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Die weiße Macht

Die weiße Macht

Titel: Die weiße Macht
Autoren: Jason Dark
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arbeitet?«
    »Wahrscheinlich.« Suko stellte die Teetasse wieder zur Seite. »Wenn ich mich so umschaue, hat unser Freund einen guten Tausch gemacht, denn so komfortabel war das Kloster St. Patrick nicht. Ich denke schon, daß er sich in seinem neuen Job wohl fühlen wird.«
    »Davon hat er bei Telefonaten nie etwas gesagt.«
    »Wie oft hast du mit ihm gesprochen?«
    »Zweimal.«
    Er winkte ab.
    »Da ging es doch nur um die Sache.«
    Die Erinnerung an die Gespräche ließ mich lächeln. »Nein, nicht nur. Wenn ich ehrlich sein soll, weiß ich nicht, was momentan läuft. Ich kann mir auch nicht denken, was wir hier sollen, Suko. Er hat ja nichts angedeutet.«
    »Die Kreaturen der Finsternis, glaube ich.«
    »Das ist die Frage«, sagte ich.
    »Jedenfalls braucht er unsere Hilfe.«
    Davon ließ sich Suko auch nicht abbringen. Ich schaute zu, wie er trank und lehnte mich in dem Sessel zurück, wobei ich dem Knarren des Leders lauschte. Durch den Vorhang schaute ich auf die Fensterscheibe, die aussah, als würde sie in der Glut der Sonne hell brennen. Lag dahinter die lichterfüllte Welt, von der Menschen immer berichten, die für eine gewisse Zeit tot gewesen waren.
    In dem Raum gab es noch eine zweite Tür, umgeben von Regalen, in einer kleinen Nische. Genau diese Tür bewegte sich, und einen Moment später wurde die Lücke von einer Gestalt ausgefüllt.
    Ein Mann trat näher.
    Wir hatten ihn bereits gehört und erhoben uns. Sekunden wurde die Stille von einem hellen, freundlichen Lachen unterbrochen. Das Eis der Ehrfurcht war gebrochen.
    Father Ignatius stand vor uns.
    ***
    Der Kork des Rettungsrings drückte gegen das Kinn des Mannes. Die Wellen spielten mit Lorenzo Amber und trugen ihn davon. Die Stimme seiner Verfolger überhörte er, denn er konzentrierte sich einzig und allein auf seine Rettung und hoffte, daß die andere Stimme keine Halluzination gewesen war.
    Er dachte auch nicht daran, daß er seinen Verfolgern den Rücken zudrehte, er wollte einfach nur heraus aus den Fluten des Tibers, und es war ihm letztendlich egal, wer ihn da aus dem Wasser holte.
    Es fielen keine Schüsse mehr, aber die Lichtkegel huschten noch immer über die Wellen. Er hörte die Stimme wieder. »Achtung, wir ziehen Sie hoch!«
    Erst jetzt fiel ihm auf, daß eine Frau gesprochen hatte, aber das machte ihm nichts. Ob Frau oder Mann, wichtig war nur, daß er endlich herausgezogen wurde.
    Ambers linker Arm fühlte sich taub an. Dort hatte ihn die Kugel erwischt.
    Ob sie im Fleisch steckte, wußte er nicht, er konnte nur hoffen, daß er die Verletzung überlebte.
    »Festhalten!«
    Den rechten Arm hatte er von unten in den Rettungsring hineingeschoben und ihn so gedreht, daß er mit einer Hand den Wulst richtig umklammern konnte. Er schrammte beim Hochziehen an der Bordwand des Schiffes entlang. Es war ausgerechnet die linke Schulter, die malträtiert wurde, und wieder biß der Schmerz durch seinen Arm.
    Der kurze Weg nach oben kam ihm unendlich lang vor. Wasser rann aus seinen Haaren, es lief über das Gesicht, gegen die Lippen, und Amber hatte den Eindruck, verdünntes Öl zu schmecken. Die Kleidung hing schwer an seinem Körper, er fühlte sich so hilflos und beinahe schon kampfunfähig, und er merkte, wie ihn allmählich die Kraft verließ.
    Aber da streckten sich ihm die helfenden Hände entgegen. Er hatte sie nicht gesehen und spürte nur, wie sie unterfaßten und in die Höhe zerrten.
    »Vorsichtig…«
    Wieder hatte die Frau gesprochen und damit auch Erfolg gehabt, denn man legte ihn behutsam auf die Planken und löste seine Rechte vom Wulst des Rettungsrings.
    Geschafft! Er war in Sicherheit! Keine blitzenden Lichter mehr, die nach ihm suchten, keine Angst vor einer Kugel, die in seinen Rücken schmetterte, erlag bei Freunden, die ihn aus dem Wasser gezogen hatten, obwohl er diese Freunde nicht kannte. Aber sie gehörten zu den Menschen, die Courage bewiesen und sich auch nicht durch Schüsse hatten einschüchtern lassen.
    »Er ist verletzt«, sagte ein Mann.
    »Schwer?« fragte die Frau.
    »Moment mal.«
    Lorenzo Amber bekam mit, wie jemand seinen Arm untersuchte. Er zuckte zusammen, als er um die Schulterwunde herum die Finger spürte. »Es ist gar nicht schlimm, nur ein Streifschuß. Eine lange Schramme.«
    »Gut.«
    »Bleibt es dabei?«
    »Ja«, sagte die Frau, »ihr könnt ihn nach unten bringen. Aber seid vorsichtig, bitte.«
    Lorenzo Amber hatte jedes Wort gehört. Nichts war gegen ihn persönlich gerichtet gewesen,
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