Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Orchideen Kommissar Morry

Schwarze Orchideen Kommissar Morry

Titel: Schwarze Orchideen Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
lachte. „In Schuß gehalten ist eine nette Bezeichnung dafür“, meinte er.
    „Es ist ein etwas ausgefallenes Kaliber“, sagte ich. „19,5, nicht wahr?“
    „Du bist gut informiert!“
    „Warum auch nicht? Schließlich wurde Bishop mit zwei Kugeln aus einer Pistole dieses Kalibers getötet.“
    „Das weißt du also auch?“
    „Es war der Beginn meines Verdachtes“, sagte ich. „Ich liege in den wesentlichen Punkten doch richtig?“
    „Ja“, sagte Bill mit aschgrauem Gesicht. „Ich habe es getan.“
     
    *
     
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust und Bill rief scharf: „Keine unvorsichtige Bewegung, oder ich drücke ab!“
    „Hast du nicht schon genug Schaden angerichtet?“
    Sein Gesicht wirkte hölzern. „Ich wollte es nicht. Es war wie ein Strudel, in den ich gerissen wurde, und der mich immer tiefer zog, so kräftig ich mich auch dagegen wehrte.“
    „Erwartest du, daß ich dir Verständnis entgegenbringe? Daß ich dich bemitleide? Ein Mörder ist ein Mörder — das sind doch deine Worte nicht wahr?“
    „Bist du nur deshalb auf meine Spur gekommen, weil du dich an die Pistole erinnern konntest, die ich aus dem Krieg mit nach Hause brachte ?“
    „Das gab den Anstoß.“
    „Was kam hinzu?“
    „Eine ganze Menge. Du warst in New York, als es Bishop erwischte, und du warst nicht im Hotel, als auf Janet Suffolk geschossen wurde. Dafür entdeckte ich, als du die Hotelterrasse nach dem Attentat betratst, an deinen Schuhen ein paar winzige Grashalme. Sie waren noch ganz feucht — sie konnten also nur kurz vorher drangekommen sein.“
    „Weiter!“
    „Als wir in deinem Büro waren und Carson von Bulwer verdächtigt wurde, wähltest du die Nummer von Leslies Vater — und zwar frei aus dem Gedächtnis. Ich mußte annehmen, daß du die Entwicklung genau vorausberechnet hattest. Alles war ein Teil eines Planes — genau wie das absichtlich in der Nähe des Tatortes zurückgelassene Gewehr.“
    „Wenn ich gewußt hätte, wie gefährlich du bist, wäre es mir nicht im Traum eingefallen, dich um deine Hilfe zu bitten!“ sagte er bitter.
    „Tja, mein Lieber — nun bin ich hier, und gar nichts kann mich daran hindern, meine Mission zu Ende zu führen.“
    Er grinste matt und hob die Pistole um ein paar Millimeter. „Irrtum, mein Lieber. Du hast dein Pulver zu früh verschossen. Jetzt bin ich am Drücker!“
    Ich lächelte. „An deiner Stelle wäre ich nicht so sicher.“
    Er legte die Stirn in Falten. „Hast du Ashley informiert?“
    „Unter guten Freunden ist es üblich, Probleme gemeinsam zu erörtern.“
    In Bills Augen flackerte es. „Dann muß ich mich auch noch um ihn kümmern.“
    „Glaubst du allen Ernstes, damit durchzukommen?“
    „Ich muß es versuchen“, sagte er leise.
    „Du weißt, daß du gescheitert bist!“
    Er blickte mich an. „Ich bin keineswegs gescheitert“, erklärte er.
    „Lieber Himmel, Bill!“ sagte ich. „Was ist nur aus dir geworden?“
    „Keine Moralpredigten, bitte!“ rief er. Es klang beinahe hysterisch. Er atmete schwer und meinte plötzlich mit starrem Blick. „Ich komme einfach nicht davon los.“
    „Wovon?“
    Er schluckte. „Von dem Stuhl, von dem freien Stuhl.“
    „Ich verstehe dich nicht.“
    „Es war von einem dreiviertel Jahr“, erinnerte er sich. „Die Sheriffs und die Bezirksrichter unseres Kreises machten eine Tour — wir reisten unter anderem auch nach St. Quentin, um das Zuchthaus zu besichtigen, die Todeszellen, den elektrischen Stuhl.“ Sein starrer Blick heftete sich auf mich. „Den Stuhl!“ sagte er leise. „Der Mann, der uns führte — ein Polizeisergant — war ein kühler, zynischer Bursche. Ein seltsamer Kerl, dessen Art mich zum Frösteln brachte. Er sagte wörtlich: ,Der Stuhl ist frei meine, Herren. Aber nicht lange. Irgend jemand wird schon bald darauf Platz nehmen —‘.“ Bill schluckte. „Und weißt du, was dann geschah? Er blickte mich an! Mit einem langen, geraden Blick, sekundenlang. Mir wurde heiß und kalt, ich weiß nicht, warum. Und plötzlich wußte ich, daß ich auf diesem verdammten Stuhl landen würde, eines Tages, mit tödlicher Sicherheit!“
    Ich schwieg. Was sollte ich dazu sagen?
    Bills Gesicht verhärtete sich. „Aber er soll sich täuschen, dieser Bursche! Er wird mich nicht kriegen.“
    „Er hat dich schon, Bill.“
    Bills Lippen zuckten, „Im Grunde genommen hat er mich schon die ganze Zeit. Aber du kennst mich, Mark. Wir waren zusammen im Krieg. Ich war kein Feigling, nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher