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Schnitzelfarce

Schnitzelfarce

Titel: Schnitzelfarce
Autoren: Gmeiner-Verlag
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stand.
    Nun zum Warum?
    Das hauptsächliche Motiv war zweifellos die Angst vor dem
Verlust von Geld, Macht und Einfluss durch eine Scheidung. Dazu kam, dass er in
seiner Partei und auch im Rathaus nicht unumstritten war.
    Es wird sogar gemunkelt, dass er sich aus
dem scheinbaren Attentat auf sich und den Tod seiner Frau einen für seine Wahl
und Festigung seiner Position hilfreichen Mitleidseffekt als Zusatznutzen
erwartet haben soll. Diese Gerüchte konnten bisher aber nicht verifiziert
werden.
    Aufgrund von zu diesem Zeitpunkt nur ihm bekannten Fakten
vermutete Rick Kitzman, der Sohn von Ansbichlers Fahrer zu Recht, dass der
Stadtrat mit der Ermordung seiner Frau zu tun hatte. Er fühlte sich zu einem
gewissen Grad sogar mitverantwortlich, da er Ansbichler den Schlüssel zur
Wohnung gegeben hatte, von der aus der tödliche Schuss abgegeben worden war.
Das schlechte Gewissen, gepaart mit enormer Naivität veranlassten Rickman,
Ansbichler zur Rede zu stellen und ihn aufzufordern, sich der Polizei zu
stellen.
    Bei dem Treffen am Cobenzl konnte Ansbichler den jungen Mann
nochmals beruhigen, wahrscheinlich durch falsche Zusagen. Er überredete Rick
noch zu sexuellen Handlungen, während denen er Kitzman erwürgte.
    Durch das Muttermal unterhalb des Ohrläppchens, das sowohl
Kitzman als auch Walter Mraz, der Fahrer Ansbichlers aufwiesen, konnte das BKA
den Toten zwar rasch identifizieren. Der Zusammenhang mit dem Fall Ansbichler
stellte sich aber erst später mit den in der Wohnung
gefundenen Fingerabdrücken der beiden heraus.
    Die an der Innenseite des Unterarms von Kitzman notierte
Handynummer brachte die Ermittler nicht weiter. Erst nach dem gewaltsamen Tod
Ansbichlers konnte festgestellt werden, dass die Nummer zu einem
Wertkartenhandy gehörte, mit dem der Stadtrat vor allem seine anonym
ablaufenden Geschäfte und Affären abgewickelt haben dürfte.
    Die Überprüfung der in den Tagebüchern Rick Kitzmans gefundenen
und Ansbichler betreffenden Angaben führten zu einer
weitestgehenden Verifizierung dieser Vorwürfe. Damit scheint der Fall
›Ansbichler‹ in ausreichendem Maße aufgeklärt.
    Dass noch einige Fragen offen sind, ist nicht zuletzt der zwar
engagierten, aber völlig unprofessionellen Vorgangsweise dieses Mario Palinski
zu verdanken. Die zu der hinlänglich bekannten dauerhaften
Vernehmungsunfähigkeit Ansbichlers und seines Mörders geführt hat.
    Die h.o. Dienststelle empfiehlt daher, diesen Zivilisten zu
weiteren, vergleichbaren Aufgaben nicht mehr heranzuziehen.

     
    Wien, 7. Dezember
    Der Berichterstatter:
    gez. Maj. Kranzjenich
    Für die Dienststelle:
    gez. Brig. Dompfarrer

     

     
    Meldung
in den ›Wiener Zeiten‹ vom 12. Dezember
     
      Schnitzelstreit
beendet
     
    Brüssel: Wie ein
Sprecher der Europäischen Kommission gestern mitteilte, wird die umstrittene
EU-Gastronomieverordnung endgültig zurückgezogen. Damit bleibt das vielfach als
›Farce‹ bezeichnete Konzept einer ›Europäischen Speisekarte‹, die das
Zusammenwachsen des Kontinents auch auf kulinarischer Ebene mit immerhin 72
Mio. Euro pro Jahr fördern sollte, in seinem Brüssler Körbchen.
    Bekanntlich hat ein durch den Entwurf der
›EU- Gastronomierichtlinie‹ ausgelöster Streit zwischen Österreich und Italien,
korrekter zwischen dem ›Wiener‹- und dem ›Mailänder Schnitzel‹ im Sommer zu
Verstimmungen zwischen den beiden Staaten geführt. In Wien und einigen
Badeorten an der oberen Adria ist es sogar zu ernsten Ausschreitungen mit
einigen Leichtverletzten gekommen.
     
    »Viel Lärm um Nichts«, kommentierte Altbürgermeister Dr. Ladak,
Sprecher der überparteilichen ›Plattform für das Schnitzel‹, die Entscheidung
der Kommission. »Und der erfreuliche Beweis dafür, dass in Brüssel gelegentlich
auch der gesunde Menschenverstand siegt.«
     
    Datenbank ›Crimes
– facts and ideas‹ - filzmayerentführung.doc
    Datei erstellt am 15. Dezember von Mario
Palinski
    Quellen: Polizeiprotokolle /
Prozessmitschriften
     
    Hintergründe: Die ›Alfons Filzmayer &
Söhne AG‹ hat durch eine in den 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts
eingeleitete Nischenpolitik eine hervorragende Position im weltweiten Markt für
Spezialwerkzeuge erreicht. Das äußerst konservative Management des Seniorchefs
Komm. Rat Eugen Filzmayer hat aber bereits vor zehn Jahren verabsäumt, die im
Zeichen der rasant einsetzenden Globalisierung notwendigen Maßnahmen zur
nachhaltigen
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