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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zum Whisky eingeladen, und sie hatte einfach ja gesagt. Das warf Hopkins aus der Bahn. Wie ein Pfau hatte er sich gebärdet. In der Nacht, nach einem Tanzabend, den Sam tapfer durchhielt, trotz deutlicher Schwächen in den Beinen und beim Atmen, saß er dann in Margrets Kabine, mit hochrotem Kopf und feuchten Händen, und sah zu, wie sich das kleine blonde Aas ungeniert vor ihm auszog, nackt in das Bad ging, sich unter die Brause stellte und dann, eingewickelt in ein großes, weißes Badetuch, wieder in der Kabine erschien. Hopkins saß noch immer da. Er brauchte einige Zeit, um zu begreifen, daß dieser weiße, wohlgeformte, mit blondem Flaum überzogene Körper sich für ihn gebadet und ins Bett gelegt hatte. Seine Eroberung war zu plötzlich gekommen, nun erschreckte ihn der Erfolg. »Ich kann dich aber nicht mitnehmen auf die Farm«, sagte er. »Nein, nein, ich bin nicht verheiratet, ich bin Witwer, aber ich habe zwei Söhne, und die halten mich für verrückt, wenn ich mit einem Mädchen ankomme, das meine Enkelin …«
    »Red nicht so viel!« sagte Margret in ihrem feinen Schulenglisch. »Komm!« Sie räkelte sich auf dem Bett. »In zwei Tagen ist sowieso alles aus. Dann muß ich wieder die brave Konsul-Tochter sein.«
    In dieser Nacht schlief Sam Hopkins wie ein Bär aus den Rocky Mountains. Whiskysaufen und große Sprüche machen ist doch etwas anderes, als ein junges Mädchen im Arm zu halten und nicht müde zu werden.
    Der Morgen war ein herrlicher Herbsttag. Selbst die bleiche Frau Michaelsen hatte sich auf das Sonnendeck rollen lassen und genoß die Unendlichkeit des in der Sonne schimmernden, kaum bewegten Meeres. Die Pflegerin Käthe Peine saß hinter ihr auf einem Hocker und las einen Roman.
    Dr. Dahl, der von einer Patientin kam, die sich den Magen an den Austern des Abendessens verdorben hatte, blieb stehen, als ihm Frau Michaelsen zuwinkte.
    »Was ist eigentlich heute nachmittag los, Doktor?« fragte sie. »Ich habe da eine Einladung von Herrn Hergarten bekommen. Wissen Sie Genaueres, worum es sich handelt?«
    »Leider nicht.« Dr Dahl sah auf die gedruckte Einladung, die Frau Michaelsen in der Hand hielt. »Auf Bitten Herrn Hergartens hat der Kapitän die Einladungen an alle Passagiere der I. Klasse verteilen lassen. So haben Sie automatisch eine mitbekommen. Aber ich glaube nicht, daß Sie anwesend sein müssen, gnädige Frau.«
    »Sie wissen also doch etwas, Doktor?«
    »Es soll sich um einen politischen Vortrag handeln«, wich Dr. Dahl aus. Frau Michaelsen zerknüllte die Einladung zwischen den Händen.
    »Oh, wie langweilig. Für mich ist Politik ein Greuel. Ist es unhöflich fernzubleiben?«
    »Aber nein.«
    »Ich bin völlig unpolitisch. Mein Mann, ja … der war an allem interessiert, der konnte sich über Bonn und Paris aufregen. Was soll's, Doktor? Ändern wir es? Ich möchte die letzten Jahre meines Lebens in Frieden leben, weiter nichts.«
    Nach dem Frühstück, während auf dem Sonnen- und Promenadendeck Frühsport und fröhliche Spiele getrieben wurden, versammelte sich der Kreis der Wissenden in der großen Kabine Hergartens. Von New York war die endgültige Nachricht gekommen: Gegen 17 Uhr wurde das Flugboot mit den Spezialbeamten neben der ›Ozeanic‹ wassern. Von da ab würden die Beamten bis New York mitfahren und jeden Passagier unter die Lupe nehmen. Noch bevor man an der Freiheitsstatue vorbeifuhr, den Hudson-River hinauf zu den riesigen Quaianlagen, wollte man das Rätsel gelöst haben. Wer ist der gnadenlose Mörder, der Agent, der für sein Land kein Gewissen kennt?
    »Die Einladungen sind verteilt«, berichtete der Oberzahlmeister. »Wir werden das Deck für alle anderen absperren.«
    Franz Hergarten nickte. Er sprach in diesen Stunden wenig. Meistens saß er wie geistesabwesend an seinem Schreibtisch und starrte gegen die Wand.
    Die Arbeit eines Lebens war vertan. Was niemand wußte, selbst das Bonner Ministerium nicht: In seiner Aktentasche befanden sich nicht nur die Kopien, sondern auch das Original seiner Entdeckung. Wer diese Tasche in die Hand bekam, konnte sicher sein, daß keiner auf der Welt das Elektronium herstellen würde. Es gab nur diese Tasche, und in dieser Tasche lag das Schicksal der Menschheit.
    Das Mittagessen vereinte noch einmal alle im großen Restaurant Helgoland. Sam Hopkins war es, der sich am meisten freute. »Alle wieder gesund!« rief er und drückte Sepkinow, Dr. Dahl, Sybilla, Hergarten, Frau Michaelsen und Käthe Peine die Hand. »Doktor,
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