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Wolfsliebe - Tochter der Wildnis

Wolfsliebe - Tochter der Wildnis

Titel: Wolfsliebe - Tochter der Wildnis
Autoren: Jasmine Braun
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KAPITEL 1
Die Schatten der Vergangenheit
    Ein eiskalter Wind wehte über Sibirien und wirbelte den Schnee auf, der sich in den letzten Wochen über den Berghängen ausgebreitet hatte. Die Welt war in ein blendendes Weiß getaucht und erinnerte an eine Märchenlandschaft, die vom Winterzauber erfasst worden war.
    Tikia kämpfte sich mühsam durch die eisige Kälte. Ihre Familie hatte stets in den Bergen gelebt, zurückgezogen von der Außenwelt, in einer kleinen altertümlichen Berghütte. Das Mädchen kannte nichts anderes als dieses einfache Leben, das es nun schon seit über sechzehn Jahren führte.
    Jeder Tag war wie der vorherige, und Tikia war sich sicher, dass sich niemals etwas an ihrem Tagesablauf ändern würde, egal wie sehr sie sich dies manchmal wünschte.
    Ihr Großvater hatte ihr schon oft von der großen weiten Welt erzählt, die gar nicht einmal so weit entfernt war und doch unerreichbar für sie schien. Doch schon bald würde Tikias Leben eine tragische Wende nehmen.
    Als sie eines Tages nach der Jagd mit einem erlegten Hasen in der Hand ihr Zuhause betrat, offenbarte sich ihr ein furchtbarer Anblick.
    Ihr Haus war verwüstet, überall an den Wänden und auf dem Boden klebte Blut, ein erschlagener Wolf lag zusammengekrümmt in der Ecke. Ungläubig starrte sie auf das tote Tier. Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken.
    »Großvater! Großmutter!!!«, schrie sie verzweifelt in die unheimliche Stille hinein; gebannt wartete sie auf ein Lebenszeichen ihrer Großeltern, doch niemand antwortete ihr.
    Allmählich stieg Panik in Tikia auf. Kalte Angst schnürte ihr die Kehle zu, sie spürte, wie ihr übel wurde; sie hörte sich selbst nach ihren Großeltern rufen und erschrak, als sie den Klang der eigenen Stimme vernahm.
    Sie wusste, dass sie hysterisch wurde und dass genau dies nicht passieren durfte. Sie musste sehr vorsichtig sein und einen kühlen Kopf bewahren.
    Tapfer schluckte sie den bitteren Geschmack, der sich in ihrer Kehle gesammelt hatte, hinunter und rief sich selbst zur Vernunft.
    Die grausame Tatsache, dass sibirische Wölfe zu den gefährlichsten und blutrünstigsten ihrer Rasse gehören, hatte sie bereits sehr früh auf die wohl schmerzhafteste Weise erfahren müssen.
    Sie hatte gerade das Alter von sieben Jahren erreicht, als ihr Großvater sie aus ihrem Holzbettchen gerissen und aus ihrem alten Zuhause, einer etwas tiefer gelegenen Hütte, getragen hatte. Damals hatte sie aus Leibeskräften geschrien, denn ohne ihre Eltern hatte sie nicht gehen wollen. Ihr Großvater hatte ihr damals seine Hand so fest auf ihren Mund gedrückt, dass sie vor Schmerzen nur noch geweint hatte. Heute war ihr klar, dass er ihr damit das Leben gerettet hatte.
    Ihre Eltern waren von Wölfen gerissen worden. Zwar hatte der Großvater Tikia noch rechtzeitig in Sicherheit bringen können, für ihre Eltern jedoch war jede Hilfe zu spät gekommen.
    Sie wusste, dass die Wölfe jederzeit zurückkommen und sie töten konnten, so wie sie es damals beinahe getan hatten, doch diesmal schien kein Großvater da zu sein, der sie hätte schützen können.
    Alleine stand sie in ihrem verwüsteten Haus und versuchte fieberhaft die Kontrolle über ihren Körper wiederzuerlangen.
    Einzig der Gedanke, ihre Großeltern lebend vorzufinden, hielt sie bei Bewusstsein und trieb sie weiter durch die offen stehende Hintertür hinaus in die eisige Kälte.
    Einige Meter vor ihr befand sich eine weitere kleine Hütte, in der die Leichname ihrer Eltern zur letzten Ruhe gebettet worden waren. Die Tür der Hütte stand einen Spaltbreit auf, und ein kleines Licht flackerte in ihrem Innern.
    »Ein Feuer! Großvater muss ein Feuer gelegt und sie so vertrieben haben!« , dachte sie erleichtert und rannte entgegen jeder Vorsicht zur Hütte hinüber.

KAPITEL 2
Der Abschied
    Vor der Hütte hielt sie noch einmal inne. Nie zuvor hatte sie den Mut gehabt, die kleine Hütte zu betreten. Zitternd streckte sie ihre Hand nach der Klinke und stieß die Tür ganz auf. Zwei Steingräber, mühsam von ihrem Großvater errichtet, befanden sich nun vor ihr, und auf dem Boden zusammengekauert, Arm in Arm liegend, entdeckte sie ihre Großeltern.
    Wie betäubt ließ sie ihren Blick wieder zu den Grabstätten ihrer Eltern wandern.
    Ein beklemmendes Gefühl hatte sich auf ihre Brust gelegt, ihr Körper schien erstarrt. Wie gebannt schaute sie die Gräber an, und vor ihrem inneren Auge sah sie ihre Eltern, deutlich wie nie zuvor.
    Sie erinnerte sich an die
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