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Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)
Autoren: Arne Blum
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gemacht war.
    Langsam, damit er nicht das Gefühl bekam, er wäre zu wichtig, trabte sie zu Lunke hinüber. Er war ein wilder Schwarzer und sorgte stets dafür, dass sie einen Durchschlupf in dem Zaun hatte, durch den sie die Wiese verlassen konnte. Kaum hatte Deng, der junge Chinese, der sich tagsüber um sie kümmerte und ihnen Futter brachte, den Pfosten wieder aufgerichtet, kam Lunke und riss ihn mit einem Tritt seines Hinterlaufes erneut um.
    Kim und Lunke waren … nun, kein richtiges Paar. Wilde Schwarze pflegten sich für gewöhnlich nicht mit Hausschweinen abzugeben, sie waren also nur miteinander bekannt. Ja, so musste man es bezeichnen, sie waren gute Bekannte. Lunke nahm sie manchmal zu einem kleinen See im Wald mit, wo sie sich suhlten, und zu ein paar schönen Fressplätzen, an denen Farn und saftiges Gras wuchsen. Und er war auch nicht so langweilig wie Che und Brunst.
    »Worüber müssen wir reden?«, fragte Kim, nachdem sie sich vorsichtig durch den Durchschlupf gezwängt hatte.
    Lunke grinste sie an. Es begann bereits zu dämmern, da war er besonders munter. »Na, du weißt schon, über uns … darüber, ob und wann wir …«
    Kim wollte sich am liebsten abwenden. Ging das schon wieder los? Erst kürzlich hatte er gemeint, sie solle zu seiner Rotte in den Wald übersiedeln, ja, übersiedeln, genau diesen Ausdruck hatte er verwendet, um möglichst großspurig aufzutreten.
    »Fängst du schon wieder damit an?«, fragte Kim vorwurfsvoll.
    Lunke näherte sich ihr, so dass sie seinen heißen Atem spüren konnte, und … Moment, er roch anders als sonst. War er etwa mit einer aus seiner Rotte zusammen gewesen?
    »Meine Mutter … also … bald kommt die Rauschzeit, und diesen Herbst muss auch ich meine Pflicht erfüllen, hat sie gesagt … damit die Rotte nicht untergeht …« Er geriet ins Stammeln, doch Kim hatte den Verdacht, dass er nur so tat, als wäre er verlegen oder unsicher. Mit seinem unversehrten rechten Eckzahn strich er sanft über ihr Fell. Sie ließ ihn einen Atemzug lang gewähren, bevor sie einen Schritt zurückmachte.
    »Heute sind viele Menschen auf unseren Hof gekommen, und sie haben einen Mann …«, versuchte Kim abzulenken, doch Lunke durchschaute ihr Manöver sofort. Er war nicht der Klügste, aber so dumm war er nicht, um nicht zu verstehen, dass Kim von der Rauschzeit und dem Einen, das alle Eber und Sauen, Keiler und Bachen taten, nichts wissen wollte.
    »Eine gewisse Zeit kann ich Emma noch hinhalten, doch nicht mehr sehr lange. Du weißt, dass ich der stärkste Keiler im Wald bin … na ja, fast der stärkste …«
    Wieder drang Kim dieser unangenehme Geruch in den Rüssel, aber sie bemühte sich, nicht darauf zu achten.
    Lunke warf sich in Pose und schnaubte. »Ich bin heute besonders guter Stimmung«, sagte er, »und wollte dich fragen – ganz förmlich und feierlich …« Er grinste, nun doch ein wenig verlegen. »… ob du mit mir einen Bund eingehen möchtest …«
    Kim schloss die Augen. Sie hatte diese Frage gefürchtet und immer versucht, keine Antwort darauf geben zu müssen. Ob du mit mir einen Bund eingehst, damit wir eine Familie …
    »Lunky – wo bist du?« Ein schriller Ruf hallte zu ihnen herüber.
    Lunky? Kims Augen sprangen förmlich auf, gleichzeitig spürte sie, wie ihr Magen sich vor Ärger zusammenzog.
    »Lunky – wir waren doch verabredet … du wolltest mir …«
    Lunke wandte den Kopf. »Gleich, Michelle!«, rief er, ohne auch nur eine Spur von Überraschung zu zeigen. »Ich komme gleich.«
    Kim starrte ihn an. Michelle? Nun wusste sie endlich, wie dieses schwarze weibliche Wesen hieß, nach dem Lunke so penetrant roch, als hätten sie einen halben Tag lang zusammengelegen.
    »Ich glaube, du wirst erwartet. Eine deiner Verehrerinnen.« Süffisant lächelte Kim ihn an. »Damit hat sich unsere Unterredung wohl erledigt.«
    Lunke hob die Augenbrauen – er schien nicht ganz sicher zu sein, ob er sich amüsieren oder über die Störung verärgert sein sollte. »Nein, nicht ganz«, erklärte er. »Du wolltest mir noch eine Frage beantworten.«
    »Nein, wollte ich nicht – jetzt jedenfalls nicht mehr«, erwiderte Kim.
    Aus dem Wald war eine Gestalt getreten, eine häss-
liche, gedrungene wilde Schwarze mit einem viel zu kleinen Kopf. Sie tänzelte auf dem schmalen Pfad auf sie zu und warf dabei ständig den Kopf hin und her. Ihre Ohren bewegten sich affektiert auf und ab. Offenbar sollte dieses Getue Lunke beeindrucken. Noch nie hatte Kim ein Schwein
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