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Schnitzelfarce

Schnitzelfarce

Titel: Schnitzelfarce
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Ihna hinbrunz ?«
    Abrupt war Palinski von der Leitung gestoßen worden. »Hat man
wieder einmal keine mobilen WC’s aufgestellt ?« , wollte
er wissen.
    »Des was i net und des is ma a wurscht«, die Frau schien
wirklich schon in argen Nöten zu sein. »Wauns no laung bled harum red’n, is e
ollas z’spät .«
    »Also gut«, Palinski hatte seine ursprüngliche Freundlichkeit
wieder zurückgewonnen. Er stand auf und führte die Frau zu dem ebenerdig
gelegenen Gangklo gegenüber seiner Wohnung. Mit einem kurzen, kräftigen Ruck
öffnete er das stille Örtchen. Die einzig wirkungsvolle Methode, seit der
Schlüssel irgendwann einmal verloren gegangen war.
    »Wau«, jetzt lag Anerkennung in der Stimme der Frau, »Se san oba
a ka schlechte Wüdsau .«
    »Wenn Sie fertig sind, lassen Sie die Türe einfach nur
angelehnt«, rief er der Frau nach. »Und dass Sie mir ja nicht alle Leute da
hereinschicken.«
    Im Hinausgehen wurde er daran erinnert, einmal gehört zu haben,
dass die weibliche Blase größer war als die des Mannes. Das musste wohl
stimmen, denn das von leisem, erleichtert klingenden Stöhnen begleitete
Plätschern wollte überhaupt kein Ende mehr nehmen.
     
    * * * * *
     
    Warum sitze ich eigentlich wieder auf der Bank
und nicht in meinem Büro? Na ja, die gute Frau sollte ja nicht unbedingt
mitbekommen, wo sie mich bei künftigen Notfällen antreffen kann.

    Ja, ist schon gut. Auch Ihnen einen
angenehmen Tag. Komisch, der Gang der Frau war im Vergleich zu vorhin jetzt fast
grazil. Trotz ihres beachtlichen Übergewichts.

    Eigentlich bin ich noch gar nicht daran gewöhnt, jetzt sowohl
eine Wohnung als auch ein Büro zu haben. Statt drei Räumen sechs und statt 38 m⁲
doppelt soviel Fläche. Das ist schon großartig. Die Chance auf die
›Zwillingswohnung‹ auf Stiege 3 habe ich mir wirklich nicht entgehen lassen
können. Bad und WC indoor, eine kleine Küche, ja sogar eine Art Gästezimmer
habe ich jetzt. Und je einen Eingang zur Wohnung und zum Institut. Sobald der
Durchbruch durch die Wand zwischen dem Besprechungszimmer des Instituts und dem
Schlafzimmer der Wohnung gemacht sein wird, brauche ich nicht einmal mehr das
Haus verlassen, um von einem ins andere zu kommen.
    Man kann es drehen wie man will, aber es geht aufwärts mit mir.
Zumindest wirtschaftlich. Obwohl ich seit zwei Monaten keine Schundromane im
64-Seiten-Umfang mehr verfasst habe und darüber sehr froh bin, steht mir jetzt
mehr Geld zur Verfügung als vorher. Deutlich mehr. Ich kann jetzt sogar wieder
regelmäßig meinen finanziellen Verpflichtungen gegenüber den Kindern
nachkommen. Im vollen Umfang sogar. Ich habe gar nicht gewusst, dass es soviel
Spaß macht zu zahlen.
    Neben der Beratung der ›Global Films Enterprises‹ hat mir mein
erstes Drehbuch überraschend viel Geld gebracht. Nach der Vorauszahlung im
Frühjahr habe ich eigentlich nicht mehr mit so viel gerechnet. Angeblich soll
im Herbst kommenden Jahres gedreht werden.
    Darüber hinaus bedienen sich immer mehr TV-Anstalten und Verlage
meiner Datenbank ›Crimes - facts + ideas‹ und bezahlen jeden vernünftigen Preis
dafür. Also feilschen habe ich noch nie müssen. Gott sei Dank, denn das liegt
mir gar nicht.
    Wilma hat das noch nicht richtig mitbekommen. Zumindest ihre nach
wie vor ungebrochene Vorliebe für gelegentliche Spitzen gegen meine
›Unfähigkeit‹ lassen keinen anderen Schluss zu. Na,
sie wird auch noch drauf kommen. Wenn nicht, ist es auch egal. Früher, als
diese Vorwürfe zumindest substanziell noch berechtigt waren, hat sie mich damit
verletzten können. Jetzt nicht mehr.
    Der Fall ›Lettenberg‹ hat mir wirklich sehr geholfen. Der gute
›Miki‹ Schneckenburger hat mich doch tatsächlich zu seinem Minister geschleppt
und der hat mir seinen Dank für die wertvolle Mitarbeit ausgesprochen. Der Mann
ist in Wirklichkeit wesentlich sympathischer als er im Fernsehen rüberkommt.
Schade, dass ich mit seiner Weltanschauung über weite Strecken so überhaupt
nichts anfangen kann.
    Schließlich war die Sache mit dem Institut ja eigentlich die
Idee von Doktor Fuscheé gewesen. »Wenn wir weiter mit Ihnen zusammenarbeiten
wollen«, hat der Minister betont, »dann müssen wir das auf eine zumindest
halboffizielle Basis stellen. Die Fülle an Verletzungen der Gesetze und
Dienstvorschriften, wie sie in diesem Fall aufgetreten sind, können wir bei
allem Erfolg kein zweites Mal tolerieren .«
    Schneckenburger,
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