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Schwarze Orchideen Kommissar Morry

Schwarze Orchideen Kommissar Morry

Titel: Schwarze Orchideen Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Joan könnte darüber Auskunft geben — und Joan ist tot!“
    „Ein Mensch ist niemals ganz tot“, widersprach ich. „Von ihm bleiben Briefe zurück, Aussprüche, Erinnerungen — aus all dem ergibt sich oft ein sehr konkretes Bild seiner Persönlichkeit, seiner Wünsche, seiner Neigungen, und auch seiner Liebe.“
    „Du glaubst tatsächlich, daß die Ärmste ihren Mörder geliebt hat?“
    „Warum sollte sie ihn nicht geliebt haben?“ fragte ich. „Für sie war er ja kein Mörder. Für sie war er ein großer, strahlender Mann, ein harter Bursche, dem ihre Verehrung galt. Als sie spürte, was er mit ihr vorhatte, war es bereits zu spät.“
    „Bitte, komme endlich zur Sache!“ bat Bill. „Unterstellen wir, daß sie ihren Mörder liebte, weshalb aber hätte er sie umgebracht haben sollen?“
    Ich lächelte traurig. „Sie wollte ihn heiraten.“
    „Das ist doch kein Grund, einen Menschen zu töten! Joan war ein bildhübsches Mädchen — und reich dazu! Wenn sie zum Beispiel mich gefragt hätte, ob ich sie heiraten will, ich hätte jubelnd ja gesagt!“
    „Die Sache war nicht so romantisch, wie du denkst. Der Mann, von dem ich spreche, wußte sehr wohl, daß die Eltern des Mädchens ihn nicht akzeptieren würden. Er befürchtete sogar, daß ihm die Barrods Schwierigkeiten machen würden, die seiner Karriere schaden könnten.“
    „Das ist doch Unsinn!“ meinte Bill ärgerlich. „Wir leben in einem freien Lande. Wer hätte es einem Mann verbieten sollen, ein hübsches Mädchen zu lieben — und umgekehrt?“
    Ich blickte Bill an. „Ich sagte, daß der Mann die Barrods fürchtete. Sie waren so mächtig wie Carson, und er konnte es sich nicht leisten, sie zu seinen Gegnern zu machen.“
    „Okay, weiter.“
    „Der Mann wollte sich nicht mit einem Heiratsantrag blamieren und bloßstellen, weil er fest davon überzeugt war, damit Schiffbruch zu erleiden. Das Mädchen teilte die Meinung ihres Geliebten nicht. Sie wollte ihn dazu zwingen, um ihre Hand anzuhalten. Sie wollte ihn heiraten, um jeden Preis. Wie aber sollte sie gegen den Widerstand des Mannes zum Erfolg kommen? Schließlich verfiel sie auf den Ausweg, sich mit einem simplen Trick zu helfen. Sie sagte ihm eines Tages, daß sie ein Kind von ihm erwarte.“
    „Ein Kind?“ fragte Bill. „Aber die Ärzte haben doch zweifelsfrei festgestellt.“
    Ich winkte ab. „Es stimmte ja gar nicht. Es war eine Lüge. Joan wollte damit lediglich erreichen, daß der Mann sie heiratet. Aber dieser Trick erwies sich als verhängnisvoller Bumerang. Der Mann geriet in eine plötzliche Panikstimmung. Was würden die Barrods sagen, wenn sie erfuhren, daß er ihre Tochter verführt hatte? Da Joan sich weigerte, einen Arzt aufzusuchen, entschloß sich der Mann, das Mädchen aus dem Wege zu räumen. Und genau das geschah schließlich auch. . .“
    Bill verzog nachdenklich das Gesicht. „Ich kann es nicht glauben“, meinte er schließlich. „Die Barrods mögen mächtig und einflußreich sein, es mag stimmen, daß sie die Karriere eines Mannes zerstören können — aber das alles sind keine Argumente für einen Mord!“
    „O doch“, sagte ich. „Die Kriminalgeschichte kennt Dutzende ganz ähnlicher Fälle. Vielleicht wollte der Mann das Mädchen gar nicht töten, vielleicht handelte er in einem Anfall von Zorn, vielleicht wollte er sie nur zur Vernunft bringen — wer kann diese Frage schon beantworten?“
    „Der Mörder!“ sagte Bill.
    Ich nickte. „Stimmt. Und er wird sie beantworten — verlaß dich darauf!“
    „Du vertrittst also die Theorie, daß dem Mann gleichsam die Nerven durchgingen, und daß Joan Barrod ihren Bluff mit dem Leben bezahlen mußte?“
    „So ist es.“
    „Jetzt bin ich neugierig, wie du Joan Barrods Tod mit dem Mord an Judy Gemmick in Verbindung bringen willst“, meinte Bill, der sich nach vorn gebeugt hatte und mir in die Augen starrte. „Ich sehe da nämlich nicht den geringsten Zusammenhang!“
    Ich nahm einen weiteren Schluck aus dem Glas. „Judy Gemmick mußte sterben, weil der Mann hoffte, damit seine Schandtat kaschieren zu können.“
    „Kaschieren? Ich verstehe kein Wort.“
    „Als Joan tot war, stellte sich für den Mörder die Frage, wie er unerkannt und unentdeckt bleiben konnte. Wußten andere, daß er Joan sehr intim gekannt hatte? Würden sie darüber sprechen und ihn verdächtigen? Er hatte zwar immer dafür gesorgt und darauf bestanden, daß seine Beziehungen zu Joan geheim blieben — aber hatte Joan auch
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