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Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)
Autoren: Arne Blum
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plötzlich war. Immer häufiger sprach der alte Eber von seinem nahenden Tod.
    Kim bedauerte, das Thema aufgebracht zu haben, aber sie war ratlos. Was sollte sie tun? Lunke würde sie morgen wieder fragen. Sollte sie ihm für eine Weile aus dem Weg gehen? Aber diese Wehmut, dieses fatale Gefühl, dass der Sommer zu Ende ging … nur Lunke konnte sie von ihren dunklen Gedanken abbringen. Und was war mit dieser Michelle? Musste Kim aufpassen, dass Lunke nicht auf falsche Gedanken kam?
    Plötzlich wurde die Tür ihres Stalles aufgestoßen. Das grelle Licht sprang an, nicht die kleine Lampe neben der Tür. Dörthe eilte herein, so schnell, dass ihre Haare förmlich flogen. Sie sah abgehetzt aus.
    »Jan?«, rief sie. »Jan, bist du hier?« Hektisch blickte sie sich um, ohne ihre Schweine zu begrüßen, was sonst nicht ihre Art war. Sie holte ihr silberfarbenes Telefon hervor und wählte. Dann lauschte sie aufmerksam. Gleichzeitig wischte sie sich eine rote Strähne aus dem Gesicht. »Jan«, sagte sie dann, »ich suche dich. Melde dich doch mal. Wir müssen noch ein paar Kleinigkeiten wegen der Aufführung morgen durchsprechen. Pfarrer Husemann hat auch angerufen. Er würde dich gerne kennenlernen, und die Zeitung will ein Interview mit dir machen.« Dann seufzte sie und steckte ihr Telefon wieder ein.
    Kim erhob sich und lief zu ihr. Wie gerne hätte sie Dörthe von Jan erzählt, von dem, was ihm passiert war. Sie grunzte einmal. Dörthe schaute auf. Im Gesicht hatte sie rote Flecken, irgendwie wirkte sie müde, so als würde sie nicht mehr schlafen.
    »Hallo, Kim«, sagte Dörthe und lächelte. Sie strich sich über den Bauch. »In ein paar Wochen ist es so weit. Dann bekommen wir Nachwuchs auf dem Hof. Ein Mädchen, ich hoffe, dass es ein Mädchen wird.«
    Kim fand keine Ruhe. Brunst schnarchte vor sich hin, Cecile strampelte im Schlaf, und Che murmelte irgendwelche unverständlichen Worte. Wahrscheinlich befand er sich auch im Traum im Krieg. Was musste es für eine Qual sein, Tag und Nacht nur an die Revolution zu denken? Ihr selbst ging Lunke nicht aus dem Kopf. Die Entscheidung, die sie zu treffen hatte. Ein Hausschwein und ein wilder Schwarzer – konnte das gut gehen? Und wie würde Emma, die mächtige Bache, die ganz zufällig auch noch Lunkes Mutter war, reagieren, wenn ihr Sohn Kim in den Wald auf den Sammlungsplatz führte? Schon allein bei dem Gedanken drehte sich ihr der Magen um. Und selbst wenn Emma sie akzeptierte, wie wäre das Leben im Wald? Bald käme der Winter – Schnee konnte fallen. Bei Kälte war es in ihrem Stall doch recht angenehm. »Du legst dich zu mir, und ich wärme dich«, hatte Lunke ihr gesagt, als sie ihn auf die Kälte im Winter angesprochen hatte. »Ich werde dir schon warme Gedanken machen.« Dabei hatte er süffisant gegrinst.
    Und wie war es, Nachwuchs zu haben? Daran hatte Kim überhaupt noch nicht denken können. Kleine Jungen würden aus ihr herausfallen – irgendwie. Ihrer Mutter hatte es nichts ausgemacht, wenn zehn Ferkel an ihren Zitzen lagen und nuckelten, aber Kim wurde schon schlecht, wenn sie nur daran dachte. Sie wollte nicht, dass irgendjemand an ihr nuckelte. Lunke hatte da gut reden – er musste sich nur irgendwie von hinten nähern und das Eine machen, von dem sie immer noch nicht genau wusste, was es war. Den Rest würde sie erledigen müssen.
    Liebte sie Lunke?
    Ja, das war die große Frage, die über allem stand. Konnte sie einen wilden Schwarzen lieben, der ein großes Maul hatte, sich oft und gerne in den See stürzte, um sich zu suhlen, und frühmorgens ins Dorf lief, um völlig furchtlos Blumenzwiebeln auszugraben?
    Sie wusste es nicht. Doch sie wusste, dass es ihr gefiel, neben ihm im hohen Gras zu liegen, seinen Geruch einzuatmen … Vielleicht war das ja schon Liebe …
    Ach, es war alles zu verwirrend. Sie seufzte. Das Leben war kompliziert, wenn man nicht wie Brunst mit Fressen und Saufen zufrieden war.
    Gegen Morgen schreckte Kim plötzlich auf. Hatte sie geschlafen? Sie wusste es nicht genau. Sie erhob sich. Im Schlaf hatte sie einen Entschluss gefasst: Sie würde auf der Wiese bleiben, bei Che und den anderen. Hier war ihr Platz. Schläfrig trabte sie zur offenen Tür.
    Doktor Pik hatte die Augen geöffnet und schaute sie an. »Kommst du wieder?«, fragte er leise, als hätte er längst ihre Gedanken erraten.
    Sie drehte sich um. »Ja«, sagte sie. »Ich muss Lunke nur etwas ausrichten. Bin bald zurück.«
    Draußen begannen die ersten Vögel zu
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