Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
entfernte. In wenigen Minuten würde es sich voll Wasser gesogen haben und in die Tiefe gleiten. Und bald würde es zerfallen zu nichts.
    »Was hast du getan, Franz …«, stammelte sie. »Mein Gott, was hast du getan …«
    Die über fünfzig Passagiere saßen wie erstarrt. Graf Sepkinow sah in den blauen Himmel, Heinz Niehoff hatte die Hände über die Augen gelegt. Auch der große Unbekannte schwieg. Für ihn war das Spiel verloren, für alle Zeiten.
    »Jetzt bin ich glücklich«, sagte Hergarten laut. »Jetzt möchte ich zu meiner Frau zurückkehren …«
    Das war eine versteckte Aufforderung an den großen Gegner: Nun laß Lisa frei. Sie nützt nichts mehr. Hergarten ist so uninteressant geworden wie der unbekannte Küchenjunge auf der ›Ozeanic‹.
    Durch ein Spalier der Offiziere und Matrosen verließen Hergarten und Sybilla das Lido-Deck. Erst als sie unter Deck verschwunden waren, löste sich die Spannung. Ein Stimmengewirr überflutete das Deck. Gruppen bildeten sich. Diskussionen kamen auf. Graf Sepkinow stand an der Reling und starrte ins Meer. Dr. Dahl trat neben ihn.
    »Möchten Sie der Tasche nachschwimmen, Graf?«
    »Nein.« Sepkinow sah hoch. »Das war die beste Lösung. Aber Hergarten ist und bleibt ein Träumer. Die Entwicklung ist nicht aufzuhalten. In einem Jahr oder in mehreren Jahren wird ein anderer etwas Ähnliches entdecken, und der wird nicht so human sein. Und dann zittert die Menschheit doch. Unsere Zukunft ist mistig, Doktor.« Er sah den Schiffsarzt scharf an. »Haben Sie etwas entdeckt?«
    »Nein. Unser Unbekannter hat Nerven wie Drahtseile.«
    »Dann bleibt Aitmanows Tod ungesühnt? Und auch Dubois? Und der arme Budde …«
    »Ich fürchte, ja.«
    Vom Lido-Deck rollte Frau Michaelsen heran. Sie schüttelte immer wieder den Kopf. Vor Sepkinow und Dr. Dahl hielt sie an.
    »Das war es also?« sagte sie. »Wenn das Politik ist, meine Herren, dann fange ich an, mich doch dafür zu interessieren.«
    Sie rollte weiter in ihrem Rollstuhl, und Sepkinow und Dr. Dahl lachten hinter ihr her. Aber es war ein rauhes Lachen. Es kam aus zugeschnürten Kehlen.
    Um 17 Uhr zog das große Flugboot aus New York ein paar Kreise über der weißen, schlanken ›Ozeanic‹.
    Kapitän Selbach ließ alle Maschinen stoppen. Mitten auf dem Ozean lag die weiße, schwimmende Stadt still. Das Flugboot ging zu Wasser und schwamm dann langsam längsseits.
    An der Reling, an den Fenstern und Bullaugen sahen Hunderte von Augenpaaren dem Manöver zu. Strickleitern wurden an der Bordwand heruntergelassen bis auf die Schwimmer des Flugbootes.
    »Die Polizei!« sagte Graf Sepkinow gemütlich zu Hopkins. »Vermutlich hat man Schmuck geklaut. So etwas kommt auf Luxusschiffen öfter vor. Es fahren immer Ganoven mit.«
    Er hatte keine Angst. Sein Paß war in Ordnung. Und in Ordnung würden auch die Pässe aller anderen Passagiere sein. Was wollte man? Wenn Geheimdienste arbeiten, ist die Polizei zur Lächerlichkeit degradiert.
    Kapitän Selbach begrüßte den ersten Mann, der an Bord kletterte, mit größter Hochachtung. Den Namen hatte man per Funk schon durchgegeben. Ein Mr. Stan Halley. Er mußte bei der CIA ein großer Mann sein; er hatte alle Vollmachten. Hinter ihm folgten noch sieben Mann, darunter die beiden Experten des Bundesnachrichtendienst aus Pullach. Man ging sofort in die Kabine Dr. Hergartens. Dann nahm die ›Ozeanic‹ wieder Fahrt auf, das Flugboot blieb zurück, startete dann und zog als grauer, plumper Fleck am Himmel wieder zum amerikanischen Kontinent.
    »Was Sie getan haben, Mr. Hergarten«, sagte Stan Halley, nachdem er alles erfahren hatte, »wird Ihnen noch viele Schwierigkeiten bescheren.«
    »Es war mein geistiges Eigentum. Ich kann mit ihm machen, was ich will.«
    »Irrtum! Es war bereits Eigentum der USA. Sie waren angemeldet zur Übergabe. Ich garantiere, man wird Ihnen keine Ruhe lassen. Ihnen steht eine verdammt harte Zeit bevor.« Halley musterte Sybilla, die mit den beiden Kollegen aus Pullach sprach. »Sie haben auch versagt, Miß Agent.«
    »Ich weiß.« Sybilla strich ihre Haare zurück. »Ich wollte auch nicht mehr.«
    »Überall ein Anflug von Humanität und Gewissen. Das ist ein böser Bazillus.« Halley lachte rauh. »Na ja, mich soll's nicht stören. Dafür sind andere zuständig. Wir suchen erst einmal das verfluchte Schwein, das hier so lustig herummordet. Und Ihre Frau suchen wir, Mr. Hergarten. Sind Sie sicher, daß sie nicht schon längst über Bord ist?«
    »Sie lebt noch.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher