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Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)
Autoren: Arne Blum
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nacheinander in den Stall getrottet, doch sie blieb auf der Wiese, legte sich unter ihren Apfelbaum und starrte zum Himmel hinauf. War sie wirklich so anders als die anderen? War es ihre Neugier, dieses Gefühl, immer alles herausfinden zu müssen? Sie wusste es nicht, letztlich war es ihr auch gleichgültig. Sie konnte nicht zu Lunke in den Wald gehen, aber bei Che und den anderen wollte sie auch nicht für immer bleiben. So war die Situation. Alles war falsch. Sollte sie allein auf Wanderschaft gehen? Nein, so mutig war sie nun auch nicht.
    Einen Freund, dachte sie, ich brauche einen guten Freund, der mir Ratschläge erteilt.
    Sie betrachtete die Wolken, die sich im flirrenden Mondlicht bildeten. Eine Wolke sah wie ein Ungeheuer aus, ein riesiges furchterregendes Schwein mit mächtigen Eckzähnen und Klauen so dick wie Lunkes Hinterlauf. Kaum war diese Wolke im Wind verweht, glaubte sie in der nächsten das Gesicht ihrer Mutter zu erkennen. Überhaupt fühlte sie sich von Paula verfolgt. Immer wenn ihr etwas missriet oder sie ratlos war, tauchte ihre Mutter auf, um sie zu warnen. »Pass dich an, Kim! Fall nicht auf! Auffallen könnte deinen Tod bedeuten!«
    Nein, wollte sie ihrer Mutter zurufen, so hilfst du mir nicht. Ich brauche eine Idee – ich will, dass Dörthe weiß, wo Jan abgeblieben ist. Außerdem war es nicht richtig, was diese beiden schwarz gekleideten Menschen ihm angetan hatten.
    Ratlos schloss Kim die Augen. In einer Nacht hatte sie einmal unendlich viele Sternschnuppen gesehen und sich eine Menge gewünscht. Manches davon war sogar in Erfüllung gegangen, wenn sie sich recht erinnerte – und nun könnte sie eine Sternschnuppe für einen Wunsch wieder gut gebrauchen.
    Als sie ganz fest die Augen zusammenkniff, meinte sie, ein Licht wahrzunehmen. Galt das auch? Konnte das eine sehr schnelle, flüchtige Sternschnuppe gewesen sein? Durfte sie sich etwas wünschen?
    Nein, vermutlich nicht.
    Als sie die Augen wieder öffnete, schaute ein runder Mond zwischen den Wolken zu ihr herab. Sein Licht war gelb und weich, irgendwie gütig, jedenfalls wirkte er freundlich und so, als wäre Kim ihm nicht gleichgültig.
    He, sagte der gelbe Mond oder eine sanfte Stimme in ihrem Kopf, wenn die Menschen nicht zu diesem toten Jan kommen, dann muss der tote Jan zu den Menschen kommen. Ist doch ganz einfach.
    »Ja«, sagte Kim in die Nacht hinaus, »ja, genau so muss es sein.«
    Beim ersten Licht war Kim auf den Beinen. Sie lief zum Durchschlupf, zwängte sich in die Freiheit, räusperte sich laut und warf mit ihrem Rüssel Erde auf, als hätte sie Hunger. Danach riss sie einen halben Farn aus und schmatzte so laut, wie sie konnte, obwohl Schmatzen sonst gar nicht ihre Art war.
    Verstohlen blickte sie sich um. Verdammt, sonst genügte ein halber Schritt in den Wald, und er war an ihrer Seite. Wo blieb Lunke? Sie gähnte ausgiebig, streckte die Klauen aus und fraß einen zweiten Farn, der ihr schon gar nicht mehr schmeckte.
    Nichts!
    Hatte diese schreckliche Michelle ihn vielleicht schon rumgekriegt?
    Aber Lunke hatte ihr ewige Liebe geschworen, hatte behauptet, dass er immer für sie da sein würde … Na, so ähnlich hatte es jedenfalls geklungen.
    Kim lief ein paar Schweinslängen am Waldrand entlang und verharrte wieder, um zu lauschen.
    Nichts, kein Geräusch!
    Lunke hielt sich anscheinend nicht in der Nähe auf. Auch von Michelle war nichts zu riechen. Missmutig trabte Kim weiter. Ihren Plan ohne Lunke umzusetzen war nahezu unmöglich, und einen anderen Keiler aus dem Wald hatte sie noch nicht kennengelernt – leider. Wenn Lunke tatsächlich mit dieser affektierten, ohrenwackelnden Michelle abzog, würde sie einen anderen wilden Schwarzen verführen, schwor sie sich. So wahr sie Kim das Hausschwein war.
    Oder sollte sie Che und Brunst holen? Nein, die beiden hatten Angst, die Wiese zu verlassen, und obendrein waren sie nicht stark genug.
    Sie konnte sich auch unter dem Hochsitz aufbauen und so lange quieken, bis jemand kam.
    Da würde sie allerdings wahrscheinlich eher verhungern und erfrieren.
    Schlechte Laune überfiel sie – am liebsten wäre sie umgekehrt und hätte sich jeden Gedanken an den toten Jan und ihren brillanten Plan verboten.
    Der Hochsitz sah vollkommen harmlos aus, ein Holzgebilde auf drei Pfosten und eine Leiter. Nichts deutete darauf hin, dass dort oben ein Toter lag.
    Lustlos scharrte sie in der Erde. Ihr Zorn auf Lunke wuchs. Wenn er sich tatsächlich mit Michelle einließ, nur weil seine
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