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Die weiße Macht

Die weiße Macht

Titel: Die weiße Macht
Autoren: Jason Dark
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Es passierte auf einer der Tiberbrücken in Sichtweite der Engelsburg!
    Lorenzo Amber wußte sofort, daß sie ihn erwischt hatten. Ausgerechnet jetzt, ausgerechnet in dieser stockdunklen Nacht, ausgerechnet so kurz vor dem Ziel.
    Er war ihnen immer wieder entwischt, hatte sich die raffiniertesten Verstecke ausgesucht und sie mehr als einmal regelrecht geleimt, doch sie hatten auch sein Ziel gekannt und waren schlau genug gewesen, ihre Leute zu postieren.
    Unter ihm gurgelte der Tiber. Er schlängelte sich wie ein breites schwarzes Band durch sein Bett, manchmal von Strudeln begleitet, die Schaumkronen bildeten.
    Um diese Zeit, es war zwischen drei und vier Uhr morgens, schlief selbst die italienische Hauptstadt. Lorenzo kannte sich aus. Er war oft genug in Rom gewesen, und zu dieser Stunde kam sie ihm vor wie ein Maul, das kräftig ausatmete.
    Amber wußte nicht einmal, wie viele Personen auf ihn warteten. Zwei Schatten hatte er gesehen, eigentlich harmlos, doch seiner Meinung nach hatten sie sich einfach zu schnell bewegt, als seine Gestalt auf der Brücke erschienen war.
    Was tun?
    Zurücklaufen, weitergehen? So einiges ging ihm durch den Kopf, und auf der Zunge hatte er den bitteren Geschmack der Niederlage.
    Er merkte, wie es in ihm vibrierte. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Kälte durchströmte ihn. Sie wechselte sich ab mit einer flammenden Hitze.
    Einen Ausweg gab es nicht. Er mußte dennoch weitergehen, egal in welche Richtung.
    Uberdeutlich hörte er plötzlich die Geräusche. Da war das leise Winseln des Windes, das Klatschen der Wellen und auch die Geräusche der Autos. Niemand interessierte sich für die Brücke, er war allein, und selbst dieses Bauwerk wirkte auf ihn bedrohlich.
    Amber setzte seinen Weg fort. Er hatte sich entschlossen, so zu tun, als hätte er nichts bemerkt. Es ergab einfach keinen Sinn, wenn er losrannte oder anfing zu schreien. Sie würden ihn so oder so schnappen. Deshalb ging er weiter und hoffte immer noch, sich letztendlich geirrt zu haben.
    Eine einsame Lampe verstreute ihr Licht. Er huschte schnell durch diesen Kegel und war froh, ihn hinter sich gelassen zu haben. Der Schweiß blieb auf dem Gesicht.
    Rom wurde als die Ewige Stadt bezeichnet. Für ihn konnte sie das Tor zur Ewigkeit werden!
    Auch ärgerte sich Lorenzo Amber darüber, sich nicht richtig abgesichert zu haben. Er hätte anrufen sollen, seine Freunde hätten dann einen Sicherheitsring um ein gewisses Gebiet gezogen. Dafür war es längst zu spät.
    Lorenzo Amber dachte an seine Mutter, die ihn immer davor gewarnt hatte, sich auf ein gefährliches Pflaster zu begeben. Er hatte nicht auf sie gehört. Er war in die Welt hinausgegangen. Er hatte sich immer als ein Suchender betrachtet. Als jemand, der Gerechtigkeit wollte, um damit die Ungerechtigkeit bekämpfen zu können. Er war ein Träumer gewesen, das hatte er einsehen müssen, wobei es nichts an seiner Einstellung geändert hatte.
    Der Wind wehte ihm den dünnen Klang einer Glocke entgegen. Viermal hatte sie angeschlagen, eine Totenglocke, die sich in einer fernen Welt befand.
    Er blieb stehen.
    Plötzlich erschien vor ihm ein Mann. Er mußte im Schatten der Brückenmauer gekauert haben, ähnlich wie ein Bettler tagsüber, aber er war plötzlich vor ihm, hatte den rechten Arm halb erhoben und drehte etwas Weißes zwischen Zeige- und Mittelfinger. Eine Zigarette.
    »Hast du Feuer, Freund?«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Schade.« Der Mann zog sich wieder zurück.
    Lorenzo Amber atmete auf. Der Mann mit der Zigarette war harmlos gewesen. Natürlich hatte er Feuer, aber er hatte eben rein schreckhaft reagiert. Er fand den Mann auf dem Boden hockend und warf ihm eine schmale Zündholzschachtel zu. »Hier, die habe ich noch gefunden.«
    »Danke.«
    Lorenzo Amber setzte seinen Weg fort, als hinter ihm das Zündholz aufzischte. Von den Schatten hatte er nichts mehr bemerkt, aber sie waren da, das wußte er.
    Er drehte sich um.
    Leere und Schwärze. Auf der Brücke war niemand zu sehen. Kein Boot fuhr mehr auf dem Tiber. Es war keine gute Idee von ihm gewesen, sich zu Fuß durch Rom zu schlagen, aber er wollte auch keinen anderen in Gefahr bringen.
    Amber ging schneller. Sein Gesicht war verkniffen. Er spürte mit jedem Schritt das Wachsen der Gefahr. Bisher war er auf der Brückenmitte gegangen, nun wählte er die rechte Seite. Die Schatten hatte er auf der anderen Seite gesehen.
    Kamen Sie?
    Hatte er sich getäuscht?
    Mit dem Auftreten brandeten diese
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