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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zusammenziehendes Gefühl.
    »Ich heiße Franz Hergarten, bin Physiker und wohne bei Frankfurt. Ich bin verheiratet.« Dabei sah er hinüber zu Dr. Dahl, der an der Unterlippe kaute und jetzt zusammen zuckte. »Bisher lebte ich glücklich und zufrieden in meiner Welt der Forschung. Durch einen Zufall gelang mir ein großer Wurf. Ich entdeckte das Elektronium. Für Sie, meine Damen und Herren, ist das nur ein Wort, für die Wissenschaftler aber bedeutet es eine Revolution auf dem Gebiete der Energieversorgung, für die Militärs ist es die schrecklichste Waffe, die in ihre Hand kommen könnte. Das Elektronium schafft bei freiwerdender Energie eine Schubkraft, die zehnmal höher ist als die, die man heute für die Mondraketen verwendet. Mit meinem Elektronium könnte ich – theoretisch – eine Atomrakete an jeden Platz der Welt schießen, wo immer auch die Abschußbasis ist. Ich könnte den Mond bombardieren und sogar den Mars in einer Zeit erreichen, die bis jetzt utopisch war. Das einzige, was noch konstruiert werden müßte, wäre ein Metall, das diesen ungeheuren Reibungswiderstand aushält, bis die Rakete in den luftleeren Raum kommt. Doch das nebenbei. Ich wollte Ihnen nur demonstrieren, was ich hier in dieser Tasche« – er klopfte auf seine schwarze Aktentasche – »mit mir herumtrage.«
    »Sehr leichtsinnig, Doktor!« rief Sam Hopkins, von den Worten stark beeindruckt. »Wenn das zum Beispiel der Iwan erfährt. Nichts gegen Sie, Graf!« Er winkte Sepkinow zu.
    Graf Sepkinow lächelte still und schwieg.
    »Auf dieses Elektronium machen bereits die Geheimdienste verschiedener Länder Jagd«, fuhr Hergarten fort.
    »Aha!« brüllte Hopkins dazwischen. »Da haben wir's schon!«
    »Bisher waren alle Bemühungen vergeblich. Ich weiß, daß jedes Land jetzt in Furcht ist. Es geht um das nackte Leben, denn derjenige, der mein Elektronium besitzt, wird die Welt kontrollieren können … die Welt und das Weltall! Das Kräfteverhältnis wäre völlig verschoben. Was bedeutete das? In den Händen von Größenwahnsinnigen, von ehrgeizigen Politikern, von ideologischen Schizophrenen, ob in Ost oder West, wäre dieses Elektronium das Handwerkszeug eines Terrors ohne Beispiel. Es gibt ja keine Gegenwehr. Und das alles ist festgelegt auf ein paar Seiten.«
    Hergarten öffnete seine Aktentasche. Jetzt kam die kritische Minute. Sybilla, die hinter ihm stand, griff in ihre Handtasche. Die Stewards hinter der Bar ließen die Arme hängen. Ein Griff, und die Gewehre flogen über die Deckung.
    Aber nichts geschah. Die Passagiere starrten auf Hergarten, der ein paar Blätter aus der Aktentasche holte und sie hochhielt. »Das ist alles, meine Damen und Herren! Ein paar Formeln, ein paar Erklärungen. Im ganzen zehn Seiten. Was Sie hier sehen, sind die Originale. In der Tasche befinden sich außerdem noch vier Kopien. Mehr, das versichere ich, existiert nicht. In keinem Panzerschrank liegt etwas, ich habe alles bei mir! Bis zur heutigen Stunde war das ein idiotischer Leichtsinn, jetzt freue ich mich darüber. Ich halte hier in meinen Händen die Weltherrschaft!«
    »Prost Mahlzeit!« sagte Hopkins laut. »So kalt ist es mir noch bei keinem Blizzard geworden.«
    Hergarten steckte die Blätter wieder in seine Aktentasche und ließ das Kombinationsschloß einschnappen.
    »Ich weiß«, sagte er dabei, »daß die Welt glücklicher leben wird ohne meine Zufallsentdeckung! Ich weiß, daß bei einem Forscher meiner Richtung Glanz und Elend eng zusammenliegen. Als Nobel das Dynamit erfand, dachte er an die Erleichterung bei Erdbewegungen und nicht daran, daß man es auch für Granaten verwenden könnte. Ich dachte zunächst auch an die Treibkraft für Raketen, für die Energie der Wirtschaft … und erst später ging mir ein Licht auf, daß mein Werk die Vernichtung ganzer Völker ermöglichen könnte. Das wollte ich nicht, und das soll mein Elektronium auch niemals sein. Deshalb habe ich Sie heute zu mir gebeten. Sie sollen Zeuge sein, daß die Menschheit in naher Zukunft nicht vor einer neuen Waffe zu zittern braucht. Ich vergesse mein Elektronium, und ich gebe das, was es ausmacht, nämlich meine Formeln, demjenigen, der ewig schweigen wird: dem Meer!«
    Er drehte sich schnell herum, und ehe es jemand verhindern konnte, hatte er seine Tasche ergriffen und über die Reling ins Meer geworfen. Sybilla umklammerte die Reling und starrte auf das winzige schwarze Etwas, das auf den Wellen hin und her schaukelte und sich schnell vom Schiff
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