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Schrei in Flammen

Schrei in Flammen

Titel: Schrei in Flammen
Autoren: Jeanette Øbro , Ole Tornbjerg
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dem Handgriff. Verschlossen. Alles Reißen nützte nichts. Das Tor gab nicht nach. Sie drehte sich zu Lauritzen um, der die halbe Strecke zwischen den Aalbecken hinter sich gelegt hatte. Dorthin konnte sie nicht zurück. Und einen anderen Weg gab es nicht.
    Katrine sah sich fieberhaft um. Ein paar Meter entfernt stand ein blauer Futtercontainer auf Rädern. Mit wenigen Schritten war sie dort und packte den Metallgriff. Lauritzen war jetzt fast bei ihr. Sie hörte sein Schnaufen. Unter Auferbietung all ihrer Kräfte schob sie den Metallcontainer in seine Richtung. Er traf seinen Körper mit einem dumpfen Laut, der sich fast wie ein Schlag gegen einen Boxsack anhörte. Lauritzen stieß einen Fluch aus, schaffte es aber, Katrine mit dem ausgestreckten Arm einen heftigen Schlag an die Schläfe zu verpassen.
    Sie ging zu Boden. Ehe Lauritzen sie festhalten konnte, griff sie mit einer Hand in das Trockenfutter und schleuderte es ihm ins Gesicht, als er sich über sie beugte. Er schrie auf und rieb sich mit einer Hand die Augen.
    Katrine wich der anderen Hand aus, die blind in der Luft herumfuchtelte, um sie zu packen, und entdeckte ein paar Meter entfernt Gerätschaften an der im Halbdunkel liegenden Wand. Wie in einem Museum aufgereiht, Werkzeuge und etwas, das wie eine Forke aussah. Es hatte drei Spitzen mit Widerhaken. Sie griff danach und riss es von der Wand.
    Søren Lauritzen näherte sich, rieb sich noch immer die Augen. Das war ihre einzige Chance.
    Laut brüllend ging sie direkt auf ihn los und stieß ihm mit aller ihrer Kraft das Aaleisen in den Bauch.
    Mit diesem Angriff hatte er nicht gerechnet. Er blinzelte verdutzt, umfasste den Schaft mit beiden Händen, und versuchte das Eisen herauszuziehen. Aber die Widerhaken saßen fest. Er wollte etwas sagen, aber statt Worten quoll Blut aus seinem Mund.
    »Wo ist der Schlüssel?«, rief Katrine. »Wo ist er?«
    Lauritzen sackte ohne ein Wort auf die Knie, saß einen Augenblick wie eingefroren auf der Erde und kippte dann wie ein Sack Kartoffeln nach vorn.
    Katrine starrte ein paar Sekunden lang wie gelähmt auf den leblosen Körper. Adrenalin pumpte durch ihre Adern. Ihr Körper war noch immer in Alarmbereitschaft. Sie musste hier raus. Sie überwand ihren Widerwillen und steckte eine Hand in Lauritzens Hosentasche. Sie war leer. In der anderen fand sie ein Schlüsselbund.
    Sie lief zu dem Rolltor, probierte alle Schlüssel, bis sie den passenden gefunden hatte, und schob es auf. Draußen war früher Morgen. Der Himmel glühte rot, als stände er in Flammen. Sie sah sich um. Ein warmes goldenes Licht lag über dem Gelände. Schräg links stand ein kleines rotes Backsteinhaus. Rechts war ein Hofplatz, auf dem zwei Autos standen. Jim Hellberg war nirgends zu sehen.
    Sie musste Hilfe rufen. Hatte Søren Lauritzen ein Handy dabei?
    Eilig lief sie zurück zu der Leiche und durchsuchte hektisch Lauritzens Jackentaschen. Kein Handy. Aber ein Autoschlüssel zu einem Volvo und wahrscheinlich ein Motorbootschlüssel. Sie drückte auf den Autoschlüssel, als sie aus der Halle rannte, und eins der beiden auf dem Hofplatz parkenden Autos begann zu blinken. Scherben knirschten unter ihren Schuhsohlen, aber sie lief weiter. Sie sprang auf den Fahrersitz, steckte den Schlüssel in die Zündung und fuhr los.
    Der Schotterweg führte durch eine Apfelplantage zu einem Bauernhof. Katrine fuhr auf den Hof, trat auf die Bremse und stieß die Tür auf. Im Haus bellte ein Hund. Als sie ausstieg, trat ein älterer Mann aus der Haustür. Er schloss die Tür schnell hinter sich, damit der Hund nicht nach draußen lief.
    Katrine erklärte ihm eilig, wer sie war und was passiert war. Der Mann ging zurück ins Haus, um gleich darauf mit einem Handy zurückzukommen. Er tippte die Notrufnummer ein.
    Katrine setzte sich schwer auf den Treppenabsatz, ihr Atem ging stoßweise. Wie durch einen Schleier hörte sie den Mann mit der Polizei sprechen.
    Sie schloss die Augen und wartete.
    *
    Das Licht über dem Øresund war an diesem Maimorgen ganz besonders. Die Sonne hatte den Morgennebel durchdrungen und löste die Wolken in Windeseile auf. Der Himmel war eine Orgie in rot-orangen Nuancen.
    Jim Hellberg hatte dafür aber keinen Blick, als er in seinem Wagen in Richtung Schweden fuhr. In Gedanken war er bei der Farm. Verdammte Scheiße! Die Dinge waren komplett aus dem Ruder gelaufen. Wie hatte das passieren können? Die Sache mit Christian hatten sie in den Griff bekommen, auch wenn sie gezwungen gewesen
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