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Schottische Disteln

Schottische Disteln

Titel: Schottische Disteln
Autoren: Christa Canetta
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Mannes, der so rücksichtsvoll und so umsichtig ihre Zukunft in seine Hände genommen hatte.
    Ryan saß ganz still. Er wagte kaum zu atmen, um sie nicht zu stören. Er genoss diese unbekümmerte Nähe, die alles oder nichts bedeutete. Er musste ganz einfach warten. Als es kühl wurde, stand Andrea auf und streckte sich. Auch die Hunde erhoben sich, schüttelten sich und liefen zur Tür. Sie wollten auf ihr Lager und zeigten das ganz deutlich.
    »Das Bad müssen wir uns teilen, Andrea. Ich schlafe hier unten auf der Couch, und du nimmst mein Bett. Das geht bestens.«
    »Danke, Ryan. Ich dusche schnell, und dann hast du freie Bahn. Darf ich die Schlafzimmertür etwas offen lassen?«
    »Natürlich. Fürchtest du dich?«
    »Ich muss mich erst an das Haus und an das Alleinsein gewöhnen.«
    »Natürlich, aber du brauchst keine Angst zu haben. Du kannst auch einen der Hunde mit nach oben nehmen.«
    »Danke, nein.« Sie lachte. »So schlimm ist es nicht. Im Krankenhaus war immer jemand um mich herum, nun muss ich mich umgewöhnen. Aber ein Türspalt genügt. Gute Nacht, Ryan.«
    »Gute Nacht, Andrea.«
    Sie hatte sich hingelegt und das Licht bereits gelöscht, als er aus dem Bad kam und nach unten ging. Sie hörte, wie er leise mit den Hunden sprach, hörte Glas klirren und die Kühlschranktür einschnappen, und etwas später roch sie den ganz schwachen Duft einer Tabakpfeife und den kräftigen Rauch eines Torffeuers. Andrea fühlte sich wohl in dieser Atmosphäre der Geborgenheit und rollte sich zufrieden in dem breiten Bett zusammen.
    Sie schloss die Augen und dachte an Gabi und Peter und Anne. Sie dachte auch an ihre Freunde im Fotostudio, und dann kamen ihr die schottischen Disteln auf den Plaketten in den Sinn: ihr Firmenzeichen, das demnächst ihre Waren schmücken würde. Und schließlich dachte sie an Ryan und an die Zukunft. Unten brannte noch Licht. Vielleicht konnte er auch nicht schlafen? Vielleicht dachte er genau wie sie an die Zukunft? Was würde sie bringen? Gemeinsamkeit oder Trennung? Sie wusste es immer noch nicht. Andrea stand auf und zog den Hausmantel an. Barfuß ging sie zur Treppe und sah hinunter. Da saß er, allein mit einem Buch und einem Glas Whisky und den Hunden zu seinen Füßen. Einsam wie immer, dachte sie und ging ein paar Stufen hinunter. Die Hunde sahen sie sofort und standen auf. Ryan drehte sich erstaunt um und kam ihr entgegen.
    »Kannst du nicht schlafen?«
    Sie schüttelte den Kopf, sprechen konnte sie nicht, denn da stand der Schäfer vor ihr mit den graugoldenen Locken auf der nackten Brust, die sie so gern streicheln wollte.
    Und da war Ryan, der Mann, und eine Woge unglaublicher Glückseligkeit durchströmte sie, als ihr klar wurde, dass sie die Lösung gefunden hatte.
    Ryan lief ihr entgegen, fing sie auf. »Nicht doch, mein Mädchen, Wer wird denn gleich umkippen.«
    Er führte sie vorsichtig zur Couch und setzte sich neben sie. »Was ist passiert?«
    Sie legte den Kopf an seine Brust, spielte mit dem krausen Haar und sagte ganz einfach: »Ich liebe dich.«
    »Ich weiß.« Ryan streichelte ihren Kopf.
    »Du weißt es?«
    »Irgendwann musste es passieren. Ich hätte ein Leben lang darauf gewartet, Andrea, aber du hast mich ganz schön auf die Folter gespannt.«
    »Ich war so unsicher«, flüsterte sie, während er sie in die Arme nahm und zärtlich küsste.
    Dann sah er sie an und fragte: »Aber warum unsicher?«
    »Ich mochte dich als Schäfer, und den Laird fürchtete ich.«
    »Andrea, ich bin immer nur der Mann, der dich liebt. Ganz gleich, wie ich aussehe, wie ich mich gebe, was ich tue, ich bin immer derselbe.«
    »Ich weiß, ich habe es endlich begriffen.« Andrea schmiegte sich an ihn, sie wollte ihm ganz nah sein, ihn verstehen, seine geheimsten Gedanken erfahren. Sie wollte seinen Körper berühren und fühlen, wie seine kräftigen Hände sie hielten, wollte in seine Augen blicken und hören, wenn er vor Glück stöhnte. Sie wollte seine Liebe, jetzt.
    Ryan hob ihren Kopf und sah sie an. Sie hatte eine wundervolle Art zu lächeln. Es war, als gehe mitten in der Nacht die Sonne auf. Ihre Augen waren sehr groß, und er verstand, was sie sagten. Und er war voller Vertrauen, dass er ihr geben konnte, was sie wollte. Er streichelte ihr Gesicht, ihre Schultern und spürte den Schauer, der sie durchlief, als er sie an sich zog.
    »Willst du mich?«, flüsterte er.
    »Mehr als alles andere.«
    Er nahm ihre Hand und führte sie nach oben. Behutsam zog er sie aus, legte sie aufs
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