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Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)
Autoren: Arne Blum
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gesehen, das sich so albern bewegte.
    »Oh!« Michelle blieb abrupt stehen und tat so, als hätte sie Kim erst jetzt bemerkt. »Wusste nicht, dass du nicht allein bist.« Sie schaute Lunke treuherzig an und zwinkerte. Und sie stank – nach einem ausgiebigen Bad im See, nach Algen und Erde und Gras, eine widerliche, aufdringliche Mischung von Gerüchen.
    »Ich gehe dann wohl besser.« Kim wandte sich ab, allerdings nicht ohne ihrer Rivalin einen vernichtenden Blick zuzuwerfen. Na, Rivalin war vielleicht ein zu großes Wort. »Man sieht sich!«
    »Am besten morgen – morgen brauche ich unbedingt eine Antwort«, rief Lunke ihr nach, während Kim schon wieder auf den Durchschlupf zuhielt.
    »Wer war das?«, hörte sie Michelles lächerlich schrille Stimme. »War diese rosige Kleine etwa das ängstliche Hausschwein, von dem du mir erzählt hast?«
    Ängstliches Hausschwein? Und Lunke erzählte von ihr? Kim war kurz davor, sich umzudrehen und Michelle Bescheid zu geben, dass sie vor niemandem Angst hatte, stattdessen stieß sie jedoch nur einen beleidigten Schnaufer aus und bekam dadurch leider nicht mit, was Lunke der affektierten Bache geantwortet hatte. Sie hörte nur noch, wie er Michelle beinahe zärtlich beim Namen nannte.
    Drehte er sich nach ihr um? Am Zaun riskierte Kim einen kurzen Blick zur Seite. Nein, Lunke verschwand tatsächlich geradewegs in den Wald.
    Am Durchschlupf nahm Deng sie in Empfang. Er war ein ziemlich kleiner Mensch mit merkwürdigen Augen. Er war noch recht jung, trotzdem war sein Gesicht vom unentwegten Lächeln schon ganz faltig. In der einen Hand hielt er einen Hammer.
    Mit der anderen Hand winkte er ihr zu. »Hattest du wieder Ausgang?«, fragte er mit seinem schönsten faltigen Lächeln. »Der Narr tut das, was er nicht lassen kann.« Dann kicherte er und strich Kim sanft über den Hinterlauf.

3
    Die Menschen waren vom Hof verschwunden, auch Dörthe war nicht mehr zu sehen.
    Brunst lief schnüffelnd über die Wiese. »Irgendwo muss hier noch ein Kohlkopf liegen«, grummelte er vor sich hin.
    Cecile quiekte aufgeregt, weil Doktor Pik ihr versprochen hatte, ihr etwas von dem Wanderzirkus zu erzählen, in dem er früher einmal aufgetreten war. Er war mittlerweile so alt, dass er morgens kaum noch auf die Beine kam – zwölf oder dreizehn Sommer zählte er, genau wusste er es selbst nicht mehr.
    Kim legte sich unter ihren Apfelbaum. Noch immer hatte sie Michelles schreckliche Stimme im Ohr. Wie konnte Lunke es sich gefallen lassen, von dieser dämlichen Bache »Lunky« genannt zu werden? Sie würde ihn endgültig abweisen, schwor Kim sich. Von wegen Bund eingehen … Ihr Platz war hier auf dieser Wiese, obwohl … im Wald war das Leben eindeutig interessanter. Den ganzen Tag über diese öde Wiese zu laufen war eigentlich langweilig. Ja, jeden Tag dasselbe Fressen und dieselben Sprüche von Brunst und Che, obendrein das nervige Geplapper von Cecile. »Kann man fliegen lernen? Wie machen Vögel das – fliegen?« Das Minischwein hatte sich in den Kopf gesetzt, irgendwann einmal zu fliegen, und fing jeden Tag aufs Neue davon an. Michelle dagegen war zwar nur eine dumme Schwarze, aber sie konnte laufen, wohin sie wollte, ins Dorf der Menschen und über die breite Straße in den anderen Wald; im Vergleich zu Kims Leben war ihres bestimmt voller Abenteuer. War Lunke mit Michelle zum Waldsee gegangen oder zu dem Platz, wo die alten Eichen standen, oder vielleicht in den hohen Farn, wo man sich ungestört aneinanderschmiegen konnte?
    »Lunky!«, äffte Kim die Stimme der affektierten Bache nach.
    Plötzlich, als hätte sie etwas Ungehöriges gedacht, traf sie ein winziger glühender Gegenstand am rechten Vorderlauf. Sie zuckte zusammen und quiekte vor Schmerz leise auf.
    Als sie den Blick entrüstet hob, erkannte Kim einen Menschen mit langen Haaren, der am Gatter stand und sich soeben eine neue Zigarette anzündete, nachdem er die andere zu ihr in die Wiese geschnippt hatte. Kim grunzte so erbost, dass die Gestalt aufblickte. Der Nackte vom Kreuz stand vor ihr. Er hieß Jan, jedenfalls hatte Dörthe ihn so genannt. Nun trug er ein dunkelblaues Hemd und eine schwarze Hose. Sinnend blickte er über Kim hinweg, als würde er sie gar nicht registrieren. Er war nicht verletzt worden, zumindest war auf den ersten Blick nichts zu erkennen. In seinem langen Haar steckte auch kein Drahtgeflecht mehr. Aber etwas umgab ihn; etwas Dunk-
les, Trauriges. Ja, seine Augen wirkten düster, und seine Kiefer
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