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Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)
Autoren: Arne Blum
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ein paar Kohlblätter, viel mehr nahm er schon lange nicht mehr zu sich.
    »Ich habe gesehen, wie ein Mensch umgebracht wurde«, erwiderte sie atemlos.
    »Kim«, sagte er, »eigentlich sollte man dir einen neuen Namen geben: Prinzessin Ärger oder Lola Montez.«
    »Lola Montez?« Fing nun Doktor Pik auch schon an zu spinnen?
    »So hieß in unserem Zirkus die Frau des Messerwerfers. Wo sie auftauchte, gab es Scherereien.« Doktor Pik lächelte gutmütig. »War nur ein Spaß, Kim.«
    Sie wandte den Kopf. »Irgendwie muss ich Dörthe alarmieren. Sie muss erfahren, was mit Jan passiert ist.« An Doktor Pik vorbei lief sie zum Gatter und begann heftig zu grunzen und zu quieken.
    Auf dem Hof hatten sich schon etliche Menschen versammelt, auch ein Traktor mit einem Anhänger stand da; zwei Männer in blauen Kitteln machten sich daran, das Holzkreuz auf die Ladefläche zu verfrachten. Zwei andere, ein Grauhaariger mit einer grünen Joppe und ein jüngerer Blonder umringten Dörthe, die noch ihren gelben Bademantel trug und verschlafen aussah.
    »Er wird schon auftauchen«, sagte der Grauhaarige zu Dörthe. »Jan war während der ganzen Proben sehr zuverlässig.«
    Der Jüngere nickte. »Wir haben ja noch ein wenig Zeit. Wann sollen wir beginnen?« Er sprach in einem merkwürdig weichen Tonfall, ganz anders als Dörthe.
    »Um fünfzehn Uhr müssen alle Mitwirkenden an der Kirche sein. Der Bischof kommt um sechzehn Uhr. Husemann, der neue Pfarrer, wird schon vorher da sein.« Müde blickte Dörthe zu Kim herüber, jedoch ohne ihr Grunzen zu registrieren. »Ich verstehe das alles nicht. Das ist Jans große Chance, sich vor einem großen Publikum zu präsentieren – die Hauptrolle in einem Passionsspiel. Was tun wir, wenn er nicht auftaucht?«
    »Ich kann das Publikum ein wenig hinhalten«, erklärte der Jüngere. »Ich habe etliche Stücke für die neue Orgel einstudiert.«
    Kim begann schrille Schreie auszustoßen, da Grunzen und Quieken keine Wirkung erzielt hatten.
    »Was echauffierst du dich so?« Che trabte mit mürrischer Miene an ihr vorbei. »Willst du dich wieder mal bei den Menschen lieb Kind machen? Erträgst es wohl nicht, wenn die Herrin des Hofs dir nicht jeden Tag über den Kopf streicht, was?«
    »He!« Selbst Brunst fühlte sich nun gestört. »Kannst du nicht still sein? Da dreht sich einem ja der Magen um.«
    Dörthe blickte zum ersten Mal interessiert zur Wiese. »Deng!«, rief sie streng. »Was ist mit Kim? Ist sie krank? Hast du meinen Schweinen verdorbenes Futter gegeben?«
    Der kleine Chinese kam aus dem Stall gelaufen; er trug Gummistiefel, die ihm viel zu groß waren, so dass es aussah, als hinke er bei jedem Schritt. »Nein, Madame Dörthe, mit dem Futter war alles in Ordnung.« Er nickte mehrere Male devot und kam neben Kim zum Stehen.
    Kim war ganz außer Atem; sie hatte überlegt, ob sie zum Quieken und Schreien auch noch beginnen sollte, sich um die eigene Achse zu drehen, aber dann hätte man sie für völlig verrückt gehalten. Dörthe kapierte einfach nicht, was sie wollte. Verdammt!
    »Bestell mal wieder eine Fuhre von dem teuren Kraftfutter«, sagte Dörthe zu Deng, der sich ihr nun immer noch nickend näherte. »Kann nicht schaden, wenn meine Lieben ein paar Vitamine bekommen.« Dann wandte sie sich wieder den beiden Männern zu.
    Kim sank ermattet zu Boden. Kraftfutter? Wenigstens hatten Che und Brunst nun etwas davon, dass sie sich so seltsam aufgeführt hatte. Sie blickte sich um. Das Kreuz war mittlerweile auf dem Anhänger festgebunden worden. Die beiden Männer in den blauen Kitteln stiegen auf den Traktor und fuhren davon, wobei sie eine schwarze Rauchfahne hinter sich herzogen.
    Deng hinkte an ihr vorbei zurück in Richtung Stall. »Lieber eine Kerze anzünden als über die Dunkelheit klagen«, sagte er vor sich hin. »Wir werden dich schon wieder gesund machen, Kim.«
    Einen Moment später kehrte er mit einer Schale Wasser zurück. Plötzlich fühlte Kim sich völlig ermattet. Ihr war schwindlig, sie hatte kaum geschlafen, nichts gefressen, und nun musste sie für die Anstrengung des frühen Morgens büßen.
    »Der prahlende Arzt hat niemals gute Arznei«, sprach Deng mit einschmeichelnder Stimme, während er ihr die Schale hinhielt.
    Sie tauchte ihren Rüssel hinein. Es war Wasser, es schmeckte jedoch anders als sonst, würziger, schärfer, und es raubte ihr beinahe den Atem. Nach drei, vier Schlucken wandte sie den Kopf und sackte zu Boden. Sie schloss die Augen und rollte sich
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