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PR2618-Flucht von der Brückenwelt

PR2618-Flucht von der Brückenwelt

Titel: PR2618-Flucht von der Brückenwelt
Autoren: Verena Themsen
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1.
     
    Vergangenheit und Gegenwart, gefangen in einem Augenblick ...
    Noch immer kämpften Jenke Schousboes Sinne und Hirn mit dem Anblick, der sich ihr bot. Das Gespinst hauchfeiner Fäden, das für den Körper einer toten Superintelligenz stand, war nicht mehr als ein Schattenwurf aus der Vergangenheit. In der Gegenwart existierte dieser Körper nicht mehr.
    Was ist geschehen?
    Wie ein Echo ihrer eigenen inneren Stimme wisperte Pia Aftanasia Clonfert: »Wo ist er hin?« Die Halbertruserin strich über ihr azurblaues Stoppelhaar, während ihr Blick suchend durch die Gruft wanderte. »Wo ist ALLDARS Körper hin?«
    Jenke schüttelte den Kopf.
    Vergangenheit und Gegenwart ... erst die Bilder unserer eigenen Vergangenheit in den Spiegelflächen im Nebelflur und jetzt die Vergangenheit eines Leichnams, aufgeprägt auf die Gegenwart, in der er nicht mehr da ist.
    »Ich weiß es nicht, Pifa«, sagte sie. »Vielleicht ist er tatsächlich wieder auferstanden. Aber es kommt mir unwahrscheinlich vor.«
    Alban Dodds machte eine Handbewegung, die seine silberfarbenen Fingernägel in Jenkes Blick aufblitzen ließ. »Wenn es so wäre, hätte die Allgegenwärtige Nachhut es längst bekannt gegeben und würde nicht mit diesem Brimborium um einen angeblichen Avatar aufwarten.«
    Wie unbeeindruckt er wirkt ... vielleicht weil in seiner Heimat Kamash Mystik an der Tagesordnung ist. Oder auch einfach, weil er mehr Jahre auf dem Buckel hat als wir anderen Terraner zusammen. In 175 Jahren kann man eine ganze Menge erleben.
    »Und wie geht es weiter?«
    Jenke sah zu Dodds herunter und hob die Schultern an. »Wir sind hergekommen, um für die Glückswaisen herauszufinden, was mit ALLDAR geschehen ist. Aber es scheint, als könnten wir ihnen nicht ganz die Antwort geben, die sie erhofft haben.«
    Die Glückswaisen bildeten einen Zusammenschluss Gleichgesinnter aus nahezu allen auf Shath vertretenen Völkern, die sich den Bemühungen der Allgegenwärtigen Nachhut widersetzten, die verstorbene Superintelligenz ALLDAR zurückzuholen. Aber wo steckten die Überreste von ALLDAR?
    »Trotzdem sollten wir festhalten, was wir hier gefunden haben«, kam aus dem Hintergrund die Stimme von Brutus Lanczkowski.
    Jenke stellte das laternenartige halbmetergroße Gebilde ab, in dessen Innerem an einem haarfeinen Faden der kleine Kristall hing, der sie hereingebracht hatte – das Intrantum. Aus einer Tasche ihres SERUNS kramte sie Zachary Aidens multifunktionelles Aufnahmegerät hervor. Der kleine Kasten analysierte neben dem für menschliche Sinne Sichtbaren und Hörbaren viele weitere Dinge und schrieb sie mit. Der Anblick des Gerätes ließ unvermittelt die Erinnerung an den Tod seines Besitzers wieder aufblitzen. Zachary, mit dem sie am Strand gesessen und für kurze Zeit das Gefühl der Vertrautheit geteilt hatte. Zachary, dessen Gehirn sie auf Faland nach den Bräuchen der Favadarei in das Totenhirn eingebettet hatten.
    »Ich mache das«, sagte Pifa und griff nach dem Gerät, als Jenke es gerade dem Major reichen wollte. »Ich weiß in etwa, wie das Ding funktioniert.«
    Jenke überließ Pifa den Rekorder. Die Ingenieurin würde noch die besten Chancen haben, alles aus dem Gerät herauszuholen.
    Während sie wartete, glitt Jenkes Blick an Major Lanczkowski vorbei zu Captain Abraham Pettazzoni. Ebenso wie sein Vorgesetzter behielt er die Umgebung mit wachem Blick und der Hand auf der Waffe im Auge. Wie oft mochten seine Gedanken wohl in letzter Zeit zu seiner Familie in Terrania gereist sein? Er hatte kaum Gelegenheit gehabt, die Zwillinge kennenzulernen, die seine Frau wenige Tage vor dem Start zur Welt gebracht hatte. Stattdessen waren sie alle auf einer Welt zurückgeblieben, auf der die Dinge zusehends aus dem Lot gerieten.
    Jenke wollte sich nicht vorstellen, was für Gefühle ihn plagten, wenn er ihre Holos betrachtete.
    Hinter den beiden Soldaten ragten die fadendürren Gestalten der beiden Favadarei Shimco Patoshin und Kulslin Finukuls auf, die gemeinsam mit dem auf der VAHANA gebliebenen Clanältesten Blaspa Antublas ihre Heimat Faland verlassen hatten, um sie zur Brücke zwischen ihrem Planeten und der toten Welt Shathfauth zu begleiten.
    Jenke bezweifelte, dass sie jemals erwartet hatten, bei der Reise auf das bei ihnen sagenumwobene Shath, wie sie die Planetenbrücke nannten, einen solchen Anblick zu erleben.
    »Ich bin so weit«, verkündete Pifa und riss Jenke damit aus ihren Überlegungen.
    Sie wandte sich Pifa zu, die den
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