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0297 - Straße in die Hölle

0297 - Straße in die Hölle

Titel: 0297 - Straße in die Hölle
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Janice Brown strich sich durch das schulterlange Haar. Ein diabolisches Grinsen umspielte ihre Lippen. Ihre Augen glitzerten.
    Sie war eine Hexe. Ihre gut vierhundert Jahre sah ihr keiner an. Sie sah aus wie eine Zwanzigjährige und paßte prächtig in das Getümmel der Discothek. Dort hatte sie sich auch ihr jüngstes Opfer geholt. Der junge Bursche war noch immer glücklich, die schönste Frau des Universums im Arm gehalten zu haben, und ahnte nichts von dem Mordbefehl, den die Hexe ihm eingepflanzt hatte.
    Sie ging mit der Zeit. Eiskalt nutzte sie ihre ewige Jugend aus und holte sich ihre menschlichen Werkzeuge mit Vorliebe in den Discotheken. Außerdem genoß sie das typische Flair dieser Einrichtungen, den mitreißenden Schwung, der die vornehme Steifheit einstiger Tanzpaläste abgelöst hatte. Janice flippte mit, paßte sich an und schlug so ganz nebenbei zu, das Angenehme mit dem Nützlichen verbindend.
    Sie lachte leise. Ihr hypnotisiertes Opfer würde in den nächsten Tagen einen Mord begehen und einen ihrer Gegner, der ihr auf die Spur gekommen war, töten.
    So schön Janice Brown war, so abgrundtief böse war sie. Menschenleben bedeuteten ihr nichts. Ihr ging es nur um die eigene Macht.
    Die heißen Rhythmen aus den Lautsprechern hallten noch in ihr nach, als sie über den schmalen Korridor ging. Sie war vom Tanzen durchgeschwitzt, mußte einfach mal raus aus der Hitze und dem flackernden Laserlicht. Sie betrat die Toilette, streifte das verboten kurze Kleidchen ab und ließ das erfrischende Wasser des Waschbeckens über ihre Haut rinnen. Tief atmete sie durch, wurde langsam wieder ruhiger.
    Nach einer Weile hob sie das Kleid wieder auf, roch daran. Es war total durchgeschwitzt, und sie überlegte, ob sie nicht einfach so, im Tanga, in die Disco zurückkehren sollte. Sie wäre da nicht die einzige, und die Temperatur ließe sich leichter ertragen. Aber sie wollte nicht allzusehr auffallen und streifte das Fähnchen widerwillig wieder über. Dann trat sie wieder auf den Gang hinaus.
    Aus der Nische links trat der Mongole hervor. Seine Hand lag am Schwertgriff.
    »He, was bist du denn für ’n Typ? Ist Karneval?« fragte sie. Ausgeflippte Erscheinungen waren in New Yorker Discotheken an der Tagesordnung, aber irgend etwas stimmte mit diesem Mann nicht. Janice Brown ahnte Gefahr.
    Warum hatte sie diese Gefahr nicht schon eher gespürt? Hatte der Hypno-Kontakt mit dem jungen Boy sie geschwächt? Oder besaß dieser Mann, der für einen Asiaten ungewöhnlich groß war, eine Abschirmung?
    Er kam langsam und schweigend auf sie zu.
    Sie wandte sich um. Da sah sie den Kuttenträger, dessen Silbermaske funkelte.
    Da begriff sie, daß es ihr an den Kragen gehen sollte. Silbermasken dieser Art kannte sie. Ihre Träger gehörten der Sekte der Jenseitsmörder an. Die beiden Männer arbeiteten zusammen, sie hatten der Hexe eine Falle gestellt.
    Sie hob die Hand, überkreuzte blitzschnell die Finger und rief das Zauberwort. Ein greller Blitz zuckte aus ihren Fingern hervor, verästelte sich und sprang zwischen Wänden und Decken hin und her auf den Kuttenträger zu. Der hielt plötzlich einen seltsam geformten Stab in der Hand. Der Stab schluckte den Blitz.
    Im gleichen Moment traf ein dumpfer Schlag sie am Hinterkopf. Lautlos brach Janice Brown zusammen und versank in endloser Schwärze.
    ***
    In einem riesigen Saal im Palast in der Dimensionsfalte - neben unserer Welt - stand der Knochenthron, geformt aus menschlichen Gebeinen. Auf diesem Knochenthron saß ein untersetzter, etwas korpulenter Mann in tiefschwarzer Kleidung. Wer in sein Gesicht schaute, wurde unwillkürlich an eine häßliche Kröte erinnert.
    Das war Leonardo deMontagne!
    Der Mann, den die Hölle wieder ausgespien hatte! Asmodis hatte den Montagne ausgesandt, um Zamorra unschädlich zu machen. Aber Zamorras früher Ahnherr Leonardo ging eigene Wege. Zwar wollte er nach wie vor die Scharten auswetzen, die Zamorra ihm beigebracht hatte, und diesen Auftrag erfüllen, aber zugleich strickte er an eigenen Plänen. Er strebte die Macht über die Hölle an. Asmodis wußte das längst, und liebend gern hätte der Fürst der Finsternis dem Montagne die Unterstützung genommen. Aber ein Schwur band ihn daran, und so mußte Asmodis dem Montagne selbst immer wieder Nachschub für dessen Skelett-Armee liefern…
    Und das, während Leonardo an Asmodis Fall arbeitete!
    Wang Lee Chan, der Mongole aus der Zeit des Dschinghis Khan, und Magnus Friedensreich Eysenbeiß, der
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