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Schnitzelfarce

Schnitzelfarce

Titel: Schnitzelfarce
Autoren: Gmeiner-Verlag
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gar nicht unbedingt notwendig. Die Beweise reichen völlig für eine
Verurteilung aus .«
    »Das ist mir zu unsicher«, sagte Mraz und schoss Ansbichler in
den Kopf.
    Mit einem gequälten Aufschrei rannte Palinski los, so rasch es
ihm seine bald 45 Jahre und sein Übergewicht erlaubten und hechtete auf Mraz
zu. Doch es war schon zu spät.
    »Lassen Sie Ihren Sohn schön grüßen«, murmelte der Mann noch.
Dann schob er den Lauf der Pistole in den Mund und drückte ab. Oder war es ein
Revolver? Palinski hatte die Dinger nie auseinander halten können.
     
     
     
     
     

EPILOG

     
    Bericht in den TV-News vom 30. September

     
    QUOTENHIT »ANSBICHLER-HINRICHTUNG«
    »Reality TV at its best«, mit dieser
sarkastischen und von vielen wohl auch als geschmacklos angesehene Feststellung
bezeichnete Dr. Hannes Flatelsky, der Leiter der ›Aktuellen Zeit‹ des Senders
›Austria TV 3‹ die Sonder-Nachrichtensendung vom vergangenen Samstag. Die fast
dreistündige, zwischen 18.45 und 21.35 live übertragende Abrechnung des
Chauffeurs Walter Mraz mit seinem Chef, Stadtrat Robert Ansbichler erzielte ab
20.30 eine Reichweite von sensationellen 76 %.
     
    Damit haben immerhin
fast 2,4 Millionen Menschen das grausame, im Volksmund inzwischen als
›Ansbichler-Hinrichtung‹ bezeichnete Spektakel gesehen, das mit Mord und
Selbstmord endete. »Damit hat diese Übertragung Werte erreicht, die bisher
unter normalen Umständen vor allem für eine Nachrichtensendung unerreichbar
galten. Unserem Wissen nach hat lediglich die historische Übertragung der
ersten Mondlandung eine größere Reichweite erzielt«, betonte Dr. Flatelsky. »Es
geht eben nichts über Geschichten, die das Leben schreibt .«
    Dazu kommt, dass die Liveübertragung ab 19.40 auch vom Bayern
TV und in Folge noch von fünf weiteren europäischen Fernsehstationen übernommen
worden ist.
    »Damit haben rund 29 Millionen Europäer die
packenden und zuletzt erschreckenden Ereignisse im ›Hotel am Kohlmarkt‹ direkt
beobachtet«, schloss Flatelsky seine Ausführungen.
    Auf die Frage eines Journalisten, ob die Übertragung einer
derartigen menschlichen Tragödie nicht unmenschlich, geschmacklos und
spekulativ gewesen sei, sozusagen ein ›Tribut an die Quotenhure‹ antwortete der
TV-Gewaltige: »Genau das Gegenteil ist der Fall. Die Übertragung erfolgte auf
ausdrücklichen Wunsch des Geiselnehmers Mraz und diente damit rein humanitären
Zielen. Wir würden eine solche Situation niemals nur aus der Quotenperspektive
heraus übertragen«, so Flatelsky.
    Unbestätigten Gerüchten nach soll die Abteilung ›Unterhaltung‹
ein Sendungskonzept unter dem Arbeitstitel »Die Wahrheit muss heraus« prüfen,
das den Sendeplatz von »Wer wettet noch mit mir ?« ab
Herbst kommenden Jahres übernehmen soll.
    Aus Insiderkreisen ist zu hören, dass man Mario Palinski, den
unerschrockenen Vermittler in der ›Ansbichler-Hinrichtung‹ als Moderator
gewinnen möchte. Mag. Gernot Kaiser, Leiter der Abteilung ›Unterhaltung‹
bestreitet aber derartige Überlegungen für den Augenblick.
    Palinski wäre keine schlechte Wahl. Wie eine im Auftrag der
TV-News durchgeführte Telefonbefragung der ›Suspekta Marktforschung‹ unter 400
FernseherInnen ergab, hat der bisher unbekannte Palinski heute einen
Bekanntheitsgrad von 72 Prozent. 69 Prozent finden ihn »sympathisch« und 63
Prozent würden sich eine Sendung mit ihm unbedingt ansehen. 19 Prozent
allerdings nur unter der Bedingung, dass »am Ende wieder einer erschossen
wird.«
    TV-News hat Mario Palinski um seine Meinung zu einem derartigen
Sendungskonzept und seine Bereitschaft, daran mitzuwirken befragt. Seine kurze,
aber unmissverständliche Antwort an den TV-Gewaltigen lautete, wir zitieren:
»Sagen Sie dem Kaiser, er kann mich am Arsch lecken .«
     
     
    Berichterstattung ›Wiener Landtags- und
Gemeinderatswahlen‹ im ›BIB - Bin Im Bilde‹ vom 19. Oktober

     
    Keine Katastrophe – nur
ein blaues Auge
     
    Wien (Eigenbericht): Die von vielen
Beobachtern befürchtete Katastrophe für die im Wiener Rathaus regierende Partei
bei den gestrigen Wahlen ist ausgeblieben. »Wir sind mit einem blauen Auge
davongekommen«, kommentierte Bürgermeister Lattuga in einer ersten
Stellungnahme den Verlust von ›nur‹ 3,4 % der Stimmen. Aber auch die große
Regierungspartei, die im Wiener Rathaus allerdings nur die drittstärkste
Fraktion stellt, wurde zur Ader gelassen (- 2,2 %). Grund
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