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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Aber sie ist jetzt wertlos für alle.«
    »Für mich nicht«, sagte Dr. Dahl langsam.
    Hergarten wandte sich schroff ab und setzte sich.
    Es ist erstaunlich, welchen Rummel acht Beamte machen können, wenn sie losgelassen sind. Mr. Halley kannte keine Rücksicht wie Kapitän Selbach. »Was heißt hier: Diskretion? Es geht um Spionage, Kapitän! Da gucke ich unter die Betten, auch wenn sie doppelt belegt sind. Ich lasse das ganze Schiff kopfstehen, dann haben die Leute wenigstens etwas für ihr Geld. Saufen und poussieren können sie überall, aber einen Mörder suchen, das bereichert ihren Erinnerungsschatz ungemein.«
    Und so gab es kein Pardon.
    Unter Assistenz von Zahlmeistern und Offizieren der ›Ozeanic‹ drangen die Männer Halleys in jede Kabine ein, sahen die Pässe durch, durchsuchten die Kabinen und verhörten. Auch die Mannschaft kam dran; drei Mann aus New York durchkämmten die Ladebunker und Mannschaftsräume.
    Einen kurzen Aufenthalt gab es in der Kabine von Margret Goltz. Das kecke Mädchen lag nackt auf dem Bett und empfing Mr. Halley mit fröhlichem Zwinkern.
    »Nein, so was!« sagte sie. »Hatte ich die Tür nicht verriegelt? Ich wollte gerade schlafen, und ich schlafe immer ohne …«
    »Ich auch«, sagte Halley, warf ein Handtuch über Margret und streckte die Hand aus. »Paß bitte! Und raus aus dem Bett!«
    »Wo soll ein nacktes Mädchen wohl seinen Paß hinstecken?« Margret dehnte sich wohlig. »Meine Haut hat keine Taschen.«
    »So etwas Dämliches!« knurrte Halley. Er ergriff Margret am Arm, zog sie aus dem Bett, warf sie auf den Kabinenboden und stieg über sie hinweg. Er nahm ihre Handtasche vom Tisch und holte den Paß heraus. Margret blieb liegen, das Handtuch unter den Kopf geschoben.
    »In Ordnung!« sagte Halley, stieg wieder über den nackten Körper und ging zur Tür. »Meine Tochter ist neunzehn. Wenn die so wäre wie Sie …«
    Wie zu erwarten: Auch die Männer des CIA fanden nichts. Sie besichtigten die Toten, Dubois, Budde und Aitmanow, bekamen eine schreckliche Wut und ballten die Fäuste. Das war aber auch alles. Nach einem ganzen Tag Kontrolle und einer Nacht voller Spannung fuhr die ›Ozeanic‹ nun in den letzten vollen Tag hinein, der sie noch von der Küste Amerikas trennte. Alle Pässe waren in Ordnung. Lisa Hergarten wurde nicht gefunden.
    »Dazu brauchen wir keinen CIA«, sagte Sybilla giftig zu Halley, der seinen Bericht zusammenstellte.
    Halley knirschte mit den Zähnen und schwieg. Er wußte genau, wen er vor sich hatte. Er sah diesen würdigen russischen Grafen und Edelsteinhändler, er versuchte vergeblich aus Heinz Niehoff etwas herauszupressen, er prallte bei den beiden russischen Lakaien gegen eine Wand. Nur die Toten sprachen: Budde, Aitmanow, Dubois. Sie erzählten von gnadenloser Grausamkeit. Aber auch das war Halley nichts Neues. Zunächst war allerdings Ulrich Renner in das Schußfeld Halleys gekommen. Ausgerechnet Renner! Man schnappte ihn, als er in der letzten Nacht vor New York durch die Gänge schlich und mit einem Dietrich die Tür zu Kabine 107 öffnen wollte. Im Zimmer des Oberzahlmeisters, das das Hauptquartier der New Yorker geworden war, erlebte Renner dann ein Verhör à la CIA.
    Auf die Frage: »Was wollten Sie in 107?« antwortete er im Bewußtsein seiner demokratischen Menschenwürde: »Das geht Sie gar nichts an.«
    Halley grunzte nur. Dann schlug einer zu, in die Magengrube. Renner knickte zusammen und fiel auf ein Sofa. Der nächste Schlag krachte unters Kinn. Renner hatte das Gefühl, die Luft summe voller Bienen, dann klingelte es laut in seinen Ohren. In dieses Klingeln hinein hörte er die Stimme Halleys.
    »Antworten Sie vernünftig, Mr. Renner! Morgen sind wir in New York! Wollen Sie durch die Stadt laufen mit zugeschwollenen Augen?«
    So löste sich auch diese Affäre. »Aha, die nackte Kleine!« sagte Halley grinsend. »Warum denn mit einem Dietrich? Die ist doch offen für jeden, der bei ihr bimmelt …«
    In der letzten Nacht, während das Abschiedsfest die ›Ozeanic‹ noch einmal zu einem klingenden, in Lichter getauchten Märchen werden ließ, war Dr. Dahl der Verzweiflung nahe. Er hockte in Hergartens Kabine auf dem Bett und zitterte vor Erregung.
    »Keine Spur von Lisa!« schrie er. »Nicht einen Knopf! Woher nehmen Sie eigentlich noch die Kraft zu behaupten, sie lebe und sie sei hier auf dem Schiff? Der Kerl hat sie erst recht umgebracht, als Sie Ihre Formeln ins Meer warfen! Nun war sie wertlos, aber eine Gefahr!
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