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Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)
Autoren: Arne Blum
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zu schießen.
    Oben auf der Leiter blieb der Mann stehen und zog den schwebenden Jan ein wenig zu sich herüber. Was sollte das nun wieder?
    »Jetzt musst du ein wenig Seil nachgeben!«, rief er seiner Begleiterin zu.
    Die Frau hielt ein Ende des Seils noch in der Hand und machte einen Schritt zur Seite. Fast hätte Kim ihr Gesicht sehen können, ein kantiges Kinn, einen verkniffenen Mund. Sie keuchte vernehmlich.
    Der schlafende Jan schwebte ein Stück herab und schlug mit seinen Beinen gegen das hölzerne Geländer. Kim zuckte vor Mitgefühl zusammen. Konnten die Menschen nicht aufpassen? Sie taten Jan doch weh. Der Mann griff sich die herabbaumelnden Beine und zog sie über das Geländer. Selbst im Tiefschlaf schien Jan den Schmerz zu fühlen. Sein Gesicht verzerrte sich, und für einen Moment sah es so aus, als würde er gleich die Augen aufschlagen und anfangen, sich gegen diese furchtbare Behandlung zu wehren.
    »Kim!«, knurrte Lunke hinter ihr. »Ich hatte mir das alles anders vorgestellt – unser feierliches Versprechen. Es gefällt mir nicht, dass du mich nicht beachtest. Ist dein größter Fehler, dass du dich dauernd um die Angelegenheiten der Menschen kümmerst.« Er stieß sie mit seinem Rüssel an und schnaubte heftig.
    Mit einer kurzen Bewegung schob sie ihn beiseite. Fast hätte sie nun das Wichtigste verpasst. Der Mann war auf den Hochsitz geklettert; er zog und zerrte an Jan, bis der mit einem dumpfen Geräusch aufsetzte. Das ganze Holzgestell geriet ins Wanken.
    Einen Moment später tauchte der Kopf des Mannes auf und zeigte seiner Begleitung unten den hochgereckten Daumen.
    »Nein«, grummelte Lunke, »so wird das nichts mit uns … Michelle dagegen hat versprochen, sich nur um mich zu kümmern, sollte ich mich doch entscheiden, vielleicht und eventuell mit ihr …«
    Kim blickte ihn an. »Lunke, noch einen Moment, ja?«, flüsterte sie und versuchte sanftmütig zu klingen, obwohl sie sein ständiges Meckern zu nerven begann, abgesehen davon, dass es störte. Bemerkte er denn nicht, dass hier etwas ganz und gar Ungewöhnliches passierte? »Behalt im Kopf, was du mir sagen willst, und sag es mir später.«
    Lunke grummelte irgendetwas und wandte sich ab, um lustlos Erde aufzuwerfen.
    Von Jan war mittlerweile nichts mehr zu sehen; er musste auf dem Hochsitz hocken, verdeckt von der hölzernen Umrandung.
    Der Mann warf das Seil hinunter; sein Gesicht war kurz zu sehen, nichts Markantes, er war glattrasiert, kein Bart. Mehr konnte Kim nicht erkennen.
    Wieso hatten sie Jan auf den Hochsitz verfrachtet – einen großen, ausgewachsenen Mann? Kim versuchte nachzudenken, aber so sehr sie sich anstrengte, sie kam auf keine Antwort. Wollten die beiden Menschen Jan einen Streich spielen? Sollte er für eine Weile von der Bildfläche verschwinden? Auf einem Hochsitz würde Dörthe ihn vermutlich nicht suchen. Hatte es etwas damit zu tun, dass Jan der Nackte am Kreuz gewesen war? Ja, vielleicht wollten die beiden ihn sogar retten – Jan sollte noch mal ans Kreuz gebunden werden, aber jetzt, wo sie ihn versteckt hatten, konnten die anderen Menschen ihm nichts mehr tun.
    Kim atmete tief ein und aus. Dann waren die beiden Jans Freunde und nicht seine Feinde … Sie war erleichtert. Zum Glück war ihr dieser Gedanken noch gekommen. Sie hatte sich umsonst Sorgen um Jan gemacht, den sie ja nicht einmal kannte.
    Der Mann kletterte die Leiter herunter. Er wischte sich über sein Gesicht, während seine Begleiterin das Seil zusammenlegte. Unbeholfen umarmte er sie. Sie drückte ihr Gesicht an seine Schulter. Ein seltsames Bild, fand Kim.
    »Können wir endlich abhauen?«, maulte Lunke. »Ich muss zu meiner Rotte zurück – zu meiner Mutter auf den Sammlungsplatz.«
    Mittlerweile stand die Sonne schon recht hoch am Himmel. Auch die anderen im Stall würden bald wach werden. Ein paar Wolken waren aufgekommen, trotzdem versprach es, ein schöner Tag zu werden.
    »Ja, ich komme!«, rief Kim ihm zu und warf einen letzten Blick auf die beiden schwarz gekleideten Menschen.
    Sie hatten sich voneinander gelöst. Die zweite Gestalt warf das Seil auf den Karren, dann beugte sie sich vor und reichte dem Mann vorsichtig, als müsse er besonders aufpassen, ein kleines, schwarzes Ding.
    Kim zuckte zusammen. So eine Apparatur hatte sie schon einmal gesehen – als ein Polizist Dörthe bedroht hatte. Eine Waffe!
    Der Mann zögerte einen Moment, bevor er die Waffe in die Hand nahm. Er trug Handschuhe, schon die ganze Zeit, fiel Kim
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