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Macabros 091: Die Pestreiter

Macabros 091: Die Pestreiter

Titel: Macabros 091: Die Pestreiter
Autoren: Dan Shocker
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In der Höhle war es unheimlich. Doch niemand beobachtete in
diesen entscheidenden Minuten den seltsamen Vorgang…
    Mitten aus dem afrikanischen Dschungel ragte ein üppig
bewachsener Erdhügel hervor, zu dem ein Zugang existierte, der
auch dann noch übersehen wurde, wenn Forscher oder Abenteurer
dicht davor standen. Das undurchdringliche Dickicht war ein echter
Schutzwall. Nur Eingeweihte hätten ihn auf Anhieb gefunden.
Unter riesigen Luftwurzeln uralter Bäume verborgen lag eine Art
grotesker, unterirdischer Dom von beachtlicher Ausdehnung. Die
Entfernung zwischen Boden und Decke betrug mindestens fünfzehn
bis zwanzig Meter. Doch daß jemand diese Höhle ohne Gefahr
für Leib und Leben betreten konnte, daran war nicht zu denken.
Der Boden war ein einziger, schwammiger Sumpf, in dem alles versank.
Die Höhle barg ein Geheimnis. Es befand sich in der Tiefe und
kam plötzlich an die Oberfläche.
    Winzig klein, erinnerte es im ersten Moment an schillernde
Tautropfen, die von den blubbernden Schlammblasen emporgeschleudert
wurden. Die winzigen Tropfen waren anfangs durchsichtig wie Wasser
und nahmen dann einen gelblichen Schimmer an. Sie waren leicht wie
eine Feder und schwebten empor, als genüge ihnen die geringste
Luftbewegung.
    Einige wie Tautropfen aussehende Bläschen hatten einen
geringeren Durchmesser als ein Stecknadelkopf.
    Die meisten Tropfen schwebten der Höhlendecke entgegen und
blieben an dem verwirrenden Wurzelgeflecht kleben. Mit bloßem
Auge waren sie nicht mehr wahrnehmbar.
    Was da in der Tiefe des schlammigen Sees entstanden war, schien
von einem alles überblickenden und kontrollierenden Geist
gesteuert zu werden.
    In den Bewegungen der winzigen Tropfen war nichts
Zufälliges.
    Auch daß ausgerechnet nur ein einziger der versteckten
Öffnung entgegenschwebte, war kein Zufall.
    Es geschah aus eigener Kraft und war wohlüberlegt.
    Der gelbe Punkt, der durch die Luft segelte, passierte den Ausgang
und schwebte ins Freie.
    Dunkelheit!
    Aus der Dschungelnacht drangen die typischen Geräusche. Leben
überall. Und auch das winzige Gelbe war Leben…
    Leben aus einem anderen Land, einem anderen Bereich der
Wirklichkeit. Es kam aus dem Mikrokosmos und hieß –
Myriadus.
    Was man ihm nicht ansah, war die Tatsache, daß es
tausendfachen Tod in sich trug.
     
    *
     
    Der winzige Punkt, der zwischen den dichtstehenden Bäumen
durch die Dschungelnacht schwebte, war erfüllt von Wissen,
Denken und Fühlen. Dem Wissen, Denken und Fühlen eines
dämonischen, unfaßbaren Wesens, dem alles Menschliche
bekannt und vertraut war und das sich deshalb so sicher in dieser
Welt bewegen konnte.
    Der Tropfen blieb kein Tropfen.
    Er wurde länglich, oval. Seine Farbe war jetzt intensiv
grün-gelb, so daß er sich wie ein geheimnisvoller
Leuchtkäfer aus der Dunkelheit schälte.
    Doch diese Form blieb auch nicht.
    Das nun etwa drei Millimeter messende eiförmige Objekt
blähte sich auf wie ein Luftballon und nahm die Gestalt eines
Vogels an, der sich Sekunden später mit erstaunlicher Sicherheit
durch die Nacht und die üppig wuchernde Wildnis bewegte.
    Wäre ein Forscher in der Nähe gewesen und hätte den
Vogel durch die Luft eilen sehen, ihm hätten sich viele, kaum
beantwortbare Fragen aufgedrängt.
    Nur an einem hätte er nicht gezweifelt, daß der Vogel
mit dunklem Gefieder bei den bestehenden Umweltbedingungen
hervorragend getarnt war.
    Das ›Tier‹ glitt mit raschem Flug durch die Luft.
    Es hatte ein bestimmtes Ziel, ›er‹, Myriadus hatte
es… die Wildnis weit hinter sich zu lassen und zivilisierte
Gebiete aufzusuchen. Die Wildnis und Abgeschiedenheit hatte er
gebraucht, um sich ungestört entwickeln zu können.
    Diese Entwicklung war ganz in seinem Sinn verlaufen.
    Die Zellen hatten sich in der Tiefe des Bodens vermehrt, ohne
daß es jemand bemerkt hatte. Wie in anderen Dimensionen und
Welten würde er planmäßig vorgehen, um die Macht zu
erringen, um Rha-Ta-N’my, der Dämonengöttin, zu
beweisen, daß Myriadus auf dem Plan war. Wie im Mikrokosmos, wo
er als ›Gott‹ verehrt wurde, würde er hier ganze
Landstriche verwüsten und Besitz von ihnen ergreifen. Eine
Herrschaft des Schreckens zu errichten, das lag in seinem Sinn.
    Daß es schneller ging, als er einkalkuliert hatte, verdankte
er dem Zufall.
    Den scharfen Augen des ›Vogels‹ entging nicht der
schwache Feuerschein.
    Das ›Tier‹ veränderte sofort seine Flugrichtung,
schoß zwischen den Ästen eines niedrig stehenden Baumes
hindurch und
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