Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schwarze Seide, roter Samt

Titel: Schwarze Seide, roter Samt
Autoren: Ann Carlott Fontana
Vom Netzwerk:
einem einsamen Bauernhaus gefangen
gehalten. Ich muß nach Marbella zurück!«
    »So so! Entführt wurdest du? Was nicht alles passieren kann!«
    Er glaubte ihr nicht. Marion funkelte ihn an. »Warum sollte ich
sonst hier herumirren, halb tot vor Durst und nicht einmal in
anständigen Schuhen?« fauchte sie. »Glauben Sie, ich mache
sogenannte Abenteuerferien? Sehe ich so aus, als ob ich der Typ
dafür wäre?«
    Mohammed grinste. »Deine Unterwäsche zumindest sieht nicht
so aus, da hast du recht. Du rennst in verdammt heißen Sachen
durch die Gegend. Hast du keine Angst, daß jemand mal zuviel
Gefallen an dir findet?« Statt einer Antwort fragte Marion zurück:
»Hast du was zu trinken für mich? Ich falle sonst wirklich tot
um!«
    »Auf dem Rücksitz liegt eine Feldflasche mit Wasser. Nimm dir,
soviel du willst.« Marion griff die Flasche und trank in großen
Zügen. Wie verrückt muß sich meine Geschichte für jeden anhören,
dachte sie erschöpft, und wenn ich dann noch sage, daß
mein Entführer jetzt in der Küche eines einsamen Hauses liegt,
von mir niedergeschlagen…
    »Mohammed, ich brauche ein Flugzeug nach Malaga.«
    »Kein Problem. Hast du Papiere und Geld?«
    »Nein. Weder noch.«
    »Dann wird es schwierig. Ich meine, es ist nicht so, daß man
nicht beides beschaffen könnte…«
    »Wirklich?« Marion setzte sich aufrecht hin. »Wie kann ich mir
das beschaffen?«
    »Da fragst du noch! Schau dich doch an! Du bist so ungefähr
das Entzückendste, was ich in den letzten fünf Jahren in Marrakesch
hab’ herumlaufen sehen. Eine wie du findet immer Kerle,
die etwas für sie tun!«
    »Du meinst…«
    Mohammed grinste wieder. »Erzähl mir nicht, daß du eine prüde
kleine Lady bist, weil ich dir das nämlich noch weniger abnehme
als deine dramatische Entführungsgeschichte. Also, mach
nicht so ein Gesicht. Apropos Gesicht: Was hast du mit deinem
Mund gemacht? Du hast geschwollene Lippen!«
    »Ich wurde niedergeschlagen, als ich entkommen wollte. Aber
das glaubst du mir ja sowieso nicht!«
    »Nein. Weißt du, was ich glaube, Baby? Du bist eine verdammt
süße kleine Nutte, und du hast mit deinem letzten Freier ein
bißchen Ärger gehabt. Das kommt vor, nimm’s nicht tragisch.
Mit dem nächsten hast du wieder mehr Glück. Soll ich dir helfen?
«
    »Kannst du das?«
    »Klar. Ich hab gute Kontakte. Paß auf: Ich fahre dich jetzt nach
Marrakesch, und wir suchen eine Unterkunft. Dann treibe ich
jemanden auf, der dir wegen der Papiere helfen kann, o. k.? Und
du stellst dich dann nicht zickig an, sondern bist schön lieb und
nett. Übermorgen fliegst du dann schon Richtung Malaga. Oder
wo du sonst hin willst!«
    Marion schluckte. Also mußte sie noch einmal mit irgendeinem
fremden Kerl ins Bett. Aber es würde das letzte Mal sein, und
dann konnte sie nach Hause, zu ihren Eltern – und zu Christian!
Warum fiel er ihr gerade ein? Sie hatte Sehnsucht nach ihm,
tatsächlich, inmitten all der Gefahr und dem Grauen sehnte sie
sich nach seiner ruhigen Stimme und seinen lächelnden Augen.
Er würde ihr helfen, den Schrecken zu vergessen. Wenn sie jetzt
noch einmal die Zähne zusammenbiß, würde das schreckliche
Abenteuer für immer ausgestanden sein.
    Sie nickte Mohammed zu. »In Ordnung, Mohammed. Bring
mich, wohin du willst. Und ich werde alles tun, um zu Geld und
Papieren zu kommen.«
    Christian Wagner wählte wieder einmal die Nummer des Zimmers,
in dem das Ehepaar Rönsch wohnte. Diesmal hatte er
keine guten Nachrichten. Verdammt, er machte sich ziemliche
Sorgen um das kleine Biest Marion. Warum mußten diese jungen
Dinger bloß immer erst gründlich auf die Nase fallen, ehe sie
einem Erwachsenen glaubten? Marions Vater ging an den Apparat.
»Rönsch.«
    »Guten Tag, Herr Rönsch, hier ist Wagner. Ich komme gerade
von der Polizei. Leider habe ich schlechte Nachrichten.«
    »Um Himmels willen! Was ist passiert?«
    »Passiert ist noch nichts. Aber die Polizei in Marokko war an
Bord der Maria Luna und…«
    »Dann ist die Maria Luna tatsächlich in Marokko?«
    »Ja. Bloß – die Vögel sind ausgeflogen. War ja im Grunde nicht
anders zu erwarten. Nur harmlose Passagiere an Bord, allerdings
auch nur noch wenige. Die meisten sind schon längst von Marrakesch
aus wieder nach Hause geflogen. Die Polizei ist die Gäste
listen durchgegangen, und ein Name erregte ihre Aufmerksamkeit.
Ein Mann, der Taleb heißt, war an Bord. Der steht schon
lange unter dem Verdacht, in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher