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Schottische Disteln

Schottische Disteln

Titel: Schottische Disteln
Autoren: Christa Canetta
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unterschlagen sollen?«
    »Weil du selbst interessiert warst.«
    »War ich aber nicht.«
    »Na, dann ist ja alles gut.«
    »Nun mal heraus mit der Sprache, was soll diese Fragerei?«
    »Also, ich hab Peter natürlich kennen gelernt – wegen deiner schottischen Antiquitäten. Plötzlich stand er hier vor meiner Tür und wollte mit mir über deine Pläne reden.«
    »Ja und?«
    »Na ja, wir haben geredet bis drei Uhr morgens.«
    »Was?« Andrea lachte laut. »Das kann nicht wahr sein. Peter hat geredet?«
    »Wie ein Wasserfall. Er sprudelte förmlich über vor Plänen und Begeisterung.«
    »Und weiter?«
    »Er wollte wissen, was ich auf den Antikmärkten beobachtet hätte – da muss ich dir gleich sagen, du hast den richtigen Riecher gehabt, die Sachen würden großartig ankommen –, und als ich ihm das sagte, war er überhaupt nicht mehr zu bremsen.«
    »Und weiter?«
    »Ja, am nächsten Tag hab ich mir dann freigenommen, und wir haben seine Büroetage in der City Nord besichtigt. Fabelhaft, einfach super.«
    »Fein.«
    »Ja, und er will kaum Miete dafür, und abends sind wir essen gegangen. Und ich muss dir gestehen, ich bin bis über beide Ohren verliebt in diesen Typ.«
    »Gabi ...«
    »Stimmt wirklich. Und wenn ich die Signale richtig deute, beruht das auf Gegenseitigkeit. Deshalb meine Frage vorhin.«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Sag mal erst gar nichts. Gestern waren wir tanzen, und anschließend hab ich ihn auf einen Kaffee mit nach oben genommen.«
    »Und?«
    »Noch kein ›Und‹, kann aber in den nächsten Tagen passieren.«
    Andrea war sprachlos, Peter und Gabi, da waren wohl die richtigen Gene zusammengestoßen.
    »Gabi, ich freue mich so.«
    »Kannst du auch. Und für unser Geschäftchen wird es das große Los sein. Sag bloß nicht, du willst dir nicht helfen lassen, ich will es nämlich. Und was den Hamburger Teil betrifft, da soll der Peter ruhig die Ärmel aufkrempeln. Such du mal die Sachen zusammen, den Rest übernehmen wir. Wann kommt denn die erste Ladung?«
    »Meine Güte, Gabi, ich muss erst mal auf die Suche gehen.«
    »Dann fang endlich an, du hast nun lange genug gefaulenzt. Wir stehen hier in den Startlöchern. Zwei Studenten für die Restaurierung hab ich auch, ein Pärchen, das Geld für die Hochzeit braucht, weil ein Baby unterwegs ist. Ist aber kein Hinderungsgrund. Sie wollen, wenn das Kind da ist, die Sachen in Heimarbeit restaurieren, aber für eine eigene Wohnung brauchen sie eben Geld.«
    Ryan kam heraus und setzte sich neben Andrea, und während sie telefonierte, nahm er ihre Hand und streichelte sie. Da er nicht Deutsch konnte, verstand er nicht, was sie sagte, aber an ihrer Stimme merkte er, dass es ein fröhliches Gespräch war, und zufrieden lehnte er sich zurück. Alles würde in Ordnung kommen, er war ganz sicher.
    Andrea legte ihr Handy weg und erzählte ihm von dem Gespräch. »Ich fasse es nicht, dieser Langweiler und meine fröhliche Freundin, wer hätte das gedacht.«
    »Aber du freust dich für sie.«
    »Ja, und wie. Und für die schottischen Sachen hat Gabi grünes Licht gegeben. Sie meint, wir würden damit das große Los ziehen. Ich muss unbedingt mit der Arbeit anfangen.«
    »Morgen früh hole ich den Transporter aus dem Schuppen, und deinem Trödelmarkt steht nichts mehr im Wege.«
    Als Andrea die Hunde streichelte, die zu ihren Füßen lagen, und sich zufrieden zurücklehnte, stand er auf, kam aber gleich darauf mit einem Windlicht und einer kleinen Schachtel zurück. »Pack mal aus, Andrea.«
    »Was ist das?«
    »Der Startschuss.«
    »Also, nach einer Kanone sieht das nicht gerade aus.«
    Ryan lachte. »Abwarten.«
    Andrea hielt die Schachtel ans Licht und öffnete den Deckel. Vorsichtig entfernte sie das Seidenpapier, das einzelne kleine Päckchen umhüllte. Und dann hatte Andrea sie in der Hand: wunderschöne, kleine Plaketten aus Silber mit einer eingravierten, violett emaillierten Distel. Sprachlos ließ sie die Schildchen durch die Hände gleiten. »Ryan, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Sie sind bezaubernd. Und viel zu kostbar.«
    »Nein, Andrea. Sie sind dein Markenzeichen. Wer deine Antiquitäten kauft, soll wissen, dass schottische Disteln für Stil und Exklusivität stehen.«
    Andrea legte die silbernen Bildchen, kaum größer als ein Fünf-Mark-Stück, sorgfältig zurück. Sie würden in Zukunft all die Raritäten schmücken, die sie aus Schottland schicken würde. Zufrieden und dankbar lehnte sie den Kopf an die Schulter des
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