ich hab’s vergessen. Wegen der Sache mit dem Bauernhof und der Erbschaft und der Verantwortung für die Tiere.« Inzwischen war ich wortwahlmäßig offenbar in einer deutschen Vorabendserie gelandet. Bevor ich ganz zu Landarzt Dr. Sowieso mutierte, sagte ich nur knapp: »Morgen hole ich das als Erstes nach .«
    »Das zeigt deine ganze Einstellung zur Firma, zu mir, zu meiner Familie .«
    »Schatz, wir...«
    »Es gibt kein Wir mehr! Ich brauche jemanden, dem ich vertrauen kann, der zu mir steht. Du lügst, du baggerst Sandy an und tust bei der Arbeit nicht mal das Nötigste !« Sie ließ ihrem Frust freien Lauf: »Ich hätte schon eher auf Mone hören sollen. In der Firma brauchst du dich auch nicht mehr blicken zu lassen. Ich rationalisiere dich aus meinem Leben und der Firma weg. Ha.«
    Im Hintergrund klatschte Simone Beifall.
    Einer der Jungs kam aus dem Lokal geschlendert, legte den Arm um meine Schultern und brüllte: »Hey, Bauer. Solche Parties wirst du auf dem Land vermissen .«
    Ich schüttelte ihn ab.
    »Wie stellst du dir das vor? Wo soll ich schlafen ?«
    »Ist das mein Problem ?« , giftete sie. »Deine Saufkumpane werden dir schon einen Platz anbieten. Den Wohnungsschlüssel kannst du behalten. Ich lass die Schlösser austauschen. Deine Vollmacht für mein Konto ziehe ich zurück. Den Dienstwagen kannst du vor die Wohnung stellen und den Schlüssel in den Briefkasten werfen. Ein schönes Leben noch.«
    Bevor sie ganz aufgelegt hatte, hörte ich sie wieder schluchzen. Trotzdem bildete ich mir nicht ein, dass da noch was zu retten war. Na ja, wir hatten sowieso nicht so richtig zusammengepasst. Das Problem war nur, dass ich jetzt vor einer lebensentscheidenden Frage stand. Sie lautete: Was nun? Keine Wohnung, kein Geld, kein Job, keine Freundin. Letzteres würde ich verschmerzen, aber die anderen Punkte stellten ernsthafte Probleme dar. In der letzten Zeit hatte ich fast ausschließlich auf Bettinas Kosten gelebt. Meine eigenen Ersparnisse tendierten gegen null. Ich würde Gerd fragen, ob ich im Hinterzimmer der Kneipe schlafen durfte. Und am nächsten Tag?
    Da fiel mir ein, dass ich ja eine Bleibe hatte. Leider lag diese in Buldern. Aber hatte
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