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Sachiko - Blutige Tränen (German Edition)

Sachiko - Blutige Tränen (German Edition)

Titel: Sachiko - Blutige Tränen (German Edition)
Autoren: C.C. Masen , Doris Lösel
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1)
    „ C hiko … bist du wach?“
    Amaya Fellows klare Stimme hallte durch das Treppenhaus und bohrte sich mit grausamer Intensität in die Ohren der kleinen Träumerin.
    Mit einem Stöhnen vergrub Sachiko ihr Gesicht in ihrem Kopfkissen und grummelte vor sich hin. Sie wusste nur allzu gut, dass ihre Mutter in exakt fünf Sekunden … vier … drei … zwei … eins … erneut …
„Chiiiiiiiko!“
Sachiko verdrehte seufzend ihre noch immer geschlossenen Augen, was an sich schon ein kleines Kunststück war, wie sie kichernd feststellte … nun, zumindest war sie jetzt tatsächlich wach.
    „ Ich bin wach, Oka san, ich bin wach!“, rief sie und beeilte sich, ihre wohlgeformten schlanken Beine aus dem Bett zu schwingen. Ein Blick auf ihren Wecker, der die Form einer japanischen Glückskatze hatte, bestätigte sie in ihrem Verdacht, dass ihre Mutter mal wieder nicht in der Lage gewesen war, die Uhrzeit richtig abzulesen.
    „ Ach, Mom“, seufzte Sachiko, doch ein zärtliches Lächeln glitt über ihr Gesicht.
    Amaya Fellow, ihres Zeichens geliebte Gattin von Brendan Fellow und Japanerin, wie sie im Buche stand, hatte auch noch nach all den Jahren Probleme, die richtige Uhrzeit abzulesen, was sie selbstverständlich kategorisch bestritt und den Wecker mit den Digitalziffern, den ihr Sachiko letztes Jahr an Weihnachten geschenkt hatte, rundheraus ablehnte … Chiko, ich kenne die Uhr !
    Nun, einen Vorteil hatte das Ganze: Sachiko konnte sich im Bad alle Zeit der Welt lassen!
    Gott, wie froh sie war, dass dieses Aufstehen zu unchristlichen Zeiten in zwei Wochen ein Ende haben würde.
    Denn auch wenn ihre Mutter sie nicht eine Stunde zu früh weckte, fand Sachiko, dass sieben Uhr in der Frühe unmöglich gesund sein konnte für einen jungen, noch im Wachstum begriffenen Menschen.
    Okay, jung war Sachiko mit Sicherheit, in vier Wochen würde sie ihren achtzehnten Geburtstag feiern.
    Das mit dem Wachstum war allerdings eine Sache, die Sachiko sich zwar verzweifelt wünschte, allerdings die nicht ganz unbegründete Befürchtung hegte, dass dieser Wunsch sich nicht mehr erfüllen würde.
    Obwohl zur Hälfte Amerikanerin, hatte Sachiko viel zu viel von ihrer japanischen Mutter mitbekommen und japanische Frauen waren in der Regel nun mal keine Riesinnen.
    Sachiko war mit ihren einhundertsiebenundfünfzig Zentimetern zwar immerhin zehn Zentimeter größer als ihre Mutter, doch neben ihren Schulkameradinnen nahm sie sich nahezu aus wie eine Fünftklässlerin. Was sicher auch daran lag, dass Sachiko zwar noch nicht mal einen Zentner auf die Waage brachte und ihre Figur auch eher als knabenhaft bezeichnet werden konnte.
    Diese Tatsache allerdings hielt den männlichen Teil ihrer Schulkameraden jedoch nicht im Geringsten davon ab, ihr schöne Augen zu machen und sich gegenseitig auszustechen, um bei ihr landen zu können.
    Denn Sachiko war an den strategisch wichtigen Punkten mit durchaus perfekten weiblichen Formen ausgestattet.
    Schnell schüttelte sie ihre mitternachtsblauen taillenlangen Haare, um auch noch den letzten Hauch von Müdigkeit zu vertreiben, und stellte sich unter die Dusche. Ihr glatter Pony, der exakt auf Höhe ihrer perfekt geschwungenen Augenbrauen endete, wippte noch einige Sekunden nach … bis ihn die ersten Wasserstrahlen trafen.
    Sachiko lief, in ein flauschiges Badetuch gehüllt, zurück in ihr Zimmer und riss die Türen ihres Kleiderschranks auf.
    Ihr geübter Blick flog über die Kleidungsstücke, die, ordentlich und nach Farben sortiert, auf Bügeln aufgereiht, den Kleiderschrank füllten.
    „ Oka san“, flüsterte sie gerührt.
    Ja, ihre Mutter hatte wahrhaftig nichts anderes zu tun, als Sachiko zu verwöhnen.
    Die linke Seite des Schrankes, die aus fünf großen Regalen bestand, enthielt ihre T-Shirts, Blusen und Pullis. Die rechte Seite quoll über von Jeans und den heißesten Fummeln, die für Geld wo auch immer zu bekommen waren.
    Sachiko trat ans Fenster und öffnete es zaghaft.
    Oh, Glück gehabt! Trotz der noch frühen Stunde war es bereits warm genug, um Shorts und T-Shirt anzuziehen.
    Sie runzelte ihre Stirn und überlegte kurz, bevor sie zielgerichtet Kleidungsstücke aus ihrem Schrank zog.
    Ihr war heute mal nach blau. Tiefblau, um genau zu sein. Lässig schlüpfte sie in Shorts und Shirt. Als sie sich noch kurz vor dem riesigen Spiegel betrachtete, kam sie nicht umhin, zu bemerken, dass ihr T-Shirt mit der Farbe ihrer wunderschönen Augen konkurrierte – und den Kampf eindeutig
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