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Schnitzelfarce

Schnitzelfarce

Titel: Schnitzelfarce
Autoren: Gmeiner-Verlag
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unterstütze Neugier die Oberhand. Nach kurzem Zögern
stellte er den Motor neuerlich ab und fuhr sich nervös durch die Haare. Dann
nahm er das Kuvert wieder in die Hand und öffnete es kurz entschlossen.
    Als Erstes fiel sein Blick auf die mit rotem Filzstift auf einem
karierten, offenbar von einem Schreibblock stammenden Blatt Papier in
Blockschrift verfasste Nachricht.
    »Wenn Sie den Kommerzialrat lebend wider sehen wollen, müssen
Sie noch einmal 87 000 Euro locker machen .«
    Also, Rechtschreibung war nicht gerade die Stärke des
Verfassers, schoss es Suber zwar sachlich zutreffend, angesichts der Umstände
aber völlig unangebracht durch den Kopf. Dann nahm er sich das in einige Papiertaschentücher
eingewickelte längliche Etwas vor. Während sein schon die ganze Zeit deutlich
überhöhter Blutdruck lebensbedrohliche Werte annahm, wickelte er das Ding
vorsichtig aus.
    Nachdem die letzte Hülle gefallen war, konnte er gerade noch den
Kopf nach rechts drehen und sich instinktiv ein wenig nach vorne beugen. Dann
kam auch schon das komplette, heute ausnahmsweise von ihm selbst zubereitete
Frühstück hoch und fiel ihm aus dem Gesicht. Doch seine schreckensgeweiteten
Augen nahmen gar nicht wahr, wie der noch kaum zersetzte Inhalt seines Magens
die feine, aus edelstem hellbraunen Rindsleder bestehende Tapezierung des
Beifahrersitzes versaute. Und mit dem einmaligen, unverwechselbaren Geruch, der
diesen edlen Wagen üblicherweise auszeichnete, war es jetzt auch ein für alle
Mal vorbei.
    Der knapp über der Fingerwurzel von der Hand abgetrennte,
blutverkrustete Ringfinger, der Suber aus der unkontrolliert zitternden Hand
gefallen war, konnte jedem gehören. Der darauf befindliche Siegelring mit dem
typischen Jadestein und dem unverkennbaren AF für Alfons Filzmayer aber nur
einem. Er stammte eindeutig und unzweifelhaft von der Hand seines
Schwiegervaters. Was war da bloß schief gelaufen?
    Als ihn seine Frau zehn Minuten später fand, heulte der auf
seine kühle, überlegene Art sonst so stolze Kurt Suber noch immer wie ein
kleines Kind. Es war auch Erika Suber-Filzmayer, die zwei Minuten später die
Polizei verständigte.
     
    * * * * *
     
    Inspektor Helmut Wallner vom Kommissariat auf
der Hohen Warte in Döbling fühlte sich ausnehmend gut. Nach zehn Tagen Dienst
endlich wieder ein freier Tag und Franca war in Wien. Nicht nur das, sie war
auch hier in seiner Wohnung. Die clevere Salzburger Kriminalbeamtin und der an
sich schüchterne Inspektor waren seit dem Fall ›Lettenberg‹ ein Paar. Für das
unter den Kollegen und Freunden der beiden kursierende Gerücht, dass es sich
dabei um mehr als nur eine oberflächliche, auf Sex basierende Beziehung
handelte, sprach, dass Franca dabei war, nach Wien zu übersiedeln.
    Dank wohlwollender Vorgesetzter und zum Leidwesen ihrer
bisherigen Kollegen war ihrem Gesuch nach Versetzung in die Bundeshauptstadt
nach sensationell kurzer Zeit stattgegeben worden. Aber nicht nur das. Die
Position als stellvertretende Leiterin der Kriminalabteilung im Kommissariat
Josefstadt, die sie mit 1. Oktober übernehmen sollte, bedeutete auch einen
echten Karrieresprung für die knapp 27-jährige Beamtin mit der Modelfigur.
    Wallner stand gerade unter der Dusche und verlieh seiner
Lebensfreude durch ein kräftiges, aber im Ton völlig daneben gehendes »Vincero,
vincero« unüberhörbar Ausdruck. Seit ihn Franca mit ihrer Vorliebe für die
italienische Oper angesteckt und ihm die Bedeutung von Kalafs optimistischen
Ausbruchs eingedeutscht hatte, war »Nessun dorma« seine Lieblingsarie.
    Gerade als er sich ein Dakapo zugestehen wollte, erschien Franca
mit dem Handy. »Es ist Martin Sandegger und er sagt, es ist sehr wichtig«,
unterband sie den erfahrungsgemäß zu erwartenden Widerspruch ihres duschenden
Freundes. Dessen Reaktion auf ihre plötzliche, nur von einem knappen T-Shirt bedeckten physischen Präsenz ließ unübersehbar den Schluss
zu, dass ihm der Sinn nach einer ganz anderen Tätigkeit stand als mit seinem
Stellvertreter zu telefonieren. Auch wenn die Sache noch so wichtig war.
    Franca, die ihren Helden nur zu gut kannte, schien durchaus
angetan von dem, was sie sah. Trotzdem signalisierte sie mit gespielter Strenge
Ablehnung, zumindest für den Augenblick.
    »Etwas mehr Professionalität, mein Lieber«, ermahnte sie ihn mit
einem Schmunzeln um den Mund. »Du weißt, wenn Martin einmal stört, dann muss es
wirklich einen
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