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Zur Sache, Schätzchen (German Edition)

Zur Sache, Schätzchen (German Edition)

Titel: Zur Sache, Schätzchen (German Edition)
Autoren: Candace Schuler
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1. KAPITEL
    “Ich warne dich, Schätzchen. Man kann mit Rodeoreitern zwar verdammt viel Spaß haben, aber in Bezug auf Frauen sind sie absolut unzuverlässig. Man kann ihnen nicht von hier bis dort trauen, und man darf ihnen kein Wort glauben. Vor allem den Gutaussehenden nicht. Das sind die Gefährlichsten. Mit ihrem Aussehen und ihrem Charme erreichen sie alles, und sie nutzen diese Möglichkeit hemmungslos aus. Es ist die Wahrheit, Schätzchen. Sei bei den gut aussehenden Männern besonders vorsichtig, oder sie brechen dir dein armes, kleines Herz.”
    Roxanne Archer gingen die Worte durch den Kopf, als sie ihren Wagen vor dem Ed Earls’s Polynesian Dance Palace parkte. Resolut verdrängte sie die Warnung einer ehemaligen Barrel-Race-Reiterin aus San Antonio. Nichts würde sie von ihrem Plan abhalten.
    Sie würde sich einen Cowboy suchen.
    Einen gut aussehenden.
    Einen verwegenen.
    Wenn ihr dabei das Herz brach, nun, dann sollte es eben so sein. Sie erwartete sowieso nichts anderes. Und ein gebrochenes Herz war immer noch besser als eins, das verkümmerte, weil es brachlag. Ganz abgesehen von einem weiteren Körperteil, der aufgrund mangelnder Nutzung auszutrocknen drohte.
    Sie schaltete den Motor ihres geliehenen knallroten Cabrios aus und blieb einen Moment lang ganz still sitzen. Die Hand am Schlüssel, den Fuß auf der Bremse, starrte sie auf die leuchtenden Flamingos auf dem Dach von Ed Earl’s Bar, während sie sich einige Ereignisse, besser gesagt fehlende Ereignisse, durch den Kopf gehen ließ, die sie mitten in den Sommerferien zu dieser Honky-tonk-Kneipe am Stadtrand von Lubbock, Texas, geführt hatten. Die Sachlage war ganz einfach.
    Roxanne Archer war immer ein braves Mädchen gewesen – ein sehr braves Mädchen –, seit sie vor neunundzwanzig Jahren das Licht der Welt erblickt hatte. Einmal in ihrem ereignislosen Leben wollte sie das Braves-Mädchen-Image abschütteln. Wenn es überhaupt möglich war. Viel zu lange war sie ausschließlich ein braves Mädchen gewesen, und es würde nicht einfach werden, einmal das Gegenteil zu sein – selbst mit der Hilfe eines verwegenen, gut aussehenden Cowboys nicht.
    Vorausgesetzt natürlich, dass sie es überhaupt schaffte, sich einen zu schnappen.
    “Ich werde eben erst nach Hause zurückkehren, wenn ich mein Ziel erreicht habe”, murmelte sie trotzig vor sich hin. Sie klappte die Sonnenblende hinunter, um im beleuchteten Spiegel ihren Lippenstift zu kontrollieren – knallrot, so wie der Wagen – und sicherzustellen, dass auf der Fahrt vom Broken Spoke Motel ihre Haare vom Fahrtwind nicht völlig zerzaust worden waren. Waren sie aber. Doch wie die junge Frau, die ihr vor gerade zwei Tagen in Dallas die Haare geschnitten hatte, versichert hatte, wurde dadurch die Wirkung der Frisur noch verbessert. Roxanne lächelte ihr Spiegelbild zufrieden an.
    Es war erstaunlich, wie sehr ein neuer Haarschnitt eine Frau verändern konnte. Ganz zu schweigen vom Make-up. Und der Kleidung. Vor allem, wenn sich jedes Kleidungsstück – einschließlich der aufregenden Dessous im Leoprint – so dramatisch von der Kleidung unterschied, die man normalerweise trug.
    Mit dem Gefühl, ihr langweiliges Ich abgelegt zu haben und eine tolle Frau zu sein, öffnete Roxanne die Wagentür und schwang ihre Beine aus dem Auto. Sie berührte mit den Füßen den Schotterboden und richtete sich zu ihrer vollen Größe von fast einem Meter achtzig auf … und schwankte gefährlich, als die hohen Absätze ihrer nagelneuen knallroten Cowboystiefel im Kies versanken. Hastig hielt sie sich an der Tür fest und fragte sich, ob die hochhackigen Stiefel vielleicht doch ein Fehler gewesen waren. Zu Hause trug sie immer flache Schuhe oder Pumps mit einem vernünftigen Absatz, damit sie die Menschen – Männer – nicht mehr überragte als unbedingt notwendig.
    Nein, dachte sie, Mädchen, die etwas erleben wollen, tragen keine vernünftigen Schuhe, egal, ob sie größer als die anderen waren oder nicht.
    Außerdem hatte sie sich immer rote Stiefel gewünscht. Schon während ihrer Kindheit in Greenwich, Connecticut, hatte sie insgeheim davon geträumt, eine gefährliche Banditenkönigin wie Belle Starr oder Cat Ballou zu werden. Und sie war absolut sicher gewesen, auch wenn sie darüber nichts in den Büchern gefunden hatte, die sie gelesen hatte, dass diese Frauen rote Cowboystiefel getragen hatten. So hatte sie all ihren Mut zusammengenommen und ihre Mutter um ein Paar gebeten.
    Charlotte Hayworth
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