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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Die Neue Welt!
    Margret Goltz zog die Schultern hoch. Männer gab es überall, auch in Pennsylvania.
    Hergarten stand wartend an Land – Sybilla hatte noch eine Unterhaltung mit Mr. Halley – als Frau Michaelsen an ihm vorbeirollte. Wie immer schob Käthe Peine den Rollstuhl. Neben einem Schuppen wartete ein großer, schwarzer Lincoln auf sie.
    »Machen Sie es gut, Doktor!« sagte Frau Michaelsen zu Hergarten. »Das Wegwerfen Ihrer Erfindung, es wird mir immer in Erinnerung bleiben. Ach, da wartet ja auch schon Jean mit dem Wagen.« Sie gab Hergarten die Hand und lächelte ihn an. »Begleiten Sie mich zum Wagen, bitte. Während der ganzen Überfahrt habe ich nur Sie bewundert. Eine alte Frau darf das doch wohl?«
    Hergarten nickte. Er sah zurück zur ›Ozeanic‹. Sybilla kam noch nicht, Dr. Dahl stand an der Reling mit geballten Fäusten. Er hatte also noch keine Nachricht. Lebte Lisa noch? Um das Herz Hergartens zog es wie ein glühendes Eisen.
    Er ging neben dem Rollstuhl her. Frau Michaelsen hielt seine Hand fest, als sei Hergarten ihr Eigentum. Vor dem großen Lincoln hielt der Rollstuhl. Jean, der Chauffeur, öffnete die breiten Türen.
    »Ich helfe Ihnen in den Wagen«, sagte Hergarten. »Wenn Sie mir sagen, wo ich Sie anheben kann …«
    »Nicht nötig, mein Bester.« Frau Michaelsen warf die dicke Decke zur Seite, die ihre gelähmten Beine bedeckte. Mit einem Ruck erhob sie sich, stand auf beiden Beinen, machte einen kräftigen Schritt hinaus aus dem Rollstuhl und einen zweiten zum Wagen. Mit einem Schwung saß sie hinten in dem Lincoln. Die zarte, blasse Pflegerin Käthe Peine gab dem Rollstuhl einen Schubs … er rollte gegen die Schuppenwand und blieb dort stehen. Dann sprang auch sie in das Auto. Der Chauffeur stand dicht hinter Hergarten; erstarrend spürte dieser in seinem Rücken einen harten Gegenstand.
    »Frau … Frau Michaelsen …«, stotterte Hergarten entgeistert.
    Frau Michaelsen nahm ihre weißen, gepflegten Haare ab. Unter der Perücke kam ein kahlgeschorener, runder Männerkopf zum Vorschein. Auch Käthe Peine wurde ein junger, blondgelockter Mann.
    »Verzeihen Sie diese Maskerade«, sagte ›Frau Michaelsen‹. »Sie haben das Recht, erstarrt zu sein, Dr. Hergarten. Wer ich bin, das ist uninteressant. Aber ich will Ihnen sagen, daß es Ihnen gelungen ist, das große China zu besiegen.«
    »Sie … Sie arbeiten für Rotchina?« stammelte Hergarten.
    »Ja. Klärt sich nun alles auf?« Der Mann lachte tief. »Leben Sie wohl, Hergarten. Da Sie alle Pläne vernichtet haben, werden wir uns nie wiedersehen.«
    Er lehnte sich zurück. Der blonde junge Mann warf seine Tür zu, Jean rannte um den Wagen herum, der Motor brummte auf.
    »Wo ist Lisa?« schrie Hergarten. Seine Erstarrung löste sich. Er lief neben dem anfahrenden Wagen her. »Wo – ist – Lisa?!« brüllte er.
    »Unter meinem Bett!« Der Kahlgeschorene winkte aus dem Fenster. »Es hat niemand übers Herz gebracht, einer alten, gelähmten Dame unters Bett zu gucken. Dort liegt sie … es geht ihr gut …«
    Der Lincoln schoß vorwärts, um den Lagerschuppen herum, durch eine Gasse von schmutzigen anderen Hallen. Hergarten sah ihm nach, unfähig, sich zu bewegen. So traf ihn Halley an, der mißmutig herumspazierte.
    »Der Wagen …«, stammelte Hergarten. »Ein schwarzer Lincoln … In ihm saß der Unbekannte …«
    Über Halleys Gesicht zuckte es. »Wir haben alle Wagen fotografiert«, stöhnte er. »Wir werden ihn bekommen. Oh, welcher Mist!« Er sah auf den verlassenen Rollstuhl, hieb sich gegen die Stirn und rannte davon. Zehn Minuten später war Alarm bei allen Straßenstreifen New Yorks. Über den ganzen Staat New York dehnte sich der Alarm aus.
    Der Wagen wurde nicht gefunden.
    Der Agent Chinas war aufgesaugt vom großen Schwamm New York.
    Am Nachmittag dieses Tages warteten im Hotel Ambassador zwei glückliche Menschen auf die Nachricht von Zimmer 178. Der Portier hatte sie dort angemeldet.
    »Mr. Hergarten läßt bitten«, sagte der Portier und legte auf. »Boy … die Herrschaften auf 178!«
    Arm in Arm gingen Dr. Dahl und Lisa zum Lift. Sie lächelte, aber als sie über die Schwelle des Fahrstuhles treten sollte, zögerte sie. Ihr Gesicht wurde kindlich ängstlich.
    »Angst?« fragte Dr. Dahl leise.
    »Ja.«
    »Wovor?«
    »Vor allem. Es ist schließlich meine erste Scheidung …«
    »Das nennt man Galgenhumor. Komm, Lisa …«
    »Ich war einmal mit Franz sehr glücklich«, sagte sie kaum hörbar.
    »Und jetzt?«
    »Ich
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