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Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)
Autoren: Arne Blum
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singen. Die Sonne zog auf; ein paar Wolken waren am Himmel. Tau bedeckte die Wiese oder genauer das, was der gefräßige Brunst von ihr übrig gelassen hatte. Eigentlich ein schöner Tag, doch Kim fühlte Trauer. Lunke würde es nicht verstehen – er hielt sich für den Schönsten, Stärksten. Und vermutlich würde er sich dann der dämlichen Michelle zuwenden. Kim spürte einen Stich. Ach, am liebsten wäre ihr, es würde sich nichts verändern. Sie würde hin und wieder in den Wald traben, Lunke sehen, mit ihm ein Bad nehmen und ihn abweisen, wenn er zu aufdringlich wurde. Verdammte Rauschzeit!
    Der Durchschlupf war verschlossen. Deng hatte in seiner Ordnungsliebe den Zaunpfahl wieder aufgerichtet. Kim versuchte sich zu erinnern, wie Lunke stets mit seinen Hinterläufen ausholte. Sollte sie es auch versuchen, um den Pfosten umzuwerfen? Sie stellte sich mit den Hinterflanken zum Zaun und holte aus, doch sie traf nicht den Pfahl, sondern geriet mit einer Klaue in den Draht. Ein höllischer Schmerz durchzuckte sie. Verdammt!
    »Ach, Kleine!«, rief Lunke zu ihr hinüber. »Ich kann gar nicht mit ansehen, was du alles tust, um zu mir zu gelangen.« Er lachte dreckig. »Mach mal Platz!«
    Kim bekam kaum mit, wie schnell er mit seinen Hinterläufen austrat. Mit einem lauten Ächzen stürzte der Pfosten um. »Wünsche fröhlichen Ausgang!« Lunke lächelte. »Da kann euer kleiner Grinser nachher wieder kommen und an dem Pfahl rumbasteln. Wird nicht viel nutzen.«
    »Er heißt Deng«, sagte Kim, »und er kümmert sich wirklich sehr fürsorglich um uns.« Sie wollte es rasch hinter sich bringen – ihre Botschaft loswerden. Du, Lunke, du bist ja ganz nett, aber ich habe mir überlegt … Ja, so ähnlich sollte sie es anstellen, doch als sie sich umdrehte, war Lunke verschwunden. Nein, er war nicht zurück in den Wald, sondern am Rand entlanggetrabt.
    »He«, rief er. »Ich habe eine neue Futterstelle ausfindig gemacht. Da können wir in aller Ruhe erst was fressen und dann reden.«
    Ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist, wollte sie ihm nachrufen, doch er hatte sich schon wieder umgedreht. Es tat ihr leid, ihm wehtun zu müssen, aber irgendwie fiel ihr keine andere Lösung ein. Denn was würde sein, wenn Lunke zu ihr in den Stall zog? Nein, undenkbar. Doktor Pik hätte es noch toleriert, und Cecile hätte es großartig gefunden, einem wilden Schwarzen all ihre Fragen stellen zu können, aber Che und Brunst hätten es bestimmt nicht ertragen.
    »Hier ist es!«, rief Lunke und deutete mit dem Kopf auf einen Flecken üppig wachsenden Farn. »Schmeckt köstlich!« Er biss herzhaft hinein und kaute.
    Plötzlich hatte Kim das Gefühl, dass er sie nur deshalb hierher geführt hatte, weil er im Wald ungebetene Lauscher fürchtete – wie etwa Michelle, die sich als Schwarze gewiss leise anpirschen konnte.
    »He, warum frisst du denn nichts!« Lunke trabte auf sie zu. »Machst du dir Sorgen wegen Michelle? Babe, das ist nichts Ernstes, wirklich nicht!« Er grinste so breit, dass man seine schiefen Zähne sehen konnte. So grinsen konnte nur er. Che lachte fast nie, und Brunst fraß nur ständig …
    Irgendwie wurde sie immer wehmütiger und trauriger.
    Sie schluckte und starrte Lunke an; er hatte den Kopf ein wenig schief gelegt, während er sie musterte.
    »Nun, Lunke«, begann sie, »ich wollte dir etwas sagen … Es ehrt mich sehr, und ich mag dich auch …«
    »Toll«, unterbrach Lunke sie. »Genau das wollte ich hören. Großartig, können wir also weiterfressen und danach alles Weitere besprechen …«
    »Nein, warte!«, rief Kim, doch er hatte seinen riesigen Kopf schon wieder in den Farn gesteckt und schmatzte. »Da ist noch etwas … Ich muss dir leider mitteilen …« Sie verstummte abrupt. Am Waldrand, von der anderen Seite näherte sich jemand – zwei Gestalten. Sie zerrten einen Karren hinter sich her, der verdächtig dem Gefährt ähnelte, mit dem am Abend Jan vom Hof transportiert worden war.
    Lunke zog seinen Kopf zurück. »Babe, solltest du wirklich auch probieren«, meinte er kauend. »Du musst dich jetzt stärken – wir wollen doch nicht, dass du schlappmachst, wo wir beide uns endlich einig sind und die Rauschzeit …«
    »Sei still!«, raunte sie ihm zu. Sie machte drei Schritte an Lunke vorbei, um die Gestalten genauer in Augenschein nehmen zu können.
    Sie waren ganz in Schwarz gekleidet und trugen genau wie gestern Abend ihre Mützen, als würden sie fürchten, dass sie jemand beobachten könnte.
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