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Schwarze Orchideen Kommissar Morry

Schwarze Orchideen Kommissar Morry

Titel: Schwarze Orchideen Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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wahr?“
    „Du hast dich immer tapfer gewehrt“, gab ich zu.
    „Kennst du auch den Grund?“ fragte er.
    „Gibt es denn einen besonderen Grund?“
    „O ja, ich hatte Angst, jämmerliche Angst! Um diese Angst zu kompensieren, ergriff ich die Flucht nach vorn. Ich gebärdete mich wie ein Draufgänger. Mein sogenannter Mut war nichts anderes als der Versuch, mit der Angst fertig zu werden.“
    „Was ist daran so besonderes?“ fragte ich. „Mut ist fast immer kompensierte Angst.“
    „Ist das wahr?“
    „Es ist eine elementare psychologische Weisheit.“
    Er zuckte die Schultern. „Eine Weisheit? Es ist ein Fluch! Ein Fluch, der mich dazu brachte, zuerst Joan zu töten — und dann Judy, und schließlich Bisbop — und nun auch noch dich!“
    „Du wirst mich nicht töten“, sagte ich ruhig.“
    „Willst du mich daran hindern?“
    „Allerdings.“
    „Sieh dir diese kleine Pistole an“, sagte er, plötzlich ganz ruhig. „Sie ist entsichert. Mein Finger liegt am Abzug. Ich brauche ihn nur zu krümmen, ganz langsam, so wie ich es jetzt tue!“
    Ich sah, wie sein Finger sich bewegte und beobachtete den Ausdruck von Hohn, Triumph und Grausamkeit, der sein Gesicht entstellte.
    Er zog durch.
    Es klickte.
    Sonst geschah nichts.
    Er zog ein zweites Mal durch, mit dem. gleichen Ergebnis.
    Fassungslos starrte er auf die Pistole in seiner Hand.
    Ich erhob mich und ging auf ihn zu.
    Er starrte mich an, Angst und Verzweiflung in den Augen. „Du hast das Magazin herausgenommen!“ stieß er mit heiserer Stimme hervor.
    „Stimmt“, sagte ich und blieb vor ihm stehen. „Ich wußte, daß du das Office nicht vor acht Uhr verlassen würdest und habe mich in deiner Wohnung ein bißchen umgesehen. Dabei entdeckte ich nicht nur die Pistole, deren Magazin ich vorsichtshalber entfernte, sondern auch Joans Tagebuch.“
    „Jetzt wird mir alles klar — deshalb wußtest du so gut Bescheid, was zwischen mir und Joan war.“
    „Ja. Das mit Judy Gemmick mußte ich mir allerdings zurechtlegen. War meine Vermutung so richtig?“
    „Goldrichtig“, stieß er hervor. „Und deshalb muß ich dich zum Teufel schicken — auch ohne Pistole!“
    Noch während er diese Worte heraus schleuderte, riß er den Arm hoch, um mir die Pistole an die Schläfe zu werfen. Ich hatte mit einer ähnlichen Reaktion gerechnet und fing den Schlag ab. Die Pistole polterte zu Boden. Bill landete einen linken Haken, der ziemlich weh tat und ihm einen momentanen Vorteil verschaffte, von dem er durch einen ungestümen Angriff verloren ging. Ich beschränkte mich auf die Defensive, um die Dinge in den Griff zu bekommen, griff Gebrauch machte. Wir hielten uns, warum auch immer, noch an die Regeln, aber mir war klar, daß ein Mann in Bill Posters Lage nicht bereit sein würde, daran festzuhalten. Wenn er keinen anderen Ausweg mehr sah, als durch Tiefschläge und faule Tricks zu gewinnen, würde er davon rückhaltlos Gebrauch machen. Sein erster Versuch, mich unterhalb der Gürtellinie zu treffen, ließ nicht lange auf sich warten.
    Da ich darauf vorbereitet war, vermochte ich ihm auszuweichen. Gerade, als ich davon überzeugt war, das Heft in der Hand zu halten, geschah es. Bill Poster kam mit einem sogenannten Sonntagstreffer durch. Es erwischte mich genau auf den Punkt. Ich sackte zusammen, als hätte mir jemand die Beine unterm Körper weggezogen.
    Ich wußte, daß ich nicht die Kraft hatte, wieder auf die Beine zu kommen — zumindest nicht in den nächsten zehn oder zwanzig Sekunden, aber ich verlor nicht das Bewußtsein, Ich war nur völlig kraftlos und benommen. Wehrlos.
    Bill ließ sich keuchend auf mich fallen. Ich spürte seine Hände. Alles in mir bäumte sich auf gegen das Furchtbare, scheinbar Unausweichliche, aber mein Körper hatte nicht die Kraft, diesen seelischen Widerstand in konkrete Gegenwehr umzusetzen.
    Bill Posters Hände umfaßten meinen Hals wie einen Schraubstock.
    Der Würger von Drumola hatte ein neues Opfer gefunden, und das Opfer war ich!
    Mit letzter Kraft versuchte ich das Knie anzuziehen
    Er ließ mich los und rollte von meinem Körper. Poster sprang auf und riß mich wieder zu Boden.
    In diesem Moment sagte eine kühle, leichte nasale Männerstimme: „Darf ich Sie ersuchen, mit diesem Unsinn Schluß zu machen? Sie hahen bereits zwei Whiskygläser umgestoßen! Schade um den schönen Bourbon — “
     
    *
     
    Poster ließ mich los. Ich konnte wieder atmen. Blinzelnd richtete ich den Oberkörper auf. Ashley stand mitten im
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